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Tristan hatte auch seine Probleme. Eines Morgens stellte er fest,
dass er leider nicht mehr so gut in Form war, wie früher.
Einen Waschbrettbauch hatte er zwar nie, aber die Kugel, die er
jetzt vor sich her schob, war doch eine Nummer zu groß.
Auch wenn Frank versicherte, dass ihn das überhaupt nicht
stören würde, so war Frank doch nicht der einzige Mann,
dem er gefallen wollte. Außerdem drohte der Bauch, den Einblick
auf seine Männlichkeit zu versperren.
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In seinem Job als Geschäftsmann hatte er nicht wirklich viel
Bewegung. Selbst die kurzen Strecken zwischen den Ölbohrtürmen
fuhr er meist mit einem kleinen Spezialfahrzeug ab, denn Zeit
war nun einmal Geld. Auf die Ölbranche traf das ganz besonders
zu. Also versuchte er es mit ein wenig Yoga vor und nach der Arbeit,
nachdem er gehört hatte, dass ich vor einigen Jahren gute
Erfahrungen damit gemacht hatte. Und vielleicht ließen sich
dies Verrenkungen ja auch an einer anderen Stelle einsetzten?
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Es ist schwer zu glauben, aber Joga war wirklich eine wahre Wunderwaffe
gegen die Fettzellen. Denn Tristans Pfunde schmolzen dahin und
bald hatte er seinen flachen Bauch zurück erlangt. Dieser
Anblick im Spiegel, sagte ihm doch viel mehr zu, als die olle
Fettwampe. Vielleicht, überlegte er sich, sollte er bei den
kommenden Geschäftsessen lieber auf den Nachschlag verzichten?
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Und auch wenn Frank behauptet hatte, dass ihn Tristans Bäuchlein
nicht störte, so war er doch nicht traurig, als sein Freund
es sich wieder abtrainierte. Zudem profitierte er von Tristans
neu erworbenen Jogakenntnissen, die zu einigen neuen Variationen
in ihrem Liebesleben führten. Von der Übung "Skorpion
in Angriffsstellung" konnte er gar nicht genug bekommen.
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Wenigstens am Wochenende blieb King noch etwas Zeit, um sich mit
ihren Freundinnen zu treffen. Allerdings war Kinga die Erschöpfung
deutlich anzusehen. "Alles in Ordnung bei dir?", fragte
Constance besorgt, als sie sah, wie ihre Freundin betrübt
in ihr Glas schaute, während die drei auf das Essen im Bowlingcenter
warteten. Doch Kinga winkte ab. "Mir geht es gut. Ich muss
nur mal wieder richtig ausschlafen, das ist alles."
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Beim Bowling wollte sie dann auch demonstrieren, das sie topp
fit war. Aber sie war es nun einmal nicht und so rutschte ihr
die Kugel noch bei Schwung holen aus der Hand und schlug mit lautem
Donnern auf das gebohnerte Parkett der Bahn, sodass alle anderen
Spieler sich nach ihr umsahen. Peinlich, peinlich! Und natürlich
hatte sie auch nicht einen Kegel umgestoßen. Den nächsten
Wurf ging sie deshalb auch deutlich behutsamer an.
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Wie der Zufall es wollte, war auch Timon mit einigen seiner Freunde
im Bowlingcenter. "Hi, Kinga! Coole Aktion, die du da gerade
geboten hast", begrüßte er sie grinsend. Kinga
sah in entsetzt an. Hatte Timon sie etwa beobachtet? Oh nein,
schlimmer ging es wirklich nicht! Am liebsten wäre sie im
Boden versunken. Stattdessen lächelte sie gezwungen. "Ach,
das lag nur an der Kugel. Irgendetwas muss damit nicht in Ordnung
gewesen sein. Meine Finger hatten gar keinen halt".
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Timon hatte sofort erkannt, dass sie nur eine Ausrede suchte,
aber ging trotzdem darauf ein. Mit einer Bowlingkugel in der Hand
kehrte er zu Kinga zurück. "Probier es mal mit dieser
hier", bot er ihr an. "Ich kann dir aber auch gerne
zeigen, wie du sie am besten wirfst." Dankbar nahm Kinga
sein Angebot an. Ihre Bowlingtechnik war wirklich mies. Viel wichtiger
war aber, dass sie ein wenig Zeit in Timons Nähe verbringen
konnte.
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Mit seiner Unterstützung klappte das Bowlen sogar ganz gut.
Kingas Müdigkeit und Erschöpfung war auf einmal wie
weggeblasen. Wenn Timon ihr die Kugel reichte, berührten
sich ihre Hände manchmal ganz zufällig. Aber war es
wirklich Zufall? Kinga hoffte inständig, dass es Timons Absicht
wäre, unauffällig auf Tuchfühlung zu gehen.
Als ihr Traumprinz für einen Moment verschwand, kamen Constance
und Elvira auf sie zu. "Du, Kinga, wir wollen jetzt mal nach
Hause", erklärte Elvira. "Kommst du mit?",
fragte Constance. Gerade in diesem Moment kehrte Timon aus dem
Waschraum zurück. Die glasigen Augen, mit denen Kinga Timon
bewunderte, genügten Constance als Antwort. Sie grinste,
als sie ihre Freundin zum Abschied umarmte. "Ich wünsch
dir noch einen schönen Abend", flüsterte sie Kinga
ins Ohr. "Und morgen musst du mir alles ganz genau erzählen".
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"Wollen die beiden etwa schon gehen?", fragte Timon
mit bedrückter Stimme, als er sah, wie Constance und Elvira
zum Ausgang schritten. "Du etwa auch schon, Kinga?".
Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein, ich würde gerne
noch hier bleiben. Zusammen mit dir". Ihre Wangen wurden
glühende heiß. "Natürlich nur, wenn du das
auch willst", fügte sie hastig hinzu und schaute verlegen
auf den Boden und kratzte sich am Hinterkopf. "Klar will
ich", schoss es aus Timon heraus und plötzlich glühten
seine Wangen genau so rot wie die von Kinga.
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Kinga strahlte, als sie das hörte. Timon wollte tatsächlich
weiter mit ihr abhängen. "Wollen wir tanzen?",
fragte Kinga, bevor eine unangenehme Stille aufkommen konnte.
Denn so wirklich wusste jetzt keiner von beiden, wie es weiter
gehen sollte. Timon nickte zustimmend, schaute sich dann aber
schnell um, ob seine Freunde nicht mehr da waren. Er wollte auf
keinen Fall am nächsten Montag zum Gespött der ganzen
Klasse werden, weil er in der Öffentlichkeit mit einem Mädchen
getanzt hat. Doch die Luft war rein, und so konnte er sich mit
Kinga vor der Jukebox austoben. Seine Bewegungen wirkten zwar
holprig und ungeübt, aber Kinga sah durch ihre rosarote Brille
ohnehin nur einen furchtbar süßen Jungen, egal was
er tat.
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Die beiden tranken noch zusammen eine Limo und unterhielten sich
angeregt miteinander, lachten, alberten herum. Die Zeit verflog
regelrecht und als Kinga auf die Uhr sah, stellte sie erschrocken
fest, dass es fast Mitternacht war. "Ich muss leider gehen,
Timon. Meine Eltern haben mir nur erlaubt, bis 12 aus zu gehen.
Und eigentlich auch nur, wenn ich bei Constance und Elvira bleibe".
Beide erhoben sich von dem Tisch, an dem sie die letzte Stunde
verbracht hatten und verließen das Bowlingcenter.
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Die Nachtluft war heute angenehm kühl und es wehte eine leichte
Brise, die den Geruch des Meeres selbst noch in die Sierra Simlone
trug. "Soll ich dich nach Hause begleiten, Kinga", fragte
Timon vorsichtig. "Es ist schon dunkel und bis zu euch ist
es ja doch ein Stück". Er brauchte gar nicht so viel
Überzeugungsarbeit zu leisten, den Kinga stimmt sofort zu.
Timon grinste zufrieden, doch dann versteifte sich sein Gesichtsausdruck,
als er langsam seine Finger ausstreckte, um nach Kingas Hand zu
greifen. Sein Herz raste mindestens genau so schnell wie das von
Kinga. Er hatte Angst, dass sie ihn zurückweisen könnte,
dass er sich alles nur eingebildet hatte und dieses tolle Mädchen
gar nichts an ihm interessiert war. Doch Kinga war interessiert
und ihr Herz machte einen riesigen Luftsprung, als sich seien
Hand um ihre schloss.
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Auf den gesamten Weg vom Bowlingcenter bis zur Simlane hielten
sie ihre Hände fest umschlossen, als ob sie Angst hätten,
dass der jeweils andere plötzlich verschwinden könnte,
wenn sie sich trennten. Erst als sie auf der Veranda standen,
lösten sie widerwillig ihren Griff. Und da standen sie nun,
beide etwas ratlos. Aus dem Fernsehen wussten sie beide, was jetzt
folgen sollte, doch keiner fand so recht den Mut, den ersten Schritt
zu wagen.
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Schließlich war es doch Kinga, die mit wild klopfenden Herzen
einen Schritt auf Timon zuging und vorsichtig ihre Lippen spitzte.
Instinktiv schloss sie ihre Augen. Sie hatte den ersten Schritt
getan, jetzt lag es bei Timon, weiter zu machen. Und dann spürte
sie, wie sich Timons Hand um ihre Taille legte und seine weichen
Lippen ihre berührten. Aus Angst, er konnte sich gleich wieder
von ihr lösen, griff sie nach seinem Arm und hielt ihn fest.
Die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten wild durcheinander und als
sie ihre Lider wieder öffnete, blickte sie in Timons tief
blaue Augen, die sie verliebt anstrahlten.
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Leider mussten die beiden sich für heute trennen. Kaum war
Kinga im Haus und hatte sich bei Dominik und mir gemeldet, lief
sie auch schon in ihr Zimmer und rief Constance an. Dass es bereits
kurz nach Mitternacht war, schien sie nicht zu stören. "Oh,
Constance, du wirst nicht glauben, was heute passiert ist!",
plapperte sie aufgeregt in ihr Handy. "Als du weg warst,
blieb ich noch mit Timon im Bowlingcenter. Mir haben getanzt und
so und dann so 'ne Limo getrunken und gequatscht und so. Ach Constance,
Timon ist voll süß. Der tut nur in der Schule vor seinen
Freunden ganz anders. Aber in Wirklichkeit ist der voll nett und
so. Und dann hat er mich nach Hause gebracht. Oh, dass war so
schön, Constance. Erst war er voll schüchtern und so,
doch dann hat er meine Hand genommen. Meine ganzer Arm hat so
gekribbelt.“
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"Und dann, und dann als wir auf der Veranda standen, hat
er mich geküsst.....Ja so richtig auf den Mund....Nein, das
war überhaupt nicht komisch. Das war voll schön, Constance.
Marissa hat erzählt, dass wäre am Anfang nass und eklig
und Silke hat gesagt, dass das stimmt und so, aber die haben beide
unrecht....Nein, Constance, nur mit geschlossenem Mund. Das war
doch unser erster Kuss, da kann ich doch nicht gleich mit offenem
Mund küssen. Marissa hat gesagt, dass macht man nicht, sonst
hat man dem Jungen nichts mehr zu bieten und so. Ach Constance,
am liebsten würde ich ihn gleich wieder sehen. Seine Augen
sind total blau und so. Und so schön. Er hat gesagt, er ruft
morgen an.....Natürlich werde ich mich noch mal mit ihm treffen...."
Das Gespräch dauerte noch eine ganze Weile und Kinga beschrieb
den Kuss mindestens fünf Mal in jeder Einzelheit. Wie gut,
dass am nächsten Tag keine Schule war, denn vor zwei kam
Kinga nicht ins Bett.
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Wie versprochen rief Timon am nächsten Tag an und am nächsten
und am nächsten....Die beiden trafen sich noch öfter,
als sie es schon früher getan hatten. Nur spielten sie nicht
mehr Schach miteinander, sondern wiederholten den Kuss vom ersten
Abend immer und immer wieder. Und inzwischen lief das nicht mehr
so vorsichtig und zaghaft ab, wie noch bei ihrem ersten gemeinsamen
Kuss. Manchmal wurde sogar mit offenem Mund geküsst. Schließlich
wollte Kinga ausprobieren, wovon Marissa den jüngeren Mädchen
erzählt hatte.
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Timon schien dies durchaus zu gefallen. Aber er mochte Kinga wirklich
und so stellte er ihr die ein wichtige Frage: "Willst du
mit mir gehen?". Kinga machte vor Freude einen Luftsprung.
"Klar will ich, Timon. Aber die Frage hättest du dir
echt sparen können. Für mich waren wir schon längst
fest zusammen". Aber jetzt war es auch ganz offiziell. Kinga
und Timon waren ein Paar.
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