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Wir machten uns umgehend an die Planung. Ich wollte so schnell wie möglich heiraten. Zum einen wollte ich nicht, dass man mir die Schwangerschaft bei der Hochzeit ansah. Irgendwie würde ich mich sehr unwohl fühlen, wenn man mir direkt ansah, dass ich nicht mehr jungfräulich in die Ehe ging, auch wenn das natürlich total bescheuert war. Zum anderen hatte ich Angst, meine Entscheidung Dominik zu heiraten doch noch zu bereuen und alles abzublasen. Und viel war ja nicht zu organisieren. Ein Partyservice war schnell gefunden und die Einladungen an unsere Familien konnten unproblematisch über das Telefon abgewickelt werden.


"Und du bist dir wirklich sicher, dass du nicht in der Kirche heiraten willst?", fragte Dominik, als ich die Anmeldung im Standesamt über das Internet abgewickelt hatte. "Ich weiß doch, wie wichtig dir die Kirche und so ein Kram sind". "Und ich weiß ganz genau, wie wenig du von diesen Dingen hältst, Dominik. Ich will nicht, dass du nur mir zuliebe vor Gott ein Gelübde ablegst, das dir nichts bedeutet." Damit schien Dominik einverstanden zu sein. "Aber wenn du es dir anders überlegen solltest, Brodlowska", fügte er hinzu, "dann sag mir einfach bescheid. Für dich würde ich sogar gläubig werden".


Es war nicht die volle Wahrheit, die ich Dominik gerade erzählt hatte. Natürlich hätte ich gerne in der Kirche geheiratet. Aber ich konnte nicht vor Gott treten und ein Gelübde über ewige Liebe abgeben, wenn ich Dominik nicht liebte. Und das tat ich einfach nicht. Noch nicht. Aber ich vertraute darauf, dass sich das mit der Zeit entwickeln würde.

 



Und dann ging alles furchtbar schnell. Die Wochen verflogen und der Hochzeitstermin stand schon vor der Tür. Und zwei Tage vor der Hochzeit trafen mein Bruder Orion, meine Schwester Joanna und mein Schwager Tobias aus SimCity ein. Mein Großmutter und Tante Kasia und Onkel Kazik würden erst gegen Abend in SimVegas landen.


Auch meine Schwester hatte ich schon lange gewartet. Als Kinder hatten wir immer von einer pompösen Doppelthochzeit geträumt, doch dieser Wunsch ist nie in Erfüllung gegangen. Aber ich wollte immerhin, dass sie mir bei meiner Hochzeit zur Seite stand. Und ein passendes Brautkleid konnte ich nur gemeinsam mit ihr aussuchen. "Dieses grässliche Teil ist ja wohl nicht dein Ernst, Xana", protestierte sie aufs heftigste, als ich ein Kleid vom Ständer der Mode-Boutique nahm. "Lass mich lieber aussuchen, Schwesterherz. Das bäuerliche Leben scheint deinen Modegeschmack verwirrt zu haben".


Sie suchte eine Weile herum und kam schließlich mit einem langen, weißen Kleid auf dem Arm zu mir und schob mich damit in die Umkleidekabine. "Du wirst damit umwerfend aussehen", versicherte sie mir. Ich probierte das Kleid an und es sah tatsächlich wunderschön aus. "Und gefällt es dir?", fragte Joanna. Es gefiel mir sogar sehr, aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, in diesem Kleid übermorgen zu heiraten. Es wirkte einfach zu sehr nach Traumhochzeit. Ich wollte etwas schlichteres, etwas, was einer einfachen standesamtlichen Trauung im eigenen Garten eher entsprach.


"Ich denke, dann hab ich genau das Richtige für dich". Joanna verschwand für ein paar Minuten zwischen den Kleiderständern, während ich mir nur in Unterwäsche bekleidet in der Umkleidekabine etwas verloren vorkam. Aber dann kam sie wieder mit einem Outfit, das meine volle Zustimmung fand. Ich brauchte nicht lange zu überlegen und ging damit sofort zur Kasse. Und da wir gerade ohnehin in SimVegas waren, konnten wir anschließend unsere babcia samt Anhang vom Flughafen abholen.


Den Tag vor der Hochzeit verbrachten meine Schwester und ich damit, die richtige Frisur für mich zu finden. Ich wollte meine Haare am liebsten einfach nur zu einem Pferdeschwanz zusammen binden, aber da protestierte Joanna. "Du musst auch an unsere polnische Familie denken, Oxana. Zurückhaltung mag hier in der SimNation als vornehm gelten, doch in Polen muss man protzen, sonst enttäuscht man seine Gäste. Also müssen wir schon etwas Ausgefallenes auf deinen Kopf zaubern." Und als die Frisurenfrage geklärt war, beschäftigten wir uns mit dem passenden MakeUp. Ich hätte ja einfach mein alltägliches Aufgetragen, aber Joanne wäre fast in Ohnmacht gefallen, als ich ihr das vorschlug.


Die Jungs waren währenddessen damit beschäftigt, den Garten für die morgige Zeremonie herzurichten. Auch Roland kam zur Unterstützung vorbei. Der Partyservice hatte alles notwendig bereits geliefert und es musste nur noch aufgebaut und an den richtigen Platz gestellt werden. Warum die Jungs dabei aber ihre gute Abendgarderobe trugen, verschloss sich meinem Verständnis.


Am Abend kam dann Glinda, Dominiks Mutter, vorbei um ihren Sohn für die Nacht zu sich nach Hause zu holen. Dominik sollte mich vor der Hochzeit schließlich nicht mehr sehen. Aber so wie Glinda nun mal war, konnte sie ihren Mund nicht halten. "Und du willst dieses Mädchen wirklich heiraten, Nicky? Ich weiß, dass du sie magst, aber sie ist einfach nicht die Richtige für dich. Sie kann dich nicht so sehr lieben, wie du es verdient hast. Mach keinen Fehler Nicky. Ingrid war so ein gutes Mädchen. Ich verstehe bis heute nicht, warum du sie verlassen hast. Aber ich habe gehört, dass sie immer noch alleine ist. Sie würde dich bestimmt mit offenen Armen zurück nehmen".


"Mutter, hör doch endlich auf damit. Ich heirate morgen. Oxana wird deine Schwiegertochter und du kannst nichts daran ändern. Kannst du dich nicht für mich freuen? Oxana ist die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen möchte und nichts was du sagst, wird daran etwas ändern. Und wenn du in diesem Haus weiterhin willkommen sein möchtest, dann solltest du das akzeptieren". Dominiks Worte klangen so entschlossen, dass Glinda dem nichts entgegen zu setzen wusste. "Auch, Nicky, ich will doch nur, dass du glücklich wirst". "Und das werde ich auch, Mutter, das werde ich".

 



Und dann war es soweit. Joanne weckte mich früh am Morgen um mich für diesen großen Tag schön zu machen. Am Abend zuvor hatten wir meinen Junggesellenabschied mit etwas Sekt gefeiert. Es war zwar nicht viel, aber ein starker Kaffee tat mir dennoch gut. Und nachdem ich fertig gestylt war, konnte auch meine Schwester sich fertig machen. Die Trauung war für zwölf Uhr angesetzt und da alle Gäste entweder direkt bei uns, oder bei Dominiks Eltern übernachtet hatten, kam auch keiner zu spät.


Den Papierkram hatten wir bereits eine viertel Stunde zuvor mit dem Standesbeamten abgewickelt. Zwei Unterschriften genügten und Dominik und ich waren Mann und Frau. Aber es war die eigentliche Zeremonie, die zählte und nicht irgendwelche Dokumente. Unsere Gäste schauten uns erwartungsvoll an und jubelten uns zu, als wir Hand in Hand, begleitet von romantischer Musik aus dem CD-Player, zum Hochzeitsbogen schritten.


"Und du bis dir auch ganz sicher, dass wir das durchziehen wollen, Brodlowska? Verzeihung, ich meine natürlich Frau Blech?". Ich legte meinen Arm liebevoll um seine Schulter. "Ich bin mir ganz sicher. Und wie du es gerade richtig bemerkt hast, wir haben es doch schon längst durchgezogen".


Dominik lachte. "Nun gut. Brodlowska, willst du dann noch mal vor unsere Familie und unseren Freunden bestätigen, dass du mich wirklich heiraten wolltest?". "Ja, ich will". Ich strahlte und fühlte mich wirklich glücklich, als Dominik den goldenen Ehering aus seiner Tasche zog und ihn an meinen Finger steckte.


"Und willst du, Dominik, mich heiraten, obwohl ich manchmal seltsam und durchgedreht bin und dich an den Rand des Wahnsinns treibe?". "Ja, das will ich. Und glaub mir, du wirst es niemals schaffen, mich wahnsinnig zu machen. Höchstens wahnsinnig nach dir". Lachend steckte ich ihm seinen Ring an den Finger.


Dann zog er mich zu sich heran und verpasste mir einen langen, innigen Kuss. "Frau Dominik Blech! Ich hab dir doch prophezeit, dass ich dich heiraten würde, Brodlowska, gleich bei unserem ersten Treffen". Und er hatte Recht behalten. Ich musste es wohl oder übel zugeben. Aber inzwischen fand ich diesen Gedanken gar nicht mehr so unangenehm.


Unsere Freunde und Verwandten jubelten, als wir unser Ehegelübde mit einem Kuss besiegelten. Auch Kinga klatschte erfreut in die Hände. "Jetzt sind Mami und Papa verheiratet wie richtige Eltern", erklärte sie dem steifen Standesbeamten erfreut. „Und jetzt werde ich es der doofen Bärbel heimzahlen, dass sie mich deswegen immer geärgert hat“.


Als erstes ging ich dann zu dem Standesbeamten und bedankte mich für sein Kommen und die unkomplizierte Abwicklung des Papierkrams. Dominik war inzwischen damit beschäftigt, die herzlichen Glückwünsche der Hochzeitsgäste entgegen zu nehmen und auch hinter mir bildete sich bereits eine Schlange, die nur darauf wartete, dass ich ebenfalls zur Verfügung stand.

 

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