Teil 1: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Z
Teil 2: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 R

 


Unser Fluchtweg führte uns über die alte Landstraße, die nicht mehr war, als eine Schotterpiste, die sich in engen Kurven durch die Berge und Schluchten des Gebirges zog, welches die Sierra Simlone vom Rest der SimNation trennte. Nach Aussage unseres Fahrers wurde die neue Schnellstraße von den Simnistriern gut bewacht und ein durchkommen wäre nicht möglich. Von diesem abgelegenen Weg schienen sie aber nichts zu ahnen. Um dennoch nicht die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, fuhren wir ohne Licht. Die Straße war kaum zu erkennen und die Schlucht immer nur einen Handbreit entfernt, aber wir durften kein Risiko eingehen.


Durch den nun schon seit Tagen anhaltenden Regen war der Rio Seco, der in der Schlucht unter uns dahin floss, zu einem reißenden Strom angeschwollen. Mit Grauen musste ich daran denken, dass vor vielen Jahren genau auf dieser Piste Albert und Gerda von der Straße abgekommen waren und ich den Fluss stützten. Albert, der Mann, mit dem ich ein gemeinsames Leben beginnen wollte, hat diesen Unfall nicht überlebt. Ich wollte gar nicht daran denken, was passieren könnte, wenn unsere Fahrer in der Dunkelheit zu nah an den Rand der Schlucht herankam.


Doch mit einem Augenblick war dieses Angst wie weggeblasen, denn ein viel ernsteres Hindernis stand uns im Weg. Offensichtlich hatten die simnistrischen Soldaten die alte Landstraße inzwischen entdeckt und sie gesichert. Ein Militär-Jeep blockierte die Straße und zwei Soldaten standen mit Maschinengewehren bewaffnet davor und versperrten uns den Weg.


Nein, nein, nein! Das durfte nicht sein. Es durfte einfach nicht so enden. Wir waren so kurz davor, dem Schrecken des Krieges zu entkommen und mit einem Schlag schien alles vorbei. Was würden die Simnistrier mit uns anstellen? Würden sie uns für unseren Fluchtversuch in ein Straflager stecken? Oder würden die beiden uns in ihrer blinden Wut an Ort und Stelle umbringen?


"Haltet euch alle gut fest!", schrie mit einem Mal unser Fahrer. Er hatte unseren Fluchtwagen fast vollständig zum Stehen gebracht, als wir die Straßenblockade vor uns aufgetaucht war. Jetzt aber umfasste er mit beiden Händen fest das Lenkrad und gab Vollgas.


Die Reifen drehten auf dem Untergrund aus Sand und Kies zunächst wild durch, doch dann schoss unser Fluchtwagen nach vorne. Desdemona und die Kinder schrien voller Panik, während ich nur Krampfhaft versuchte, mich irgendwo festzuhalten. Die beiden Soldaten starten uns ungläubig mit weit aufgerissenen Augen an und sprangen in letzter Sekunde zur Seite, als sie merkten, dass das auf sie zurasende Fahrzeug nicht langsamer werden würde. Doch der einzige Ausweg der ihnen blieb war hinunter in den Fluss und damit vermutlich in den sicheren Tod. Unser Fluchtfahrzeug knallte mit voller Wucht gegen den Militärjeep. Unser Auto wurde beinah hochgeschleudert, doch der Fahrer schaffte es irgendwie, die Kontrolle wiederzuerlangen. Der Jeep hingegen hatte weniger Glück und stürzte hinunter in den reißenden Fluss.


Ich zitterte am ganzen Körper. Sky klammerte sich fest an mich und Klaudia weinte nur. Desdemona schaute fassungslos hinunter in die Schlucht. Doch weder vom Jeep noch von den beiden Soldaten war auch nur die geringste Spur zu erkennen. Und unser Wagen fuhr unbeirrt weiter. Die Motorhaube war sichtlich zerbeult, doch der Motor surrte leise vor sich hin und der Ort des Entsetzens lag mit jeder Sekunde weiter hinter uns zurück. Und mit jeder Sekunde kamen wir dem sicheren SimCity ein Stück näher.


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