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Früh am Morgen fuhr ich dann mit Klaudia zum Flughafen von
SimVegas und wir stiegen in eine Maschine, die uns nach SimNorsk
in der nördlichsten Provinz der SimNation Simskelad brachte.
Von da aus waren es nur wenige Kilometer bis zu dem Ferienort
"Drei Seen", der sich über drei Terrassen eines
Berghangs erstreckte. Übers Internet hatte ich kurzfristig
eine Blockhütte angemietet und die Ferienhaussiedlung schien
auf den ersten Blick wirklich nett zu sein. Nur Klaudia war enttäuscht.
"Hier ist ja gar kein Schnee!", schluchzte sie entsetzt,
als wir aus dem Taxi stiegen. Dafür war es aber bitter kalt...zumindest
für Sierra Simlonische Verhältnisse.
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Ich hatte die Reise lediglich über das Internet gebucht und
mein Herz raste, als ich an der Rezeption stand. Was wäre,
wenn irgendetwas mit der Reservierung nicht geklappt hätte?
Aber zum Glück stellten sich meine Befürchtungen als
völlig unbegründet heraus. Der nette Mann von der Rezeption
erwartete uns bereits und wir konnten direkt einchecken.
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Derselbe Mann betrachte uns dann auch sofort zu unserer Blockhütte.
Sie war nicht gerade groß, war aber für zwei Personen
gerade richtig. Es roch angenehm nach frischem Kiefernholz und
das Haus wirkte auf den ersten Blick recht sauber und gemütlich.
Hier würde es sich sicherlich gut ein paar Tage aushalten
lassen.
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Sofort holte ich meine Digitalkamera aus dem Koffer, um die ersten
Eindrücke unseres Ferienhauses einzufangen. Und Klaudia bot
sich auch umgehend als Fotoobjekt an, ohne, dass ich sie hätte
lange darum bitten müssen. Schnell fing ich auf dem Speicherchip
auf, wie meine Tochter ausgelassen auf dem Sofa rumhüpfte.
Doch, es war die richtige Entscheidung gewesen, einfach mal für
ein paar Tage dem Chaos des Alltags zu entfliehen. Es tat meiner
Tochter gut und es würde auch mir gut tun.
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Leider gab es in unserer Feriensiedlung keinen Speisesaal oder
ähnliches. Aber so schlimm war dies nun auch wieder nicht.
Den Grill könnte jeder jederzeit benutzen und notfalls konnte
man sich auch Essen auf das Zimmer kommen lassen. Doch für
den Anfang würden gegrillte Hamburger Klaudia sicher nicht
unglücklich machen.
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Während ich also den Kochlöffel schwang, war Klaudia
damit beschäftig, neue Bekanntschaften zu schließen.
"Hallo, ich bin Klaudi und wie heiß du?", sprach
sie einfach die Hotelangestellten, Gäste und auch die wenigen
Einheimischen an. Emma, die rothaarige Frau im Holzfällerhemd,
zeigte ihr dann auch die ortstypische Begrüßung, nämlich
wildes Klopfen auf die Brust und Klaudia war sofort Feuer und
Flamme. Das war doch viel cooler als das olle, Händeschütteln
und Winken. Die anderen Touristen sahen das wohl anders und hielten
erste einmal gebührenden Abstand von dieser ungewöhnlichen
Frau.
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Ich war erstaunt, wie schnell es hier im Norden dunkel wurde.
Die vielen Jahre in der Sierra Simlone haben mich ein wenig vergessen
lassen, dass sich die Tageszeit weiter nördlich viel stärker
mit den Jahreszeiten veränderte. Da es draußen nun
doch sehr kalt wurde, ging ich mit Klaudia in unsere Hütte
und zündete ein Feuer im Kamin an. Dabei kam mir zugute,
dass ich in der Simlane nahezu dasselbe Modell stehen hatte und
deshalb das Feuer recht schnell entfachte. Und im Gegensatz zu
meinem Kamin zuhause erfüllte dieser auch seinen Zweck als
Heizung. Dicht vor die wärmenden Flammen gedrängt, verbrachten
Klaudia und ich den Rest des Abends damit, wunderliche Geschichten
über die Region und ihre Bewohner zu lesen.
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Das Feuer im Kamin erfüllte die gesamte kleine Hütte
mit seiner Wärme und so mussten meine Tochter und ich auch
nicht in ein kaltes Bett steigen. Die Anstrengung des Fluges und
vielleicht auch die frische Bergluft, ließen mich sofort
in einen tiefen, festen Schlaf fallen. Nicht einmal das gelegentliche
heulen der Wölfe in weiter Ferne, noch der unheimliche Ruf
der Eulen konnte daran etwas ändern.
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Am Morgen erwachte ich erholt wie schon lange nicht mehr. Verschwommen
erinnerte ich mich an einen seltsamen Traum. Darin grub ich vor
der Hütte ein tiefes Loch und plötzlich schoss ein Gysir
aus dem Boden. Was das wohl wieder zu bedeuten hatte? Nur gut,
dass es ein Traum war.
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Dabei viel mir ein, dass ich gestern Abend noch von Schätzen
gelesen hatte, die in dieser Gegend vergraben sein sollten. Und
irgendwie inspirierte mein Traum mich dazu, nach einer Schaufel
zu greifen und einfach drauf los zu graben. Doch das einzige was
ich fand, waren Knochen, Knochen und nichts als Knochen. Die einzige,
die diesen Pfund als Schatz bezeichnet hätte, wäre wohl
Goya gewesen.
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Als Klaudia aufwachte, war sie enttäuscht, dass es immer
noch nicht geschneit hatte. Allerdings hielt dies nur einige wenige
Minuten an. Spätestens, als ich ihr gegrillte Pfannkuchen
zum Frühstück servierte, war sie wieder glücklich
und zufrieden. Und da es zwar recht kühl, aber dennoch trocken
und sonnig war, riet uns der Reiseleiter vor Ort einen Ausflug
zu unternehmen, solange das Wetter noch so beständig war.
Kurzerhand entschlossen wir uns für die Holzfällerexpedition,
die uns einen Einblick in das Leben der Einheimischen geben sollte.
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Ich hatte zunächst befürchtet, dass Klaudia sich bei
diesem Ausflug langweilen könnte. Doch damit hatte ich weit
gefehlt. Als wir wieder zurückkamen, stürzte sie sich
umgehend auf einen der übrigen Gäste des Feriendorfes
und berichtete ihm von ihrem Erlebnis: "Hallo Mister! Haben
sie schon mal einen Biber gesehen? Einen echten und nicht so einen
aus dem Fernsehen? Mami und ich haben heute eine ganze Familie
getroffen. Erst waren die voll böse und wollten uns beißen,
aber dann hat der nette Mann, der uns begleitet hat Futter rausgeholt
und die Biber haben es gefressen und waren dann nicht mehr böse.
Die sind sogar ganz nah an uns heran gekommen. Ja ganz ehrlich,
Mister, das war da hinten im Wald. Mami kann ihnen die Geschichte
auch erzählen".
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Ich lächelte dem Mann entschuldigend zu und er verabschiedete
sich höflich von meiner übermütigen Tochter, die
schon dabei war, dem nächsten Gast ihre Biber-Geschichte
zu erzählen. Währenddessen rief ich Zuhause an, um mich
bei Tristan zu erkundigen, ob denn auch alles in Ordnung sei.
Insbesondere um Kinga machte ich mir Sorgen, doch Tristan versicherte,
dass Kinga zwar aufmüpfig wie immer, aber sicher in ihrem
Zimmer war. "Ich passe schon darauf auf, dass sie nicht ausbüchst.
Und vielleicht tut es ja euch beiden gut, wenn ihr mal etwas Abstand
voneinander bekommt". Ich konnte nur hoffen, dass Tristan
Recht behielt.
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Den Abend verbrachten wir dann bei einem Lagerfeuer im Freien.
Der Mann von heute Nachmittag schloss sich uns an und erzählte
nun im Gegenzug Klaudia die ein oder andere unglaubliche Geschichte.
Das allein begeisterte meine Tochter schon, doch als er dann auch
noch Marshmallows aus seinem Rucksack zauberte, war sie ganz aus
dem Häuschen.
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Doch der Ausflug und die frische Bergluft zollten ihren Tribut
und langsam aber sicher klappten Klaudias Augenlider zu. Bevor
sie auf dem kalten Waldboden einschlief, brachte ich sie ins Bett.
Mir war allerdings noch nicht nach Schlafen zumute. Freudig überrascht
entdeckte ich einen Whirlpool zwischen den anderen Ferienhäusern
und gesellte mich zu den beiden Frauen, die sich dort angeregt
unterhielten. Es war herrlich in dem warmen Wasser zu sitzen und
zu beobachten, wie eine Wolke aus Wasserdampf in die kalte Nachtluft
hinaufstieg.
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In der Nacht träumte ich wieder die abstrusesten Dinge. Klaudia
lief in den Wald, um die Biberfamilie wieder zu sehen. Und als
sie sie fand, verwandelte sich einer der Biber in einen Bigfoot.
Das Ungeheuer brüllte meine kleine Tochter an, doch anstatt
schreiend wegzulaufen, brüllte sie einfach zurück und
begann dann mit dem haarigen Monster herumzualbern. Also irgendetwas
musste hier in der Luft liegen, dass mich so seltsam träumen
ließ.
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Die Luft wurde merklich kühler. Eigentlich war es fast schon
so kalt, dass man eine Jacke hätte anziehen müssen.
Aber wenn man so lange in der Wüste gelebt hat, vergisst
man leider manchmal, sich über das Wetter Gedanken zu machen.
Frösteln stampfen Klaudia und ich zu einem ehemaligen Sägewerk,
das zur Touristenattraktion ausgebaut worden war. Und um nicht
ganz zu erfrieren, bestellten wir uns erst einmal heiße
Pfannkuchen. Burger und Marshmallows waren zwar lecker, aber jeden
Tag musste selbst Klaudia sie nicht essen.
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Und um sich auch weiterhin schön warm zu halten, schloss
sich Klaudia einer Gruppe Kinder an, die von einer Einheimischen
in einen traditionellen Volkstanz eingewiesen wurden. Ich hielt
mich lieber im Hintergrund und beobachtete lediglich die hüpfende
und schreiende Kinderschar. Ich weiß, als Mutter ist man
immer etwas voreingenommen, aber Klaudia war wirklich die talentierteste
von all den Kindern. Ich war richtig stolz auf mein Pummelchen.
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Während Klaudia also immer kompliziertere Folgen von Klatschen,
Hüpfen, Drehen, Schreien, Klatschen, Hüpfen lernte,
schaute ich mich ein wenig auf dem Gelände um. Eine riesige
Holzscheibe stach in mein Auge, die früher einmal zu einem
stattlichen Baum gehört haben musste. Wenn ich mir so den
Durchmesser ansah, dann muss der Baum bestimmt 40 Meter hoch gewesen
sein. "Der Baum war mal 53,76 Meter hoch". Ich muss
wohl laut vor mich hin gedacht haben, der ein kleiner Junge, der
eben noch mit Klaudia getanzt hatte, stand hinter mir und verbesserte
mich. "Mein Opa hat ihn selbst gefällt". Hhm, ich
war nicht sicher, ob man wirklich stolz darauf sein sollte, der
Holzfäller eines solch erhabenen Baumes zu sein. Aber ich
behielt das lieber für mich.
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