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„Und was für interessante Leute ich damals kennengelernt habe. Manche der Freundschaften von damals pflege ich noch heute. Und ihr werdet direkt in Kairo wohnen?“ „In einem Vorort von Kairo, unweit der Pyramiden“, erwiderte ich. Meine Tante kam ins Grübeln. „Ich habe eine sehr gute Freundin in Kairo. Und sie hat demnächst Geburtstag. Meinst du es wäre möglich, wenn du ihr ein Geschenk von mir mitbringen könntest? Auf dem Postweg ist leider bereits mehr als ein Päckchen verloren gegangen. Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass es sicher in deiner Obhut ist, Klaudia.“ |
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„Aber sicher doch, Tante Joanna. Das mache ich doch gerne“, antwortete ich ohne lange zu überlegen. „Ach Klaudia, du bist ein Schatz.“ Wir besprachen noch, wie ich Kontakt zu der Freundin meiner Tante aufnehmen konnte. Und das Geschenk würde sie mir mitbringen, wenn sie in den nächsten Wochen erneut Magda besuchte. Aber vorerst machte sie sich auf den Heimweg nach SimCity, wo mein Onkel Tobias und ihr Mops Toto sicher schon ungeduldig auf sie warteten. |
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Wie vereinbart brachte Tante Joanna wenige Tage später das Geschenk für ihre Freundin vorbei. Und nach weiteren drei Wochen traten Francesco und ich unsere Reise in das heiße Ägypten an. Lottchen kam in der Zwischenzeit bei ihrer Oma unter und sie ließ uns nicht einen Augenblick im Ungewissen, dass sie bei Eleonore bleiben wollte. In Kairo angekommen nahmen wir zunächst an der Grundsteinlegung für den Bau der neuen Umgehungsstraße teil, die von der Firma aus Rodaklippa realisiert wurde. Am Abend waren wir dann zu einem Empfang bei dem Mann eingeladen, der die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Nationen in die Wege geleitet hatte und der ein enger Geschäftspartner von Francesco war. Als wir bei seinem Haus in einem ländlichen Vorort von Kairo ankamen, wurden wir von einem Diener in Empfang genommen, der sich mehrmals ungeschickt vor uns verbeugte und uns mit den Worten, „Lord und Lady Hartfels, welche große Ehre. Mein Herr ist sich bewusst, dass er ihrer Anwesenheit nicht würdig ist. Aber er bittet sie untertänigst, seine Gastfreundschaft zu akzeptieren“, in Empfang nahm. Ich war irritiert über diese Begrüßung, aber Francesco schien sie bereits zu kennen und amüsierte sich sichtlich darüber. |
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Im Inneren des Hauses wurden wir sogleich vom Hausherrn sayyid Fahad Madbouli in Empfang genommen, der, ganz im Gegensatz zu den Worten seines Dieners, nicht im Geringsten den Eindruck machte, als ob er sich unserer nicht würdig fühlen würde. Er begrüßte Francesco wie einen lang verschollenen Freund, den er nach Jahren der Trennung wieder zum ersten Mal sah. Dabei hatten die beiden sich erst vor wenigen Stunden auf der Baustelle voneinander verabschiedet. |
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Insgesamt entpuppte sich der Empfang als ein gemütlicher, intimer Abend. Außer sayyid Fahad war nur noch seine Mutter sayyida Sanaa anwesend, eine weltgewandte ältere Dame, die trotz ihres Alters ein sehr gutes Englisch sprach, so dass ich mich problemlos mit ihr unterhalten konnte. Man sollte aber nicht meinen, dass für uns Kosten und Mühen gescheut worden wären. Obwohl wir nur zu viert waren, wurde ein opulentes Festmahl aufgetischt und auch ansonsten wurden wir in dem luxuriösen Haus von vorne bis hinten verwöhnt. |
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Spät abends kamen wir wieder in unserem Hotel an. Natürlich hatte sayyid Fahad darauf bestanden, dass wir bei ihm nächtigen sollten. Aber Francesco schaffte es höflich abzulehnen, ohne die Ehre unseres Gastgebers zu verletzen. Der geschäftliche Teil der Reise war somit abgeschlossen und unser Flug zurück in die SimNation ging erst in einigen Tagen. Während ich meinen Schmuck abnahm und zurück in die Schmuckschachtel legte, sah ich im Spiegel, dass Francesco in einem Reiseführer blätterte. „Bereitest du dich schon darauf vor, mir morgen die Pyramiden und den Sphinx zu zeigen?“, fragte ich neugierig. „Ich bin schon so gespannt, all die alten Monumente zu sehen.“ Um ehrlich zu sein, hatte ich mich auf diesen Teil der Reise am meisten gefreut. |
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Doch ich wurde enttäuscht, kaum dass ich meine Worte ausgesprochen hatte. „Nun, Klaudia, ich werde dich morgen auf deiner Besichtigungstour nicht begleiten können“, räumte Francesco ein. Er legte den Reiseführer auf dem Nachttisch und erhob sich vom Bett. „Sayyid Fahad hat mich vorhin auf ein Weinanbaugebiet 50 Kilometer östlich von hier aufmerksam gemacht, in dem die Muscat d’Alexandrie angebaut wird. Die Qualität des ägyptischen Weines hat in den letzten Jahren stark zugenommen und ich will mehr darüber erfahren, wie die Reben unter diesen trockenen Bedingungen angebaut werden. All die Sehenswürdigkeiten kenne ich ja ohnehin schon.“ |
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„Da ich aber weiß, wie gerne du die Pyramiden sehen willst“, sprach Francesco weiter, „steht der Diener von sayyid Fahad morgen und übermorgen zu deiner Verfügung, um dich auf deinen Ausflügen zu begleiten.“ Die Enttäuschung war mit deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber Francesco sah sie nicht oder wollte sie nicht sehen. Die Reise hatte mich wieder einmal in diese Stimmung versetzt, in der ich hoffte von Francesco mehr Zuwendung zu erhalten. Ich wollte wieder einmal, allem besseren Wissen zum Trotz, dass er mich liebte. Selbst nach all den Jahren konnte ich einfach nicht von dieser Vorstellung lassen. Und jede Zurückweisung schmerzte dann fast genau so, wie beim ersten Mal. |
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Aber zu meinem großen Glück hielt der Schmerz nicht so lange an, wie beim ersten Mal. Ja, ich war enttäuscht, dass Francesco unseren Aufenthalt in Ägypten dazu nutzte, um Weingüter zu besichtigen, statt sich zusammen mit mir die Kulturdenkmäler dieses Landes anzusehen. Doch ich hatte gelernt, mit Enttäuschungen dieser Art zu leben. Und so konnte ich es durchaus genießen, mir am nächsten Tag den Sphinx anzusehen… |
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… oder die großartigen Pyramiden von Gizeh. Am liebsten wäre ich noch nach Luxor und weiter den Nil hinauf bis nach Abu Simbel gefahren, aber dafür blieb während unseres kurzen Aufenthaltes keine Zeit. Und wenn ich ehrlich war, dann vermisste ich mein Lottchen schon nach drei Tagen furchtbar. Wir telefonierten zwar jeden Abend, aber es war doch nicht dasselbe, als wenn ich sie leibhaftig um mich gehabt hätte. |
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Francescos Abwesenheit, so sehr sie mich auch betrübte, gab mir immerhin die Möglichkeit, mich ungestört mit der alten Bekannten von Tante Joanna zu treffen. Als ehemalige Stewardess sprach sayyida Mena Lufti fließend English. Am Telefon schlug sie ein Treffen auf einem belebten Marktplatz unweit unseres Hotels vor. Der Diener von sayyid Fahad begleitete mich wieder einmal. Mir war das zwar ein wenig unangenehm, aber für eine simropäische Frau war es wirklich nicht angeraten, sich außerhalb der Touristengebiete ohne Begleitung zu bewegen. Und wie vereinbart erwartete mich sayyida Mena bereits, als wir den Marktplatz erreichten. |
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Bei einer Tasse stark gesüßtem Pfefferminztee erkundigte sich sayyida Mena, wie es meiner Tante Joanna in den letzten Jahren so ergangen war. Es war spannend zu hören, wie sich die beiden Frauen vor vielen Jahren bei einem mehrtägigen Streik am Londoner Flughafen kennengelernt hatten, als für mehrere Tage alle Flugzeuge am Boden bleiben mussten. Und seit diesem Tag ist der Kontakt zwischen den beiden nie abgerissen, auch wenn er weniger geworden war, seitdem die beiden nicht mehr als Stewardessen unterwegs waren. Bei sayyida Menas Erzählungen wurde mir bewusst, wie wenig ich eigentlich über meine Tante wusste. Wir sahen uns mehrmals im Jahr und verstanden uns gut. Aber ich hatte nur eine blasse Vorstellung davon, wie ihr Alltag aussah, von ihrer Vergangenheit ganz zu schweigen. |
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Ich würde nach meiner Rückkehr Mama einmal ausfragen müssen oder am besten gleich Tante Joanna darauf ansprechen. Sie hatte bestimmt viel spannende Geschichten aus der ganzen Welt zu berichten. Ich unterhielt mich fast zwei Stunden mit sayyida Mena. Und bevor es Zeit wurde, sich zu verabschieden, überreichte ich ihr das Geschenk von Tante Joanna. |
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Sayyida Mena war sichtlich gerührt. „Das ist ja so typisch Joanna. Ich hab mir schon gedacht, dass sie meinen Geburtstag nicht vergessen hat. Und deshalb habe ich auch ein Kleinigkeit für sie vorbereitet.“ Aus ihrer Tasche holte sie nun ebenfalls ein hübsch verpacktes Geschenk hervor. „Wären Sie so freundlich, Klaudia, und würden Sie dieses Geschenk Ihrer Tante überreichen?“ Selbstverständlich hatte ich nichts einzuwenden. Wenn auf dem Hinflug Platz für ein Päckchen in meinem Koffer war, dann würde ein anderes auf dem Rückflug genauso gut hinein passen. |
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Die restlichen Tage in Ägypten verbrachte ich in diversen Museen, während Francesco bei jedem seiner Geschäftstreffen zwei neue zu vereinbaren schien. Doch schließlich ging es für uns zurück in die SimNation. Wir hatten einen Direktflug nach Simnorsk gebucht. Der Flieger landete pünktlich und bis nach Rodaklippa war es mit einem Kleinflugzeug nicht mehr weit. |
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Francesco holte unser Gepäck von Kofferband herunter. Und mit dem vollgepackten Kofferwagen fuhren wir an den Zollbeamten vorbei in Richtung Ausgang, um uns in der Abflughalle mit dem Piloten zu treffen, der uns nach Rodaklippa weiterfliegen sollte. |
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Wir hatten nichts dabei, was verzollt werden musste. Weder Francesco noch ich waren große Einkäufer. Daher nickten wir den Zollbeamten nur knapp zu, die uns aber offenbar umgehen erkannten und sich ehrfürchtig verbeugten und uns mit den Worten „Lady Hartfels, Lord Hartfels, willkommen in Simnorsk“ begrüßten. Wir waren fast schon an den beiden Beamten vorbei, als ein Spürhund unter einem der Tische hervorgeschossen kam und wie wild einen unserer Koffer, meinen Koffer, anbellte. |
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