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Was bisher geschah:
(Zusammenfassung der voherigen Kapitel)
Nachdem ich durch die Abschussprüfung meines Mathematikstudiums gefallen war, kehrte ich ohne Abschluss in der Tasche nach Rodaklippa, der Stadt in der meine Eltern lebten und in der ich meine Jugendjahre verbracht hatte, zurück. Ich kaufte mir von meinem Ersparten ein kleines, baufälliges Häuschen und versteckte mich darin. Ich schämte mich zu sehr, als dass ich mein Versagen vor meinen Eltern eingestehen konnte. Natürlich fanden sie es dennoch heraus und anders als ich es befürchtet hatte, reagierten sie sehr verständnisvoll.
Eines Tages stand plötzlich meine Cousine Magda vor der Tür. Auch sie hatte ihr Studium abgebrochen. Nicht etwa, weil sie überfordert gewesen wäre, sondern einfach, weil sie keine Lust mehr darauf hatte. Ihre Eltern waren nicht so verständnisvoll wie meine und drehten ihrer Tochter kurzerhand den Geldhahn zu, bis diese sich wieder dazu entschließen würde, an die Uni zurückzukehren und ihren Abschluss zu machen.
Doch Magda wollte davon nichts hören und so blieb sie bei mir wohnen. Sie nahm sich vor, ein Star zu werden und begann im örtlichen Konzerthaus zu jobben. Man konnte über Magda sage was man wollte, aber sie konnte gut Klavier und Gitarre spielen, hatte eine schöne Stimme und ein unglaubliches Aussehen. Und schon bald durfte sie als Backgroundsängerin anfangen.
Ich versuchte mich indes als freie Künstlerin. Mit der Unterstützung meiner Galeristin Melinda konnte ich meine ersten Bilder verkaufen und schon bald folgten die ersten größeren Ausstellungen. Auf einer dieser Ausstellungen lernte ich Gernot kennen, einen gutaussehenden jungen Mann, der offenkundig sein Interesse an mir bekundete. Aber ich hatte mit Männern nur wenig Erfahrung und so kamen wir uns nur sehr langsam näher, aber schließlich wurden wir ein richtiges Paar.
Magda hatte da weniger Probleme mit Männern. Schon bald nach ihrer Ankunft lernte sie Ron, einen deutlich älteren Mann, kennen und lieben. Doch Ron verbarg ein Geheimnis vor ihr und hielt sie immer auf Abstand. Das Geheimnis entpuppte sich schließlich als Rons erwachsener Sohn, der nur wenige Jahre jünger war als Magda. Da Ron ihr so etwas Wichtiges verschwiegen hatte, trennte Magda sich von ihm, ohne ihm die Chance einer Erklärung zu lassen.
Richtig kompliziert wurde es, als Rons Sohn, Jaime, schließlich zu uns in die Celia Gade zog. Magda und ich hatten das Haus renovieren lassen, aber um diese Arbeiten bezahlen zu können, waren wir auf einen zusätzlichen Untermieter angewiesen. Mir war von Anfang an klar, dass es sich bei Jamie um Rons Sohn handelte, aber ich verschwieg dies vor Magda, da Jamie dringend eine neue Unterkunft brauchte und ich sicher war, dass Magda niemals zustimmen würde, ihn bei uns wohnen zu lassen, wenn sie wüsste, wer er ist. Dummerweise kamen sich Jamie und Magda schnell näher und landeten im Bett. Als ich dann mit der Wahrheit rausrückte, war Magda richtig sauer. Sie beschuldigte Jamie und mich, mit ihrem Ex-Freund Ron unter einer Decke zu stecken um sie weiter zu erniedrigen, und so beschloss sie sich an uns beiden zu rächen. Dafür verführte sie meinen Freund Gernot und ich erwischte die beiden auf frischer Tat. Verletzt floh ich zu meinen Eltern, bis schließlich Jamie bei mir auftaucht und mich bat, bezüglich Magda eine Entscheidung zu treffen.
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Jamie legte seien Stirn in Falten und sah mich fragend an. „Ist es wirklich euer gemeinsames Haus? Ich meine, du hast es gekauft und du bist im Rathaus als Besitzerin eingetragen. Es ist schön, dass Magda dich finanziell unterstützt hat, aber habt ihr nach dem Umbau etwas an den Besitzverhältnissen verändern lassen?“ Ich schüttelte den Kopf, was Jamie ein Lächeln entlockte. „Na, dann würde ich mal behaupten, du kannst Magdas verräterischen Hintern jeder Zeit aus dem Haus befördern. Es ist dein Haus, du kannst also machen, was du willst.“ Unsicher sah ich Jamie an. Er hatte Recht. Ein Wort genügte und ich konnte Magda los sein. Aber war ich wirklich stark genug um das auch zu tun?
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Teil 1 |
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Aber was war die Alternative? Konnte ich wirklich weiterhin mit der Frau unter einem Dach leben, die mit meinem Freunde geschlafen hatte? Nein, ich konnte es nicht. Jeder Blick, jedes Wort von Magda würde mich quälen. Und ihr selbstzufriedenes Auftreten würde ich nicht aushalten. Jamie hatte Recht, ich musste sie aus dem Haus werfen. „Du begleitest mich doch?“, bat ich meinen Mitbewohner, weil ich ahnte, dass mich ansonsten der Mut verlassen würde. Jamie stimmte natürlich sofort zu. Und so standen wir kurze Zeit später in der Celia Gade vor meinem Haus. Ich atmete noch einmal tief durch und legte ein grimmiges Gesicht auf. Es hatte keinen Sinn mehr, es noch länger hinauszuzögern, was getan werden musste, musste getan werden. „Du schaffst das schon“, sprach Jamie mir ein letztes Mal Mut zu. |
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Die Tür war nicht abgeschlossen, also musste meine Cousine im Haus sein. „Magda, wo bist du?“, rief ich laut, erhielt aber keine Antwort auf meine Frage. Jamie ging zu Magdas Zimmer und schaute hinein, doch dort war sie nicht. Nun, so groß war das Haus nicht, wir würden sie schon finden. |
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Doch lange brauchte ich nicht zu suchen. Schon als ich auf das Wohnzimmer zuging, vernahm ich das leise Schluchzen. Und als ich den Raum dann betrat, sah ich meine Cousine, die zusammengekauert auf dem Boden hockte und bitterlich weinte. Nun…nun, das hatte sie auch verdient, immerhin hat sie mir sehr weh getan. Auch ich hatte mich in den Schlaf weinen müssen. Ich versuchte das aufkommende Mitgefühl im Keim zu ersticken. „Magda“, sagte ich mit fester Stimme, „ich will dass du deine Sachen packst und noch heute das Haus verlässt.“ |
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Als Reaktion auf meine Worte sank Magda noch mehr in sich zusammen und begann heftig zu schluchzen. Ansonsten erhielt ich keine Reaktion von ihr. Und damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte erwartet, dass sie wütend werden würde. Dass sie sich mit Leibeskräften dagegen wehren würde, von mir auf die Straße gesetzt zu werden. Darauf, sie so aufgelöst vorzufinden, war ich nicht vorbereitet. |
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Und auf einmal ließ sich mein Mitgefühl nicht mehr unterdrücken. „Magda, so…so schlimm ist das doch auch nicht“, stotterte ich. „Du findest bestimmt ganz schnell ein neues Zuhause. Ich bin mir sicher, dass meine Eltern dich vorrübergehend aufnehmen würden. Oder du könntest zu deinen Eltern nach SimCity fahren.“ Doch alles was ich sagte half nicht, Magda zu beruhigen. „Wenn…wenn du noch ein paar Tage zur Vorbereitung brauchst, dann ist das auch ok. Ich kann auch noch ein Weilchen länger bei meinen Eltern bleiben.“ Aus dem Hintergrund hörte ich, wie Jamie bei meinen Worten scharf die Luft einzog. |
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Auf einmal setzte sich Magda auf ihre Knie auf und hob ihren Kopf. Ihr Gesicht war tränenverschmiert und der Mascara lief ihr in dicken schwarzen Strömen die Wangen hinab. Mit ihren großen blauen Augen sah sie mich flehend an. „Es tut mir so leid, Claude. Es tut mir so leid.“ Magda flüstert so leise, dass ich Mühe hatte, sie zu verstehen. „Bitte, bitte wirf mich nicht hinaus. Ich hab sonst keinen Platz, an den ich gehen könnte. Ich flehe dich an, Claude, bitte lass mich hier bleiben.“ |
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Ungeschickt erhob sie sich vom Boden. „Es tut mir leid“, sagte sie noch einmal, diesmal mit festerer Stimme. „Ich hätte niemals…ich hätte niemals mit Gernot schlafen dürfen. Das wurde mir sofort klar, als du aus dem Haus geflüchtet bist. Ich bin zu weit gegangen, viel zu weit. Ja, ich wollte mich an dir rächen, dafür, dass du mir die Wahrheit über Jamie verschwiegen hast. Aber durch meine Aktion habe ich nichts gewonnen. Ich hatte einen kurzen Moment der Genugtuung um dann sofort zu erkennen, dass ich ganz alleine dastehe. Du hast immer zu mir gehalten, Claude. Du hast mich bei dir aufgenommen, als ich einen Unterschlupf brauchte und ich tue dir so was an. Ja, ich verdiene es, dass du mich vor die Tür setzt, aber ich bitte dich innständig, dass du mir noch eine Chance gibst. Ich habe sie nicht verdient, aber ich bitte dich trotzdem darum.“ |
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In meinem Kopf herrschte ein großes Chaos und ich blickte unsicher auf meine Füße. Bis vor wenigen Minuten war ich überzeugt gewesen, dass es richtig wäre, Magda auf die Straße zu setzen. Aber jetzt? Sie hatte sich bei mir entschuldigt. Und ihre Entschuldigung klang in meinen Ohren vollkommen aufrichtig. Konnte nicht jeder Mensch einen Fehler begehen? Und sollte ich nicht bereit sein, meiner Cousine zu verzeihen? „Bitte“, hörte ich sie erneut flüster. Und langsam begann ich mit meinem Kopf zu nicken. „In Ordnung Magda“, sagte ich mit belegter Stimme. „Du darfst hier wohnen bleiben.“ Aus dem Hintergrund vernahm ich Jamies verächtliches Schnauben. |
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Magda sah mich überrascht an und ein vorsichtiges Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. „Meinst du das wirklich ernst, Claude?“ Nach kurzem Zögern nickte ich erneut mit dem Kopf. Ich konnte sehen, wie eine schwere Last von Magda abfiel. „Dank, Claude, vielen Dank!“ Sie wollte auf mich zukommen und mich umarmen, doch das ließ ich dann doch nicht zu. „Nein, Magda, nicht. Ich…es ist noch lange nicht wieder alles gut zwischen uns. Du darfst hier wohnen bleiben, aber ob ich dir wirklich verzeihen kann, da bin ich mir noch nicht sicher.“ Die Freude schwand aus Magdas Gesicht, aber sie nickte zum Zeichen, das sie verstanden hatte. |
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Länger hielt ich es mit Magda in einem Raum nicht mehr aus. Ich brauchte dringend frische Luft. Also ging ich in den Garten hinaus und entdeckte dort Jamie, der mit dem Rücken zum Haus stand. An seiner angespannten Körperhaltung konnte ich erkennen, dass er nicht glücklich über den Verlauf meines Gespräches mit Magda war. Ich ging langsam auf ihn zu und legte behutsam meine Hand auf seine Schulter. Bei der Berührung zuckte er kurz zusammen. „Ich verstehe nicht, wie du ihr das durchgehen lassen konntest“, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „Ihr Frauen seid doch echt unmöglich!“ |
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Er drehte sich zu mir um. „Nach allem, was sie dir angetan hat, was sie uns angetan hat! Wie kannst du sie dann hier weiter wohnen lassen? Wie soll Magda je aus ihren Fehlern lernen, wenn ihr jeder alles durchgehen lässt?“ Jamie hatte sich richtig in Rage geredet. „Aber ich lasse ihr nicht alles durchgehen“, wehrte ich mich. „Sie weiß, dass sie einen Fehler gemacht hat. Und sie hat sich entschuldigt. Und außerdem, sie ist doch meine Cousine. Sie gehört zur Familie. Und als Familie muss man zusammenhalten, gerade dann, wenn es schwierig wird.“ Jamie wischte meine Worte mit einer Handbewegung beiseite. „Du glaubst doch selbst nicht, was du da redest“, entgegnete er zornig. |
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Wütend marschierte er wieder in das Haus und ließ mich alleine im Garten stehen. Oh nein, jetzt hatte ich es mir auch noch mit Jamie verscherzt. Aber alles, was ich gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Als Familie musste man zusammen halten. Das war mir jetzt klar. Aber dadurch wurde die Situation nicht leichter. Ich war immer noch tief verletzt. Und auch wenn Magda sich entschuldigt hatte, würde es doch nie wieder wie früher werden. |
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Auch Jamie hatte mit seinen Gefühlen zu kämpfen. Vor allen anderen, auch vor mir, hatte er immer so getan, als ob ihm Magdas Betrug ihm gegenüber nicht viel ausgemacht hätte. Doch das stimmte nicht. Es war eine Sache, dass Magda sich von ihm trennte, als sie erfuhr, dass er Rons Sohn war. Immerhin waren sie anschließend immer noch befreundet gewesen und irgendwie hatte Jamie immer das Gefühl, dass sie doch noch zusammen kommen könnten. Aber zu erfahren, dass die Frau die er sehr gerne mochte, mit einem anderem schlief, um ihm weh zu tun, das war eine ganz andere Angelegenheit. Bislang hatte er sich mit dem Gedanken getröstet, dass Magda für ihren Fehler büßen müsste, doch nicht einmal das schien jetzt noch der Fall zu sein. |
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In den kommenden Tagen verkroch sich jeder von uns in seinem eigenen Zimmer. Die Stimmung im Haus war auf einem Tiefpunkt angelangt. Selbst auf Toilette wollte ich nicht gehen, wenn es sich nicht so eben noch verhindern ließ, aus Angst, dabei Magda oder Jamie zu begegnen. Das einzig Gute an der Situation war lediglich, dass ich endlich Zeit hatte, ganz in Ruhe in dem Buch zu lesen, was ich mir schon vor Wochen von meiner Mutter ausgeliehen hatte. Ich machte es mir also in meinem Schlafanzug bequem und las, als es zaghaft an meiner Tür klopfte. |
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„Claude, bist du noch wach?“ Leise drang Magdas Stimme durch die geschlossene Tür. „Ich würde gerne mit dir reden. Bitte.“ Ich war mir nicht sicher, ob ich mir anhören wollte, was sie zu sagen hatte. Andererseits hatte mir die letzten Tage deutlich gemacht, wie belastend es für uns alle sein konnte, wenn wir nicht endlich reinen Tisch machten. Also legte ich schweren Herzens mein Buch beiseite und öffnete die Tür. „Danke, Claude“, hauchte Magda. |
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Ich bat sie in mein Zimmer hinein und schloss die Tür hinter ihr. Da ich nicht wusste, was Magda genau von mir wollte, blickte ich sie einfach nur fragend an. Sie begann aber gleich von selbst zu sprechen. „Claude, du hattest wirklich keinen Grund mich hier noch weiter wohnen zu lassen. Ich weiß gar nicht wie ich dir jemals dafür danken soll, dass du es doch getan hast. Du bist gütiger zu mir, als ich es verdient habe. Und dafür möchte ich mich bei dir bedanken. Ich weiß nur nicht wie. Wenn du also irgendetwas weißt, was ich tun oder machen könnte, dann sag es. Ich würde wirklich alles tun.“ |
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