|
Unser Fluchtweg führte uns über die alte Landstraße,
die nicht mehr war, als eine Schotterpiste, die sich in engen
Kurven durch die Berge und Schluchten des Gebirges zog, welches
die Sierra Simlone vom Rest der SimNation trennte. Nach Aussage
unseres Fahrers wurde die neue Schnellstraße von den Simnistriern
gut bewacht und ein durchkommen wäre nicht möglich.
Von diesem abgelegenen Weg schienen sie aber nichts zu ahnen.
Um dennoch nicht die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, fuhren
wir ohne Licht. Die Straße war kaum zu erkennen und die
Schlucht immer nur einen Handbreit entfernt, aber wir durften
kein Risiko eingehen.
|
|
Durch den nun schon seit Tagen anhaltenden Regen war der Rio
Seco, der in der Schlucht unter uns dahin floss, zu einem reißenden
Strom angeschwollen. Mit Grauen musste ich daran denken, dass
vor vielen Jahren genau auf dieser Piste Albert und Gerda von
der Straße abgekommen waren und ich den Fluss stützten.
Albert, der Mann, mit dem ich ein gemeinsames Leben beginnen
wollte, hat diesen Unfall nicht überlebt. Ich wollte gar
nicht daran denken, was passieren könnte, wenn unsere Fahrer
in der Dunkelheit zu nah an den Rand der Schlucht herankam.
|
|
Doch mit einem Augenblick war dieses Angst wie weggeblasen,
denn ein viel ernsteres Hindernis stand uns im Weg. Offensichtlich
hatten die simnistrischen Soldaten die alte Landstraße
inzwischen entdeckt und sie gesichert. Ein Militär-Jeep
blockierte die Straße und zwei Soldaten standen mit Maschinengewehren
bewaffnet davor und versperrten uns den Weg.
|
|
Nein, nein, nein! Das durfte nicht sein. Es durfte einfach nicht
so enden. Wir waren so kurz davor, dem Schrecken des Krieges
zu entkommen und mit einem Schlag schien alles vorbei. Was würden
die Simnistrier mit uns anstellen? Würden sie uns für
unseren Fluchtversuch in ein Straflager stecken? Oder würden
die beiden uns in ihrer blinden Wut an Ort und Stelle umbringen?
|
|
"Haltet euch alle gut fest!", schrie mit einem Mal
unser Fahrer. Er hatte unseren Fluchtwagen fast vollständig
zum Stehen gebracht, als wir die Straßenblockade vor uns
aufgetaucht war. Jetzt aber umfasste er mit beiden Händen
fest das Lenkrad und gab Vollgas.
|
|
Die Reifen drehten auf dem Untergrund aus Sand und Kies zunächst
wild durch, doch dann schoss unser Fluchtwagen nach vorne. Desdemona
und die Kinder schrien voller Panik, während ich nur Krampfhaft
versuchte, mich irgendwo festzuhalten. Die beiden Soldaten starten
uns ungläubig mit weit aufgerissenen Augen an und sprangen
in letzter Sekunde zur Seite, als sie merkten, dass das auf
sie zurasende Fahrzeug nicht langsamer werden würde. Doch
der einzige Ausweg der ihnen blieb war hinunter in den Fluss
und damit vermutlich in den sicheren Tod. Unser Fluchtfahrzeug
knallte mit voller Wucht gegen den Militärjeep. Unser Auto
wurde beinah hochgeschleudert, doch der Fahrer schaffte es irgendwie,
die Kontrolle wiederzuerlangen. Der Jeep hingegen hatte weniger
Glück und stürzte hinunter in den reißenden
Fluss.
|
|
Ich zitterte am ganzen Körper. Sky klammerte sich fest
an mich und Klaudia weinte nur. Desdemona schaute fassungslos
hinunter in die Schlucht. Doch weder vom Jeep noch von den beiden
Soldaten war auch nur die geringste Spur zu erkennen. Und unser
Wagen fuhr unbeirrt weiter. Die Motorhaube war sichtlich zerbeult,
doch der Motor surrte leise vor sich hin und der Ort des Entsetzens
lag mit jeder Sekunde weiter hinter uns zurück. Und mit
jeder Sekunde kamen wir dem sicheren SimCity ein Stück
näher.
|
|