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Teil 2:
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Tristan hatte auch seine Probleme. Eines Morgens stellte er fest, dass er leider nicht mehr so gut in Form war, wie früher. Einen Waschbrettbauch hatte er zwar nie, aber die Kugel, die er jetzt vor sich her schob, war doch eine Nummer zu groß. Auch wenn Frank versicherte, dass ihn das überhaupt nicht stören würde, so war Frank doch nicht der einzige Mann, dem er gefallen wollte. Außerdem drohte der Bauch, den Einblick auf seine Männlichkeit zu versperren.


In seinem Job als Geschäftsmann hatte er nicht wirklich viel Bewegung. Selbst die kurzen Strecken zwischen den Ölbohrtürmen fuhr er meist mit einem kleinen Spezialfahrzeug ab, denn Zeit war nun einmal Geld. Auf die Ölbranche traf das ganz besonders zu. Also versuchte er es mit ein wenig Yoga vor und nach der Arbeit, nachdem er gehört hatte, dass ich vor einigen Jahren gute Erfahrungen damit gemacht hatte. Und vielleicht ließen sich dies Verrenkungen ja auch an einer anderen Stelle einsetzten?


Es ist schwer zu glauben, aber Joga war wirklich eine wahre Wunderwaffe gegen die Fettzellen. Denn Tristans Pfunde schmolzen dahin und bald hatte er seinen flachen Bauch zurück erlangt. Dieser Anblick im Spiegel, sagte ihm doch viel mehr zu, als die olle Fettwampe. Vielleicht, überlegte er sich, sollte er bei den kommenden Geschäftsessen lieber auf den Nachschlag verzichten?


Und auch wenn Frank behauptet hatte, dass ihn Tristans Bäuchlein nicht störte, so war er doch nicht traurig, als sein Freund es sich wieder abtrainierte. Zudem profitierte er von Tristans neu erworbenen Jogakenntnissen, die zu einigen neuen Variationen in ihrem Liebesleben führten. Von der Übung "Skorpion in Angriffsstellung" konnte er gar nicht genug bekommen.

 

 


Wenigstens am Wochenende blieb King noch etwas Zeit, um sich mit ihren Freundinnen zu treffen. Allerdings war Kinga die Erschöpfung deutlich anzusehen. "Alles in Ordnung bei dir?", fragte Constance besorgt, als sie sah, wie ihre Freundin betrübt in ihr Glas schaute, während die drei auf das Essen im Bowlingcenter warteten. Doch Kinga winkte ab. "Mir geht es gut. Ich muss nur mal wieder richtig ausschlafen, das ist alles."


Beim Bowling wollte sie dann auch demonstrieren, das sie topp fit war. Aber sie war es nun einmal nicht und so rutschte ihr die Kugel noch bei Schwung holen aus der Hand und schlug mit lautem Donnern auf das gebohnerte Parkett der Bahn, sodass alle anderen Spieler sich nach ihr umsahen. Peinlich, peinlich! Und natürlich hatte sie auch nicht einen Kegel umgestoßen. Den nächsten Wurf ging sie deshalb auch deutlich behutsamer an.


Wie der Zufall es wollte, war auch Timon mit einigen seiner Freunde im Bowlingcenter. "Hi, Kinga! Coole Aktion, die du da gerade geboten hast", begrüßte er sie grinsend. Kinga sah in entsetzt an. Hatte Timon sie etwa beobachtet? Oh nein, schlimmer ging es wirklich nicht! Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Stattdessen lächelte sie gezwungen. "Ach, das lag nur an der Kugel. Irgendetwas muss damit nicht in Ordnung gewesen sein. Meine Finger hatten gar keinen halt".


Timon hatte sofort erkannt, dass sie nur eine Ausrede suchte, aber ging trotzdem darauf ein. Mit einer Bowlingkugel in der Hand kehrte er zu Kinga zurück. "Probier es mal mit dieser hier", bot er ihr an. "Ich kann dir aber auch gerne zeigen, wie du sie am besten wirfst." Dankbar nahm Kinga sein Angebot an. Ihre Bowlingtechnik war wirklich mies. Viel wichtiger war aber, dass sie ein wenig Zeit in Timons Nähe verbringen konnte.


Mit seiner Unterstützung klappte das Bowlen sogar ganz gut. Kingas Müdigkeit und Erschöpfung war auf einmal wie weggeblasen. Wenn Timon ihr die Kugel reichte, berührten sich ihre Hände manchmal ganz zufällig. Aber war es wirklich Zufall? Kinga hoffte inständig, dass es Timons Absicht wäre, unauffällig auf Tuchfühlung zu gehen.
Als ihr Traumprinz für einen Moment verschwand, kamen Constance und Elvira auf sie zu. "Du, Kinga, wir wollen jetzt mal nach Hause", erklärte Elvira. "Kommst du mit?", fragte Constance. Gerade in diesem Moment kehrte Timon aus dem Waschraum zurück. Die glasigen Augen, mit denen Kinga Timon bewunderte, genügten Constance als Antwort. Sie grinste, als sie ihre Freundin zum Abschied umarmte. "Ich wünsch dir noch einen schönen Abend", flüsterte sie Kinga ins Ohr. "Und morgen musst du mir alles ganz genau erzählen".


"Wollen die beiden etwa schon gehen?", fragte Timon mit bedrückter Stimme, als er sah, wie Constance und Elvira zum Ausgang schritten. "Du etwa auch schon, Kinga?". Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein, ich würde gerne noch hier bleiben. Zusammen mit dir". Ihre Wangen wurden glühende heiß. "Natürlich nur, wenn du das auch willst", fügte sie hastig hinzu und schaute verlegen auf den Boden und kratzte sich am Hinterkopf. "Klar will ich", schoss es aus Timon heraus und plötzlich glühten seine Wangen genau so rot wie die von Kinga.


Kinga strahlte, als sie das hörte. Timon wollte tatsächlich weiter mit ihr abhängen. "Wollen wir tanzen?", fragte Kinga, bevor eine unangenehme Stille aufkommen konnte. Denn so wirklich wusste jetzt keiner von beiden, wie es weiter gehen sollte. Timon nickte zustimmend, schaute sich dann aber schnell um, ob seine Freunde nicht mehr da waren. Er wollte auf keinen Fall am nächsten Montag zum Gespött der ganzen Klasse werden, weil er in der Öffentlichkeit mit einem Mädchen getanzt hat. Doch die Luft war rein, und so konnte er sich mit Kinga vor der Jukebox austoben. Seine Bewegungen wirkten zwar holprig und ungeübt, aber Kinga sah durch ihre rosarote Brille ohnehin nur einen furchtbar süßen Jungen, egal was er tat.


Die beiden tranken noch zusammen eine Limo und unterhielten sich angeregt miteinander, lachten, alberten herum. Die Zeit verflog regelrecht und als Kinga auf die Uhr sah, stellte sie erschrocken fest, dass es fast Mitternacht war. "Ich muss leider gehen, Timon. Meine Eltern haben mir nur erlaubt, bis 12 aus zu gehen. Und eigentlich auch nur, wenn ich bei Constance und Elvira bleibe". Beide erhoben sich von dem Tisch, an dem sie die letzte Stunde verbracht hatten und verließen das Bowlingcenter.


Die Nachtluft war heute angenehm kühl und es wehte eine leichte Brise, die den Geruch des Meeres selbst noch in die Sierra Simlone trug. "Soll ich dich nach Hause begleiten, Kinga", fragte Timon vorsichtig. "Es ist schon dunkel und bis zu euch ist es ja doch ein Stück". Er brauchte gar nicht so viel Überzeugungsarbeit zu leisten, den Kinga stimmt sofort zu. Timon grinste zufrieden, doch dann versteifte sich sein Gesichtsausdruck, als er langsam seine Finger ausstreckte, um nach Kingas Hand zu greifen. Sein Herz raste mindestens genau so schnell wie das von Kinga. Er hatte Angst, dass sie ihn zurückweisen könnte, dass er sich alles nur eingebildet hatte und dieses tolle Mädchen gar nichts an ihm interessiert war. Doch Kinga war interessiert und ihr Herz machte einen riesigen Luftsprung, als sich seien Hand um ihre schloss.


Auf den gesamten Weg vom Bowlingcenter bis zur Simlane hielten sie ihre Hände fest umschlossen, als ob sie Angst hätten, dass der jeweils andere plötzlich verschwinden könnte, wenn sie sich trennten. Erst als sie auf der Veranda standen, lösten sie widerwillig ihren Griff. Und da standen sie nun, beide etwas ratlos. Aus dem Fernsehen wussten sie beide, was jetzt folgen sollte, doch keiner fand so recht den Mut, den ersten Schritt zu wagen.


Schließlich war es doch Kinga, die mit wild klopfenden Herzen einen Schritt auf Timon zuging und vorsichtig ihre Lippen spitzte. Instinktiv schloss sie ihre Augen. Sie hatte den ersten Schritt getan, jetzt lag es bei Timon, weiter zu machen. Und dann spürte sie, wie sich Timons Hand um ihre Taille legte und seine weichen Lippen ihre berührten. Aus Angst, er konnte sich gleich wieder von ihr lösen, griff sie nach seinem Arm und hielt ihn fest. Die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten wild durcheinander und als sie ihre Lider wieder öffnete, blickte sie in Timons tief blaue Augen, die sie verliebt anstrahlten.


Leider mussten die beiden sich für heute trennen. Kaum war Kinga im Haus und hatte sich bei Dominik und mir gemeldet, lief sie auch schon in ihr Zimmer und rief Constance an. Dass es bereits kurz nach Mitternacht war, schien sie nicht zu stören. "Oh, Constance, du wirst nicht glauben, was heute passiert ist!", plapperte sie aufgeregt in ihr Handy. "Als du weg warst, blieb ich noch mit Timon im Bowlingcenter. Mir haben getanzt und so und dann so 'ne Limo getrunken und gequatscht und so. Ach Constance, Timon ist voll süß. Der tut nur in der Schule vor seinen Freunden ganz anders. Aber in Wirklichkeit ist der voll nett und so. Und dann hat er mich nach Hause gebracht. Oh, dass war so schön, Constance. Erst war er voll schüchtern und so, doch dann hat er meine Hand genommen. Meine ganzer Arm hat so gekribbelt.“


"Und dann, und dann als wir auf der Veranda standen, hat er mich geküsst.....Ja so richtig auf den Mund....Nein, das war überhaupt nicht komisch. Das war voll schön, Constance. Marissa hat erzählt, dass wäre am Anfang nass und eklig und Silke hat gesagt, dass das stimmt und so, aber die haben beide unrecht....Nein, Constance, nur mit geschlossenem Mund. Das war doch unser erster Kuss, da kann ich doch nicht gleich mit offenem Mund küssen. Marissa hat gesagt, dass macht man nicht, sonst hat man dem Jungen nichts mehr zu bieten und so. Ach Constance, am liebsten würde ich ihn gleich wieder sehen. Seine Augen sind total blau und so. Und so schön. Er hat gesagt, er ruft morgen an.....Natürlich werde ich mich noch mal mit ihm treffen...." Das Gespräch dauerte noch eine ganze Weile und Kinga beschrieb den Kuss mindestens fünf Mal in jeder Einzelheit. Wie gut, dass am nächsten Tag keine Schule war, denn vor zwei kam Kinga nicht ins Bett.


Wie versprochen rief Timon am nächsten Tag an und am nächsten und am nächsten....Die beiden trafen sich noch öfter, als sie es schon früher getan hatten. Nur spielten sie nicht mehr Schach miteinander, sondern wiederholten den Kuss vom ersten Abend immer und immer wieder. Und inzwischen lief das nicht mehr so vorsichtig und zaghaft ab, wie noch bei ihrem ersten gemeinsamen Kuss. Manchmal wurde sogar mit offenem Mund geküsst. Schließlich wollte Kinga ausprobieren, wovon Marissa den jüngeren Mädchen erzählt hatte.


Timon schien dies durchaus zu gefallen. Aber er mochte Kinga wirklich und so stellte er ihr die ein wichtige Frage: "Willst du mit mir gehen?". Kinga machte vor Freude einen Luftsprung. "Klar will ich, Timon. Aber die Frage hättest du dir echt sparen können. Für mich waren wir schon längst fest zusammen". Aber jetzt war es auch ganz offiziell. Kinga und Timon waren ein Paar.

 

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