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Teil 2:
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Und der Diebstahl verlief wie am Schnürchen. Mit zwei gekonnten Schüssen aus der Schall gedämpften 9mm-Halbautomatik, schaltete sie die beiden Wachmänner am Eingang des Anwesens aus, noch bevor diese Alarm schlagen konnten. Das Alarmsystem hatte sie schon Wochen zuvor ausgekundschaftet und es fiel ihr nicht schwer, es innerhalb weniger Minuten zu deaktivieren. Allerdings würde innerhalb von fünf Minuten ein versteckter Alarm auslöst werden, den sie nicht umgehen konnte. Sie musste sich also beeilen.


Im Haus selber kam sie nur langsam voran, weil immer wieder Wachleute ihren Weg kreuzten und sie den Kameras aus dem Weg gehen musste. Doch in ihrem dunklen Tarnanzug war sie so gut wie unsichtbar und sie hatte dafür gesorgt, dass die Wachmänner an diesem Tag ein kleines Präsent in Form von Wodka erhielten. Das sollte dafür sorgen, dass ihre Aufmerksamkeit genügend sank.


Unbehelligt gelangte sie in das Arbeitszimmer des Generals im oberen Stockwerk der Villa. Die Tür war war mit einem Dietrich leicht zu öffnen. Der schwierigste Teil der Mission würde das Knacken des Tresors werden. Er war mit einem siebenstelligen Code gesichert und erforderte zusätzlich die Stimmaktivierung von General Nabakov. Der Code war kein Problem, dafür hatte Joanna das notwendige Dechiffrier-Gerät. Und die Stimme des Generals hatte ich ihr heute besorgt. Über den Anhänger an meiner Kette hatte sie seine Stimme aufgezeichnet und konnte diese nutzen, um den Tresor zu öffnen.


Mit einem deutlichen Knacken lösten sich die Bolzen aus der Verankerung und die schwere Eisenschublade glitt lautlos nach vorne. Hastig durchsuchte Joanna den Inhalt. Geld und andere Wertpapiere interessierten sie nicht. Sie wollte nur die Baupläne und fand sie schließlich in einer braunen Ledermappe. Doch die Dechiffrierung hatte länger gedauert, als sie es geplant hatte. Hastig steckte sie die Baupläne ein. Es blieb keine Zeit mehr, sie lediglich zu kopieren. In wenigen Sekunden würde der Alarm losgehen und zu diesem Zeitpunkt wollte sie nicht mehr an diesem Ort sein.


Hastig versteckte sie die Papiere unter ihrer Weste und schlich, genauso lautlos und ungesehen wie sie gekommen war, aus der Villa. Als sie von der Mauer des Anwesens in den angrenzenden Park sprang, hörte sie noch, wie die Alarmsirenen ertönten. Aber da war Joanna schon über alle Berge, und die Baupläne mit ihr.

 

 


Derweil war ich immer noch mit Nabakov beschäftigt. Er erzählte mir voller Stolz von seinen Gräueltaten in Grosny und in Kabul während der sowjetischen Besatzung. Innerlich rang ich damit, mich nicht an Ort und Stelle zu übergeben, aber ich lächelte tapfer weiter und tat so, als ob ich von ihm und seinen Heldentaten beeindruckt wäre. Joanna hatte mir deutlich gemacht, wie wichtig es war, dem Ego dieses Mannes zu schmeicheln und ihn nicht zu verärgern.


Plötzlich hörte ich wieder Boris Stimme in meinem Ohr. Ich hatte inzwischen fast vergessen, dass er in einem Raum ganz in meiner Nähe saß und jedes Wort mithörte. „Der Falke hat das Nest verlassen“. Das war das Signal, dass Joanna erfolgreich war und ich nun die Dokumente besorgen sollte. „So, General Nabakov“, säuselte ich deshalb, „ich würde zwar noch gerne weiter Ihren Geschichten lauschen, aber ich bin eine viel beschäftigte Frau. Was also ist Ihr Preis für diese Geheimdienstunterlagen?


Der General wurde augenblicklich ernst. „15 Million Rubel in Gold. Die Finanzmärkte sind launenhaft und ich bin ein Traditionalist. Gold bleibt schließlich Gold“. „Er will 400000 §. Du musst ihn runterhandeln“, forderte Boris mich auf. Und wie sollte ich das machen? Ich konnte noch nie Handeln. Bei meinen Flitterwochen in Ägypten hat sicher jeder Basarhändler den vierfachen Preis von mir abkassiert und mir diesen auch noch als Schnäppchen verkauft. Aber ich musste da jetzt durch. „10 Millionen, Nabakov. Und die Transportkosten übernehme Sie selbst. So viel Gold wiegt eine ganz schöne Menge. Und damit wir uns richtig verstehen, ich will die Originaldokument und nicht irgendeine Kopie. Ich bezahle nicht dafür, dass jeder Gauner westlich des Urals Zugriff auf die selben Informationen erhält wie ich.


Ich hörte Boris aufkeuchen. War ich etwa zu weit gegangen? Ich bekam es mit der Angst zu tun. Doch General Nabakov sah mich zwar mit festem, aber keineswegs verärgertem Blick an. Stattdessen erhob er sich von seinem Stuhl und kam langsam auf mich zu. Er reichte mir seien Hand und zog mich zu sich hinauf. „Für diesen Preis verlange ich aber ein persönliches Entgegenkommen. Ich bin nicht nur auf dem Schlachtfeld sehr bewandert“. Er grinste dreckig und griff mit seiner Hand nach meinen Gesäß, um unmissverständlich klar zu machen, worauf er anspielte. In mir stieg der Ekel auf und ich wollte diese widerliche Hand am liebsten weg schlagen. Oh, Gott, was sollte ich jetzt bloß machen? Wie hätte Joanna jetzt reagiert.


Doch bevor ich irgendetwas unternehmen konnte, sprang die Tür auf und ein junger Mann schritt zu General Nabakov und flüsterte ihm aufgeregt etwas ins Ohr. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich sandte ein stummes Stoßgebet zur Gottesmutter. Dann fiel mir auf, dass sich Nabakovs Hand, die eben noch meinen Körper begrabscht hatte, zu einer Faust ballte. Sein Gesicht lief rot an und er begann sichtlich zu beben.


„Das ist unmöglich!“, brüllte Nabakov schließlich „Wer würde es wagen sich mit General Nabakov anzulegen?!“. Der junge Mann zuckte hilflos mit den Schultern und trat dann bewusste einige Schritte zurück. Auch ich entschied, dass es das Beste wäre, wenn ich in dieser Situation einfach schwieg. Denn Nabakov kochte und ich hatte das ungute Gefühl, dass er seine Wut an seinem Boten oder, was viel schlimmer wäre, an mir auslassen könnte. Ich hatte da nämlich eine Ahnung, was ihm gerade ins Ohr geflüstert wurde. Die Nachricht von Joannas Erfolg verbreitete sich ziemlich rasant.


Doch Nabakov beruhighte sich, wenn auch nur ein klein wenig. „10 Millionen Rubel in Gold und Sie erhalten die Originale. Den Transport zahlen aber Sie. Was ist, sind wir uns einig, Donna Joanna?“. Natürlich stimmte ich zu. Ich wollte dieses Theater nur beenden und zu Dominik und meinen Kindern zurückkehren. „Die Dokumente hinterlasse ich am vereinbarten Übergabeort, sobald die Hälfte des Goldes da ist. Es war mir eine Freude, Geschäfte mit ihnen zu machen, Donna Joanna“. Er verbeugte sich knapp und verließ dann hastig den Raum und ich sank erleichtert in meinen Stuhl zurück. Es fühlte sich an, als ob sich ein Felsbrocken von meiner Seele gelöst hätte.


Ich stand auf und wollte so schnell es ging zu Boris, als jemand mich ansprach. „Joanna, Joanna. Wir haben uns schon eine Weile nicht mehr gesehen.“ Es war der junge Mann. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er noch im Raum war. Überrascht blickte ich ihn an. Wer war er bloß. „Ich war beschäftigt“, stammelte ich. „Du weißt doch, wie das Geschäft so ist“. Ich konnte nur hoffen, dass dieser Typ schnell seinem Boss hinterher laufen würde. Doch der junge Mann machte keine Anstalten zu gehen.


„Warst du etwa so beschäftigt, dass du dich in Siena nicht einmal mehr verabschieden konntest. Ich bin morgens aufgewacht und das Bett an meiner Seite war leer. Das war nicht nett von dir, Joanna“. Er kam auf mich zu und strich meine Wange. Instinktiv riss ich meinen Kopf zur Seite und wehrte seine Hand ab. „So widerspenstig warst du bei unserem letzten Treffen aber nicht“, reagierte der junge Mann gespielt betroffen. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie du vor Vergnügen geschrieen hast, als ich es dir besorgt habe, immer und immer wieder.“


Plötzlich meldete sich Joanna über den Chip in meinem Ohr. Sie war gerade erst zu Boris gestoßen. „Das ist Giovanni Martinelli. Ich hatte vor sechs Monaten eine Romanze mit ihm. Er ist ein enger Freund von General Kabakov. Du musst das Spiel also unbedingt weiter spielen, sonst war alles umsonst“.


Was? Ich sollte noch weiter so tun, als ob ich meine Schwester wäre? Und das auch noch vor einem Mann, der offensichtlich mit ihr geschlafen hatte und es gerne wiederholen wollte, wenn ich seien Blick richtig deutete. „Es tut mit leid, Giovanni, aber ich hatte dringende Geschäfte, die nicht warten konnten“. Er sah mir in die Augen, griff grob nach meinem Handgelenk und zog mich zu sich heran. Ich war so überrumpelt, dass ich keine Gegenwehr leistete, als er seien Lippen ungestüm auf meine presste und seine Zunge Einlass in meinen Mund forderte.


„Bella, wie habe ich das vermisst“, gestand er, als seine Lippen sich wieder von meinen lösten. „Da verzeihe ich dir sogar, dass du mich einfach ohne ein Wort hast sitzen lassen“. Mit seiner Hand strich er über meine blasse Wange. Ich wusste nicht, was ich darauf entgegnen sollte und Joanna machte auch keine Anstalten, mir irgendeinen Hinweis zu geben. „Lass uns von hier verschwinden, Bella. Ich habe ein nettes Hotelzimmer gleich hier in der Nähe. Da können wir dort weiter machen, wo wir vor sechs Monaten aufgehört haben“. Ich wollte nicht mit diesem Mann mitgehen. Doch ein eindringliches „Tue es!“ von Joanna ließ mir gar keine andere Wahl.


Ich ging also mit diesem Giovanni mit. Vor dem Fabrikgebäude wartete bereits ein Wagen auf uns beide und ich stieg mit ihm in das Auto. Plötzlich meldete sich erneut Joanna über die Wanze in meinem Ohr. „Ich will, dass du ihn mit in sein Hotelzimmer begleitest. Lass dich auf ihn ein. Giovanni darf auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Boris wird kommen und die da rausholen, bevor Giovanni zu weit gehen kann“.


Ich fühlte mich nicht wohl bei dieser Sache. Schon im Auto wurde Giovanni zudringlich und ich konnte erahnen, wie es im Hotelzimmer weiter gehen würde. Joanna ermahnte mich noch ein weiteres Mal eindringlich, seine Annährungsversuche nicht zu deutlich abzulehnen. Doch es fiel mir schwer und am liebsten hätte ich ihn weit von mir gestoßen, als seine Hände begannen, meinen Körper zu erkunden.

 

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