Kapitel 5
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Ich hätte ewig so weiter feiern können. Aber die Schwangerschaft, auch wenn sie bislang ganz entspannt bei mir verlief, ging doch nicht spurlos an mir vorüber. Ich merkte, dass ich zusehends müder wurde. Aber bevor ich das Fest verlassen konnte, galt es noch den Brautstrauß zu werfen. Die unverheirateten Frauen und Mädchen auf dem Fest versammelten sich auf der Tanzfläche. Ich stellte mich mit dem Rücken zu ihnen und dann warf ich den Strauß hoch in die Luft.

 
 
 

Ich hatte schon vorher genau gesehen, dass Magda ganz scharf darauf war, den Strauß zu fangen. Und es gelang ihr tatsächlich. Und nur böse Zungen behaupteten hinterher, sie hätte die kleine Annabelle zur Seite geschubst. Das Mädchen war ganz einfach über seine eigenen Füße gestolpert. Auf jeden Fall hielt Magda höchst zufrieden den Strauß in der Hand. Jetzt fehlte ja nur noch der Ehemann. Mit diesem letzten Bild im Kopf verließen Francesco und ich unsere Gäste, die noch viele Stunden weiter feierten.

 
 

 

 

Teil 4

   
   
   

Im Innenhof des Schlosses wartete bereits der Chauffeur mit der Limousine auf uns. Die Hochzeitsnacht würden Francesco und ich auf Schloss Hardsten verbringen. Unser eigenes Haus war noch immer nicht bezugsfertig und auf Hardsten würden wir mehr Privatsphäre haben als in der Cilia Gade.  Als wir allein in Francescos Zimmer waren, merkte ich, dass er etwas nervös wurde. „Klaudia“, begann er die Unterhaltung, „ich habe mit meinem Anwalt und auch mit dem Bischof gesprochen und beide waren der Auffassung, dass es unumgänglich sei, dass wir die Ehe trotz allem“, dabei deutete er auf meine prallen Babybauch, „vollziehen müssen.“ Seine Wangen glühten bei diesen Worten feuerrot und das war nur zum Teil den frostigen Außentemperaturen oder dem Alkohol zuzuschreiben. Nein, es war ihm ganz einfach unangenehm über das Thema Sex zu sprechen, selbst mit mir, seiner eigenen Frau.

 
   
 

Oder aber, es war ihm unangenehm mich darum zu bitten, mit ihm zu schlafen, obwohl wir beide wussten, dass wir die Ehe nicht aus Liebe eingegangen waren. Was auch immer der Grund war, er brauchte sich keine weiteren Gedanken zu machen. „Deine Mutter hat mich über meine heutigen Pflichten bereits in Kenntnis gesetzt“, erwiderte ich. Zunächst hatte mich das in Angst versetzt. Doch jetzt war es anders. Francesco war mein Mann. Beim Ja-Wort hatte ich gespürt, dass ich mehr für ihn empfand, als ich geglaubt hatte. Und jetzt war ich neugierig, ob sich dieses Gefühl bestätigen würde, wenn ich Francesco auch körperlich näher kam. „Ich bin bereit dafür“, konnte ich ihm daher ehrlich antworten.

 
   
 

Aufgeregt war ich dennoch. Immerhin hatte ich erst ein einziges Mal mit ihm geschlafen. Nachdem er von meiner Schwangerschaft erfahren hatte, hatte Francesco nie wieder etwas in dieser Richtung versucht. Und unser erstes Mal hatte ich nicht unbedingt positiv in Erinnerung. Ich hatte diese Nacht ein ums anders Mal Revue passieren lassen und war zu dem Schluss gekommen, dass ich Francescos scheinbare Unachtsamkeit mir gegenüber vielleicht überbewertet hatte. Inzwischen kannte ich ihn ja besser und wusste, dass er ein sehr in sich gekehrter Mensch war, der so gut wie nie Gefühle nach außen hin zeigte. Warum sollte das beim Sex also anders sein? Ich wollte ihm und uns beiden also eine neue Chance geben, auch wenn mein Herz dabei wie wild klopfte. Schüchtern strich ich eine Haarsträhne, die sich aus meiner Frisur gelöst hatte zurück und drehte mich mit dem Rücken zu ihm. Und bei den Worten, „Würdest du mir mit dem Reißverschluss helfen?“, war ich bemüht, so verführerisch wie möglich zu klingen. Er sollte wissen, dass ich das hier wirklich wollte.

 
   
 

Francesco ließ sich nicht ein zweites Mal bitten. Während er mein Kleid öffnete zog ich die langen weißen Handschuhe aus und warf sie auf den Boden. Das Kleid glitt an meinem Körper ebenfalls zu Boden hinab. Ohne dass ich ihn dazu auffordern musste begann Francesco auch den Verschluss meines BHs zu öffnen. Derweil griff ich mir in die Haare und zog die Haarnadeln heraus, die meine Frisur zusammenhielten und schüttelte meine Lockenmähne. Mit der anderen Hand drückte ich zunächst noch den geöffneten BH an meinen Körper. Doch als ich Francescos Hände auf  meiner Hüfte fühlte, blickte ich ihn über die Schulter hinweg an und ließ auch dieses Kleidungsstück zu Boden gleiten. Dann drehte ich mich zu meinem Mann um, nahm ihm seine Fliege ab, seinen Kummerbund und half ihm dabei sich von seinem Jackett und seinem Hemd zu befreien. Auch seine Kleidungsstücke fielen achtlos zu Boden und schließlich standen wir vollkommen nackt voreinander. Unsere Blicke ruhten auf dem Körper des jeweils anderen und dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass Francesco sich sehr viel Zeit nahm.

   
   
   

Ich nahm seine Hand und gemeinsam legten wir uns auf das Bett. Ich wollte, dass es diesmal anders wurde als beim ersten Mal. Vielleicht hatte ich mich damals einfach zu sehr darauf verlassen, dass Francesco schon alles machen würde, so wie es Israel bei meinem aller Ersten Mal getan hatte. Vielleicht war Francesco ja genau so schüchtern und unsicher in Liebesdingen wie ich es war und brauchte etwas Unterstützung? Nur wusste ich nicht, was ihm gefallen könnte. Also dachte ich daran, was ich schön fand und begann damit, seine Arme, seine Brust und seinen Bauch vorsichtig mit meinen Fingerspitzen zu stricheln. Es dauerte nicht lange, bis Francescos Finger auf die gleiche Weise meinen Körper erkundeten. Der eigentliche Akt verlief dann bei erster Betrachtung wie beim ersten Mal. Doch schnell erkannte ich, dass die Bewegungen, die ich zunächst als mechanisch wahrgenommen hatte, viel eher mit Sorgfalt und Präzision ausgeführt wurden. Seine Augen waren auch diesmal fest verschlossen, aber diesmal verstörte es mich nicht mehr so sehr. Denn als ich seinen Gesichtsausdruck genauer musterte, erkannte ich, dass er dabei durchaus zufrieden aussah. Und als ich begann, seinen Hals mit kleinen Küssen zu verwöhnen, verzogen sich seine Mundwinkel sogar zu einem Lächeln.

 
   
 

Ja, unser Liebesakt war auch diesmal sehr anders als das, was ich mit Israel erlebt hatte. Aber war es deswegen schlechter? Ich war mir da inzwischen nicht mehr so sicher. Es war schön, Francescos warme Haut auf meiner zu spüren. Ich genoss seine Berührungen. Und ich war mir sicher, dass auch er es genoss. Sein rascher Höhepunkt sollte mir in dieser Hinsicht Beweis genug sein. Auch diesmal schlief er hinterher schnell ein. Aber wer wollte es ihm verdenken? Wir waren seit dem frühen Morgen auf den Beinen und hatten viel getanzt. Und auch wenn Francesco nicht übermäßig viel getrunken hatte, so hatte der Alkohol doch sicher auch seine Mitschuld. Ich hingegen konnte noch nicht gleich einschlafen. Doch das war nicht schlimm. Ich schmiegte mich an den Rücken meines Ehemannes und lauschte seinen gleichmäßigen Atemzügen. Ich war tatsächlich seine Frau…und es fühlte sich gut an. Ich war verheiratet, würde bald Mutter werden. Alle meine Wünsche gingen in Erfüllung.

 
 

 

 

 
     
 

Direkt am nächsten Morgen traten wir unsere Hochzeitsreise an. Das Ziel war der kleine Ort Monte Vista in der Toskana. Es war die Heimatstadt der mütterlichen Linie von Francescos Familie. Lady Eleonore war hier aufgewachsen und Francesco hatte hier viele Sommer bei seinen Großeltern verbracht. Vom Regionalflughafen in Rodaklippa flogen wir zunächst in einer kleinen Cessna nach SimCity, von wo aus es in der ersten Klasse nach Florenz weiterging. Dort angekommen setzten wir unsere Reise in einer gemieteten Limousine fort. Obwohl es in der Toskana sehr viel wärmer als im kalten Simskelad war, war der Winter auch hier deutlich zu spüren. Ohne dicke Winterjacken ließ es sich auch hier nicht aushalten. Erst nach Sonnenuntergang kamen wir an unserem Landhotel an.

 
   
   

Unser Zimmer war bereits für uns vorbereitet worden. Es war großzügig und elegant eingerichtet, auch wenn man es nicht unbedingt luxuriös bezeichnet hätte. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl hier. Trotz der Anstrengungen der Reise setzt sich Francesco noch an den Schreibtisch und ging einige Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung Rodaklippas im letzten Quartal durch. Und ich machte mich schon einmal mit dem ungewohnten Euro Münzen und Scheinen vertraut, die wir an der Rezeption gegen Simoleons eingetauscht hatten.   

 
   

Als wir am nächsten Morgen aufwachten hatte es tatsächlich geschneit. Eine dünne weiße Schicht bedeckte die Landschaft, war aber bereits im Begriff zu tauen. Von so ein bisschen Schnee ließen Francesco und ich uns nicht abhalten. Wie zogen unsere warmen Winterjacken an und machten uns auf zu einem Spaziergang durch die historische Altstadt von Monte Vista.

 
   
 

Die Altstadt war wirklich wunderschön. Hoch oben auf dem Berg gelegen befanden sich hinter der dicken Stadtmauern eine Vielzahl historischer Bauten. Aber das beeindruckendste Bauwerk war die Burg. „Bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren haben meine Großeltern in dieser Burg gewohnt“, erklärte Francesco. „Sie ist auch noch heute im Besitz der Familie de‘ Morelli, allerdings lebt mein Tante mit ihrer Familie in einer Villa bei Florenz.“ „Können wir sie denn besichtigen?“, fragte ich neugierig. „Wir könnten schon. Aber heute wird die Burg von der Stadtverwaltung genutzt und ist vollgestopft mit Akten. Es wäre also nicht sonderlich spannend.“

 
     
 

Interessiert hätte es mich dennoch. Aber für Francesco war das Thema bereits erledigt. Und offenbar hatte er für den Rest des Tages auch schon andere Pläne. „Klaudia, ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich dich für den Rest des Nachmittags alleine lasse. Ich habe gleich einen Geschäftstermin mit ein paar lokalen Politikern. Das würde dich ohnehin sicherlich nur langweilen.“ Damit hatte er vermutlich Recht, aber eine Wahl blieb mir ja so oder so nicht. Doch in Monte Vista gab es viel zu sehen und ich konnte mich problemlos den ganzen Tag im Museum aufhalten und mir die hiesigen Gemälde und Skulpturen anschauen.

 
   
   

Am Abend stieß Francesco dann wieder zu mir und gemeinsam besuchten wir eine urige Pizzeria in der Altstadt. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich seit dem Frühstück nichts gegessen hatte oder daran, dass ich derzeit ohnehin für zwei aß, aber ich hatte selten so eine gute Pizza gegessen. Und von der köstlichen Panna Cotta zum Nachtisch will ich gar nicht erst anfangen.

   
   
 

Gut gesättigt fuhren wir zurück in unser Hotel. Beide machten wir uns fertig fürs Bett. Die Häuser hier in der Toskana waren eindeutig nicht für solche eisigen Temperaturen gebaut worden, denn trotz der dicken Daunendecke begann ich zu zittern. Francesco merkte dies und zog mich zu sich heran. Und schon nach wenigen Augenblicken in seinen Armen wurde mir wärmer. Und mir wurde regelrecht heiß, als ich seine Erregung spürte. Nein, diesmal musste er nicht mit mir schlafen und es war auch kein Alkohol im Spiel. Er wollte es demnach und ich war glücklich darüber. War es nicht ein deutliches Zeichen, dass er begann mich zu lieben? Und ich wurde umso glücklicher, als dass sich dieses Ereignis in den kommenden Nächten noch des Öfteren wiederholen sollte.

     
 

Obwohl wir in unseren Flitterwochen waren, könnte es Francesco sich nicht erlauben, seine Arbeit ruhen zu lassen. Regelmäßig ließ er sich von seiner Mutter über die Geschehnisse in Rodaklippa und ganz Simskelad auf dem Laufenden halten und brütete bis spät in die Nacht hinein über Ratsbeschlüssen, Steuerlisten und den Haushaltsplänen für das kommende Jahr. Ich nutzte die Zeit dann für ausgedehnte Spaziergänge durch die hügelige Landschaft oder vertrieb mir die Zeit mit Spielen auf der Gitarre, die ich mir von einem der Hotelangestellten ausgeliehen hatte.

   
   
 

Aber Francesco arbeitete natürlich nicht die ganze Zeit. Unsere Hochzeitsreise gab ihm nämlich die Gelegenheit, sich seiner großen Leidenschaft, dem Weinhandel, zu widmen. Und ich war neugierig, mehr über seine Lieblingsbeschäftigung zu erfahren. An einem Nachmittag fuhren wir also zu einem Weingut hinaus, mit dem Francesco schon seit Jahren geschäftliche Beziehungen unterhielt. „Willkommen, Lord Hartfels“, begrüßte uns Signora Camara, die Winzerin. „Ich bin hoch erfreut sie wieder einmal auf Gut Lussureggiante begrüßen zu dürfen.“

 
     
 

Da der kalte Wind oben auf den Hügeln besonders stark wehte, bat sie uns umgehend in das Innere des Weinguts. „Und sie müssen dann Lady Hartfels sein“, begrüßte sie auch mich, sobald wir die Mäntel ausgezogen hatten. „Ich habe die Bilder ihrer Hochzeit in den Illustrierten verschlungen. Aber in Wirklichkeit sind sie noch viel schöner, als auf den Fotos.“ Ich errötete bei dem Kompliment und bedankte mich. Ein Blick zu Francesco verriet mir, dass auch er über dieses Kompliment erfreut schien.

 

 

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kor. 08.02.2015