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Zu Hause hielt uns Klaudia ganz schon auf trab. Sie konnte zwar
noch nicht laufen, dafür krabbelte sie aber wie eine Weltmeisterin.
Wie eine flinke Teppich-Ratte flitzte sie über den Boden.
Nur die Treppen waren nach wie vor ein Hindernis für sie
und begrenzten immerhin den Raum, auf den wir unsere Tochter suchen
mussten. Aber ich ahnte schon, dass eine kleine Treppe bald kein
Hindernis mehr sein würde.
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Klaudia folgte wahlweise mir, aber doch viel lieber ihrem Dada,
durch das ganze Haus. Dabei war es ihr auch vollkommen egal, ob
sie dafür eine Überschwemmung im Badezimmer überwinden
musste. Es schien fast so, als ob sie in ihrer Babysprache versuchen
würde, Dominik zu erklären, wie er die Toilette reparieren
sollte. Doch als langsam das Wasser auch ihre Windel durchnässte,
war sie plötzlich nicht mehr so begeistert und begann bitterlich
zu weinen. "Das hast du nun davon, Pummelchen, dass du mir
überall hin folgen musst", lachte Dominik. "Krabble
schnell zu Mama und kühl mit deinen nassen Händen ihre
Beine ab. Sie wird sich bestimmt ganz doll freuen".
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Klaudia konnte zwar noch nicht wirklich laufen und bis auf "Mama,
Dada, Kiga" und "Okel Tista" sprach sie noch nicht
wirklich viel, aber darüber machte ich mir keine Sorgen.
Denn immerhin konnte sie schon alleine aufs Töpfchen gehen.
Gut, meistens ging mehr daneben, als das es im Töpfchen landete,
aber sie machte nicht mehr in die Windel und mit ein wenig Übung
würde auch die Trefferquote steigen. Zu verdanken hatten
wir diesen Erfolg übrigens Tristan, der geduldig dafür
sorgte, dass Pummelchen stubenrein wurde.
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Und immer öfter beobachtete ich, wie Klaudia sich am Sofa
oder an einem Stuhl hochzog und sich dann aufrecht an dem Möbel
entlang hangelte, bis sie irgendwann wieder auf ihren Popo plumpste.
Solcher Ehrgeiz wollte natürlich unterstützt werden.
Also ging ich mit ihr in den Garten, faste sie an beiden Händen
und übte mit ihr das Gehen auf zwei Beinen. Und solange ich
sie hielt, funktionierte das auch ganz wunderbar. Sie stand zwar
wacklig, aber sie stand und setzte tapfer einen Fuß vor
den anderen.
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Aber wenn ich sie losließ und sie dazu anregte, ein paar
Schritte auf mich zu zu gehen, ließ sie sich einfach fallen
und krabbelte geschwind auf mich zu. Dabei machte sie einen Gesichtsausdruck,
als ob sie sagen würde: „Warum soll ich mich hier denn
auf zwei Beinen abquälen, wenn ich auf vier doch viel besser
an Ziel komme?" Ich nahm sie auf den Arm und küsste
ihre runden Bäckchen. Irgendwann würde sie schon merken,
dass es auf zwei Beinen manchmal doch einfacher war.
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Mein kleines Pummelchen wurde erwachsen. Na gut, so weit war es
dann doch noch nicht, aber Klaudia wurde so schnell größer,
dass man fast zusehen konnte. Und deshalb brauchte sie ständig
neue Sachen. Sierra Simlone Stadt war zwar ein schöner Ort
zum Wohnen, einkaufstechnisch bot es aber nicht viel. Gerade Kleidung
für die ganz Kleinen suchte man hier vergebens. Also musste
ich in regelmäßigen Abständen nach Seda Azul oder
SimVegas und Dominik begleitete mich meist. Zugegeben, die Boutique
in der ich gerade war, bot nicht unbedingt Kinderkleidung an,
aber ich selber musste mir von Zeit zu Zeit auch mal etwas gönnen.
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Ich stöberte durch die schönen Kleider und blieb schließlich
in der Unterwäscheabteilung hängen. Ich fand ein Set
aus schwarzer Spitze, wobei die Körbchen des BH ein Leopardenmuster
aufwiesen. Diese Unterwäsche war überhaupt nicht mein
Stil, aber vielleicht gerade deswegen wollte ich sie unbedingt
einmal anprobieren. Als ich fertig war, winkte ich Dominik zur
Umkleidekabine. "Und, wie findest du es?". Dominik musterte
mich mit gierigen Augen. "Nicht übel, Brodlowska. Aber
geht der BH den auch leicht auf? Du weiß, dass ich schnell
ungeduldig werde". Ich drehte mich mit dem Rücken zu
ihm und blickte ihn unschuldig über die Schulter an. "Komm
doch rein und probier es aus".
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Diese Aufforderung brauchte ich nicht zu wiederholen. Und in wenigen
Augenblicken fiel nicht nur der neue BH, sondern auch Dominiks
Hose. Unbemerkt blieb unser Treiben nicht. "Nicole, was ist
den da in der Umkleidekabine los?", die Bedienung aus der
benachbarten Bar kam in die Boutique und stellte sich zu der jungen
Verkäuferin, die schon länger die Umkleidekabine beobachtet
und langsam nervös wurde. "Käthe, ich glaube da
treiben es gerade welche", sie flüsterte lediglich und
begann anschließend zu jammern. "Hoffentlich kommt
mein Chef nicht jeden Augenblick vorbei. Ich weiß echt nicht,
wie ich ihm das erklären soll". Zur Erwiderung lachte
Käthe nur und tätschelte dem jungen Mädchen mitfühlend
den Rücken.
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Als ich die Umkleidekabine verließ, war mein Kopf zum einen
vor Erregung, zum anderen vor Scham rot angelaufen. Doch das war
nichts im Vergleich zu der jungen Verkäuferin, die jeder
Tomate hätte Konkurrenz machen können. Ich bezahlte
schnell die Kleidung und lief Dominik hinterher, der bereits breit
grinsend vor dem Laden wartete. Wir entschlossen uns noch, Essen
zu gehen. Und während Dominik einen Tisch organisierte, entspannte
ich im Wartebereich des Restaurants. Und zufällig entdeckte
ich dort Frank, Tristans Freund. Das traf sich gut, denn ohne
Reservierung musste Dominik lange betteln, bis wir einen Tisch
bekamen und Frank half mir, die Wartezeit zu überbrücken.
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Als Dominik dann endlich kam, stellte er sich stramm vor mir auf
und reichte mir die Hand. Neugierig, was er vorhatte, reichte
ich im meine Hand und er zog mich mit einem sanften Ruck vom Sofa.
Dann gab er mir einen galanten Handkuss. "Freu Blech, würden
sie mir die Ehre erweisen, mich bei einem gemeinsamen Dinner mit
ihrer Gesellschaft zu beglücken?". "Es wäre
mir ein Vergnügen, Herr Blech", antwortet ich übertrieben
geehrt. Ich verabschiedete mich nur noch schnell von Frank und
folgte meinem Mann ins Restaurant.
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Der Service war ausgezeichnet, aber bei den Preisen, die hier
für ein Essen verlangt wurden, erwartete man das auch. Ich
bestellte mir eines dieser köstlichen Mandarinentörtchen,
die es nur in Restaurants zu geben schien. Als ich dann aber Dominiks
Gericht sah, runzelte ich verwundert die Stirn. "Hast du
dir etwa Nudeln mit Käsesoße bestellt?". Mit dem
Löffel im Mund nickte Dominik heftig. "Dieses ganze
Schickimicki-Essen", erklärte er mit vollem Mund, "ist
einfach nix für mich. Und von Nudeln mit Käsesoße
werde ich wenigstens satt". Na dann guten Appetit.
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Nach dem Essen entführte Dominik mich noch auf die Aussichtsplattform
des Hochhauses, in dem das Restaurant untergebracht war. Von hier
oben hatte man eine wunderbare Aussicht auf die Skyline von SimVegas.
Ich seufzte zufrieden und griff dann nach Dominiks Händen.
"Ich liebe dich, Dominik". "Ich liebe dich auch,
Brodlowska". Er gab mir einen sanften Kuss und drückte
anschließend meinen Kopf gegen seine Brust, sodass ich sein
Herz schlagen hören konnte. Ich liebte meinen Mann und jetzt,
wo mir das endlich bewusst war, konnte ich es ihm gar nicht oft
genug sagen.
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Wir standen noch eine halbe Ewigkeit Arm im Arm dort oben und
betrachteten schweigend die bunten Lichter der Stadt. Mein Herz
wurde wirklich schwer, als es Zeit wurde aufzubrechen. Ich wollte,
dass dieser Abend nach länger andauerte. Und so kippte ich
auf dem Weg nach unten kurzerhand den Nothalteknopf im Fahrstuhl.
"Warum hast du das....", er brauchte gar nicht weiter
zu sprechen, denn plötzlich verstand auch er. Das ich gerade
dabei war, meine Oberteil auszuziehen dürfte ein deutlicher
Hinweis gewesen sein. "Wir müssen uns aber beeilen,
Dominik", stöhnte ich erregt, "sonst kommen gleich
ein paar Techniker vorbei". "Kein Problem, Brodlowska,
wenn du willst, komme ich so schnell wie die Feuerwehr!"
Und noch während er sprach stand er nackt vor mir.
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Ganz so schnell kam er dann glücklicherweise doch nicht.
Und ein Techniker überraschte uns auch nicht. Ich band wieder
meine Haare zusammen, die im Eifer des Gefechts völlig durcheinander
geraten waren und zupfte meinen Rock zurecht, während der
Fahrstuhl ordnungsgemäß seinen Weg nach unten fortsetzte.
Auf der Fahrt nach Hause grinste Dominik mich unentwegt an. "Was
ist?", fragte ich schließlich. "Nichts",
entgegnete Dominik. "Ich frage mich nur, was wir die letzten
neun Jahre ohne den ganzen verrückten Sex gemacht haben?".
Diese Frage hatte ich mir in den letzten Wochen auch öfter
gestellt. Wie konnte es sein, dass dieser Traummann all die Jahre
direkt vor meiner Nase, ja sogar in meinem Bett war, und ich seine
Qualitäten als Mann nicht erkannt hatte?
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Und Klaudia machte derweil Fortschritte, wie im Sauseflug. Ich
staunte nicht schlecht, als ich die Kinderzimmertür öffnete
und beobachtet, wie Klaudia sich aufrichtete, zu der Spielzeugkiste
tapste und ein Plastikboot herausholte. Mit diesem in der Hand
lief sie mehrmals von einen Ort zum anderen im Kinderzimmer, setzte
sich kurz hin, stand dann aber wieder auf, weil ihr irgendetwas
nicht passte und suchte sich eine neue Stelle.
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Und da sie nun laufen konnte, hielt sie es auch nicht mehr länger
aus, sich nicht verständlich machen zu können. Jeden
Tag brabbelte sie neue Worte vor sich her. An einem Nachmittag
folgte sie mir in die Küche und setzte sich mitten auf den
Boden. Mit ihren Händchen schlug sie auf den Boden neben
sich und rief dabei "Mama, Mama", was das Zeichen für
mich war, sich zu ihr zu setzten. Und dann fing sie auch schon
an, auf die Gegenstände in der Küche zu zeigen und ihnen
Namen zu geben. "Hedd", deutete sie auf den Herd und
klatschte zufrieden, als sie mein strahlendes Gesicht sah. "Kühscha.
Pühle". Immer ein neues Wort und immer deutete sie dabei
auf den richtigen Gegenstand. Ich war wirklich beeindruckt, von
meinem kleinen Pummelchen.
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