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Teil 2:
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Irgendwie gelang es mir, ihn zurück zu halten. Doch ich wusste, dass mir das nicht mehr sehr lange gelingen würde. Giovanni wurde zunehmend ungeduldig. Als wir in seinem Hotelzimmer ankamen, lag ein Päckchen auf dem großen Doppelbett. „Ich habe schnell ein Geschenk für dich kommen lassen, Bella. Mach es auf“. Ich folgte zögerlich seiner Bitte, aber insgeheim war ich froh für diese Verzögerung. Boris sollte sich mit der Rettungsaktion beeilen, denn ich wollte schleunigst von hier weg.


Ich hob den Deckel des Kartons und fand darin ein Negligee. „Bei unserem letzten Treffen hast du genau so eins getragen, Bella“, flüsterte Giovanni über meine Schulter in mein Ohr. „Ich will, dass du es für mich anziehst“. Ich bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken, mich diesem Mann fast nackt zu zeigen. Doch ich sah keinen Ausweg. Ich betete, dass Boris gleich hier auftauchen würde. Und bis es so weit war, musste ich das Spiel mitspielen. Ich warf Giovanni deshalb den verführerischten Blick zu, der mir in dieser Situation gelang und verschwand im Bad.


Ich ließ mir viel Zeit mit dem Umziehen. Und selbst, als ich fertig war, setzte ich mich einfach auf den Rand eines Podestes neben der Dusche, nur um nicht wieder hinaus zu müssen. Doch irgendwann wurde Giovanni ungeduldig „Bella, wie lange willst du mich noch warten lassen? Komm zu deinem Hengst“. Ich atmete tief durch und trat dann aus dem Badezimmer.


Ich schämte mich furchtbar. Vor allem, als ich bemerkte, dass Giovanni nur in Unterwäsche bekleidet auf dem Bett saß. Und ihm entging meine Zurückhaltung keineswegs, allerdings interpretierte er sie auf eine ganz andere Weise. „Oh, du willst heute als die unschuldige Jungfrau spielen? Du weiß, wie mich dieses Spiel anmacht“. Ich begann leicht zu zittern. Warum half mir bloß keiner? Und warum war Boris noch immer nicht da?


Giovanni erhob sich vom Bett und holte zwei Sektgläser, die auf dem Nachttisch vorbereitet standen. Eines davon reichte er mir. „Lass uns auf unser unerwartetes Widersehen anstoßen, Bella. Hoffentlich muss ich am nächsten Morgen nicht wieder alleine aufwachen“. Ich lächelte mutig und nahm dann einen großen Schluck von dem prickelnden Getränk. Giovanni nippte nur kurz an seinem Glas, nahm dann auch meins aus der Hand und stellte beide auf dem Schreibtisch ab.


Und dann kam er auf mich zu. Ich wich instinktiv einen Schritt zurück, doch Giovanni zog mich mit einem kräftigen Griff zu sich heran. „Nein, Bella, heute wirst du mir nicht entwischen“. Und dann begann er ungestüm meinen Hals und mein entblößtes Dekoltee zu küssen. Ich schloss meine Augen und ließ alles über mich ergehen. Aber ich betete, dass mich jemand aus dieser furchtbaren Situation retten würde.


Doch es kam niemand. Und Giovannis Hände drangen forsch unter mein Negligee. Das ging zu weit. Ich wollte nicht mehr und versuchte mich zu wehren, doch das stachelte ihn nur noch mehr an. Und plötzlich begann sich alles um mich herum zu drehen. Das Hotelzimmer begann vor meinen Augen zu verschwimmen und ich merkte, wie meine Knie nachgaben. Verwirrt blickte ich in Giovannis Gesicht, auf dem sich ein fieses Grinsen abzeichnete. „Ich habe dir doch gesagt, dass du mir diesmal nicht entkommen wirst“. Diese Worte waren die letzten, die ich hörte, bevor alles um mich herum schwarz wurde.

 

 


„Boss, sie wird wach“. Eine dumpfe Stimme drang an mein Bewusstsein. Langsam öffnete ich meine Augen, doch in dem Dämmerlicht konnte ich kaum etwas erkennen. Ich versuchte mich zu bewegen, doch es ging nicht. Panik stieg in mir auf. Es dauerte einige Minuten, bis ich realisierte, dass ich gefesselt war. Dann fiel mir auf, dass ich plötzlich eine Jeans und ein schwarzes Oberteil trug. Was war bloß passiert? Und wo war ich?


„Sie mal an, wer endlich aufgewacht ist“. Ich blickte auf und sah direkt in Giovannis Gesicht. Erneut versuchte ich mich von den Fesseln zu lösen, doch das löste bei Giovanni nur ein Lachen aus. „Spar dir deine Kräfte, Joanna, du wirst sie noch bitter nötig haben. Du entkommst mir nicht“. Er ging zu einem Schreibtisch hinüber und holte etwas. Direkt vor meinen Augen ließ er meine Halskette mit dem eingebauten Mikrofon aus seiner Hand fallen, die nun wie ein Uhrpendel hin und her schwang. „Beeindruckende Technik, Joanna. Und die Ohrringe erst. Wir hatten sie beim ersten Check glatt übersehen.“


„Aber glücklicherweise gibt es ja Rudolf“, er zeigte auf einen finsteren, hageren Mann in der Ecke. Wahrscheinlich war es seien Stimme, die ich zuvor gehört hatte. „Er ist ein sehr genauer Mann.“ Meine Kette und die Ohrringe waren weg? In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich nun völlig auf mich allein gestellt war. Keiner konnte mir jetzt mehr helfen. Ich bekam Angst, furchtbar Angst. Wo war ich hier bloß hineingeraten? Vorgestern war ich noch bei Dominik und den Kindern und heute wurde ich von einem unberechenbaren Ganoven festgehalten. Das musste alles ein schlechter Traum sein!


„Was wollen Sie von mir?“. Diese Frage kostete mich alle Kraft, die ich aufbringen konnte, und ich sah Giovanni ängstlich an. „Warum denn so förmlich, Joanna?“, er kam mit seinen Gesicht bis auf wenige Millimeter an meins heran, sodass ich seinen heißen Atem spüren konnte. „Du weiß ganz genau, weshalb du hier bist. Und wenn du hier wieder leben rauskommen willst, dann solltest du deine Spielchen vergessen. Noch einmal legst du mich nicht herein“.


Ich wusste nicht, wovon er sprach. Meine Schwester muss ihn irgendwann hintergangen haben, aber woher sollte ich etwas davon wissen? Ich blickte Giovanni immer noch an, wie ein verängstigtes Kind, doch davon nah er kaum Notiz. „Weißt du eigentlich, was das für ein Gefühl war, vor sechs Monaten. Da wach ich auf, und die Frau, die ich noch wenige Stunden zuvor geliebt hatte ist weg. Und was muss ich dann feststellen? Alle meine Festplatten mit den Zugangscodes zum chinesischen Sattelitennetzwerk sind auf wundersame Weise unbrauchbar. Hast du wirklich geglaubt, dass ich nicht sofort wusste, dass du mich nur ausgenutzt hast, um an die Daten zu kommen?“. Sein Blick Blick spiegelte blanken Hass wider.


„Als ich dich dann gestern bei General Nabakov sah, wusste ich, dass meine Chance zur Rache gekommen war. Du hast es mir allerdings leichter gemacht, als erwartet. Im Sekt war ein Schlafmittel. Das du das nicht durchschaut hast? Ich verstehe immer noch nicht, warum du überhaupt so bereitwillig mitgekommen bist. Hab ich etwa doch Eindruck bei dir hinterlassen? Du warst nur Mittelmaß, wenn ich ehrlich bin. Jede Hure in Neapel hat mehr zu bieten, als du, Joanna. Aber richtig, dein versoffener Gorilla sollte mich beseitigen, während du mich ablenkst, habe ich Recht? Nur zu dumm, dass ich schneller war. Dieser Fettsack war wirklich kein Gegner für mich“ Boris!? Oh mein, Gott, er hatte Boris umgebracht! Ich begann am ganzen Körper zu zittern, denn ich erkannte, dass dieser Mann zu allem fähig war.


Giovanni packte mich am Kinn und zwang mich dazu, ihm direkt in die Augen zu sehen. „Ich will meine Daten zurück, Joanna. Wo hast du sie versteckt?“ Oh Gott, oh Gott, bitte hilf mir! Woher sollte ich wissen, wo die Daten waren? Ich war doch nicht die, für die er mich hielt. „Ich habe sie nicht“, antwortete ich deshalb wahrheitsgemäß. Ich hatte Mühe damit, dass meine Stimme sich nicht überschlug. „Das war ein Fehler, Joanna. Du hättest mir einfach sagen sollen, wo du die Daten hast. Aber du hast es ja so gewollt“. Er trat einen Schritt von meinem Stuhl zurück und nickte Rudolf zu, der dreckig grinste. Der Schmerz, der dann folgte, war unbeschreiblich. „Ahhhhh!“. Ich schrie wie eine Wahnsinnige. Mein ganzer Körper zuckte und der Geruch von versengtem Haar drang an meine Nase. Erst als der Schmerz nachließ, erkannte ich, dass ein Stromschlag meinen Körper durchzuckt hatte.


„Nun, vielleicht hast du deine Meinung inzwischen geändert, Joanna. Das war nur eine kleine Kostprobe von dem, was dich noch erwartet, wenn du mir nicht sagst, was ich hören will“. Ich zitterte heftig und unter Schluchzen beteuerte ich, dass ich seien Daten wirklich nicht hatte. Doch Giovanni lachte nur hämisch und im gleichen Augenblick durchzuckte der nächste Stromschlag meinen Körper. Der Schmerz war noch viel unerträglicher, als beim ersten Mal. Tränen liefen über mein Gesicht, doch das beeindruckte Giovanni nicht im geringsten.


Nach dem dritten Schlag spürte ich, wie mein Herz unkontrolliert raste. Ich hatte das Gefühl, als ob meine Brust jeden Moment zerspringen würde. „Bitte aufhören“, flechte ich Giovanni unter Tränen an. „Hör bitte auf. Ich weiß nicht, wo deine Daten sind. Ich bin nicht die, für die du mich hältst. Ich bin nicht Joanna. Ich bin es wirklich nicht!“. Doch Giovanni schüttelte nur den Kopf. „Also wirklich, Joanna. Du musst dir schon eine bessere Geschichte einfallen lassen. Als ob ich die Frau nicht erkennen würde, mit der ich wochenlang das Bett geteilt habe“.


Ich weiß nicht, wie lange Giovanni mich noch quälen ließ. Irgendwann hatte ich aufgehört zu zählen und jedes Zeitgefühl verloren. Ich hörte kaum noch seine Fragen, spürte nicht, wie er mich schlug, wie die Stromschläge meinen Körper durchzuckten. Ich konnte irgendwann nicht einmal mehr weinen. Schließlich verlor ich das Bewusstsein. Das erlöste mich…. zumindest für den Augenblick.

 

 


Aus weiter Ferne drang das Tropfen von Wasser an mein Ohr und allmählich kam ich wieder zu mir. Doch damit kehrte auch der Schmerz zurück. Ich stöhnte heftig, als ich versuchte, mich zu bewegen. Alles tat weh, meine Arme, meine Beine, meine Brustkorb, mein Gesicht, einfach alles. Ich realisierte, dass ich auf kalten, dreckigem Beton lag. Ich schlug meine Augen auf und blickt mich um, so weit es ging, ohne meinen Kopf zu bewegen. Ich war allein.


Ich hatte nicht die Kraft, mich aufzurichten. Also bleib ich liegen. Der Dreck und die Feuchtigkeit waren mir egal. Mir war alles egal. Ich wollte nur, dass der Schmerz aufhörte. „Nimm mich zu dir, Herr“, flüsterte ich kraftlos und spürte, wie Blut aus meinem Mund quoll. „Herr, erlös mich von diesen Qualen“. In diesen Moment wünschte ich mir nichts mehr, als zu sterben und in Gottes himmlisches Reich aufgenommen zu werden. Und als sich die süße Dunkelheit erneut um mich legte, schien mein Wunsch sich zu erfüllen.

 

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