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Zielstrebig ging die Tochter des Botschafters auf die Mitarbeiter
des Casinos zu. "Sorgen sie dafür, dass dieses blonde
Flittchen umgehen aus dem Casino verschwindet", forderte
sie die beiden Männer auf und die Art ihres Auftretens
ließ keinen Zweifel daran, dass sie eine umgehende Reaktion
ohne Widerworte erwartete. Ein Moment zögerten die Männer,
doch als ihnen klar wurde, dass hier die Tochter eines Botschafters
vor ihnen stand, zögerten sie keine Minute länger.
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Wenig sanft schoben sie den Scheich und einige weitere gaffende
Männer zur Seite. "Madame, verlassen sie umgehend
diese Gebäude. Ihr verhalten ist hier weder angebracht,
noch erwünscht". Die Blondine blickte überrascht
drein und wollte protestieren, doch einer der Wachleute packte
sie unsanft an den Schultern und drehte sie herum, um sie
zum Ausgang zu begleiten.
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Doch während er das tat, war deutlich das Geräusch
von reißendem Stoff zu hören. Der Wachmann hielt
inne und die Blondine bemerkte, dass ein Träger ihres
Tops durch seine unsanfte Behandlung gerissen war. Augenblicklich
wurde sie hysterisch und fing an zu schreien und weinen. "Mein
Top ist zerrissen! Wie soll ich den jetzt auf die Straße
gehen. Ich bin doch halb nackt! So kann ich niemals raus gehen!
Was werden die Leute bloß denken?"
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Um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, führte
der andere Sicherheitsmann die hysterische Frau, deutlich
sanfter als sein Kollege, in das Sekretariat des Casino-Managers
im ersten Stock des Gebäudes. Hier würde sie die
übrigen Gäste nicht länger belästigen
und er konnte eine der Köchinnen aus dem Restaurant beauftragen,
der Simropäerin etwas Neues zum Anziehen zu besorgen.
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Derweil beschwerte sich die Tochter des Botschafters energisch
über die Zustände, die im Casino herrschten. Und
dabei ging es ihr nicht um die unsanfte Behandlung der Blondine,
denn in ihren Augen hatte diese nichts anderes verdient. "Ein
solches Flittchen wie die hätte dieses Haus überhaupt
nicht betreten dürfen. Wo sind denn Klasse und Exklusivität
geblieben? Wird hier jetzt jeder Hure der Zutritt gewährt?
Ich will auf er Stelle mit dem Manager des Casinos sprechen.
Auf der Stelle!"
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Eine hysterische Frau pro Tag war dem Wachmann eindeutig genug.
Also rief er umgehend seinen Chef an und teilte ihm mit, dass
eine unzufriedene Kundin unten im Casino wartet. Sollte sein
Boss sich darum kümmern, immerhin war das sein Job. Widerstrebend
erhob sich der Casinomanager aus seinem gepolsterten Korbsessel
und verließ sein Büro. Er nahm die weinende Frau
im Vorzimmer kaum wahr, als er hindurch schritt und die Tür
zu seinem Büro in ihr elektronisches Schloss fiel.
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Jetzt musste alles schnell gehen, denn es bleiben nur wenige
Minuten Zeit. Die Tür war hinter dem Casinomanager kaum
ins Schloss gefallen, da hatte die Blondine, Kinga, ihren
hysterischen Heulkrampf längst wieder vergessen und kramte
aus ihrer winzigen Handtasche eine Kreditkarte hervor. Nur
war dies gar keine Kreditkarte, sondern eine Karte zum überbrücken
von Sicherheitsschlossern. Sie schob die Karte in das elektronische
Schloss an der Wand neben der Tür zum Büro des Managers
und konnte beobachten, wie in wenigen Sekunden, eine Zahl
nach der anderen des sechsstelligen Türcodes geknackt
wurde. Nach nicht mal 30 Sekunden ertönte ein langgezogener
Piepton, und die Tür sprang auf.
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Kinga blickte sich ein letztes Mal um und
schlich sich in das Büro des Casinomanagers. Es sah innen
genauso aus, wie Senora Ewa es ihr beschrieben hatte. An der
rechten Wand befand sich eine Regalwand mit dem eingelassenen
Tresor. Anstelle eines Schlosses oder Zahlenrades befand sich
in der Mitte des Safes aber ein kleines Display mit einem
Mikrofon. Nur die Stimme des Managers selbst würde den
Tresor öffnen und nur, wenn er dazu das richtige Codewort
sprach. Aber für diesen Teil war Romina zuständig.
Sie konnte nur angespannt vor dem Tresor warten, bis ihre
Partnerin sich meldete.
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Der Casinomanager war inzwischen bei der Tochter des Botschafters
eingetroffen, die niemand anderes als Romina war. Immer noch
gab sie sich entrüstet über die Zustände in
dem Casino. Der Manager war bemüht sie zu beschwichtigen,
aber sie ließ nicht mit sich reden. "Sorgen sie
dafür, dass so eine wie DIE, nie wieder einen Fuß
in dieses Casino setzt. Wenn nicht, dann erzähle ich
meinem Vater, dass hier nicht nur Glückspiel betrieben
wird, sondern auch noch Alkohol ausgeschenkt und Stripperinnen
geduldet werden. Er ist sehr gut mit dem Imam von Batna befreundet.
Es wird ihn sicher interessieren, was hier so passiert".
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Jetzt bekam es der Manager mit der Angst zu tun. Wenn der
Imam ganz offensichtlich auf das nicht ganz legale Treiben
im Casino aufmerksam wurde, dann konnte er gar nicht anders
handeln, als den Laden hoch gehen zu lassen. Und dann wäre
er, der Casinomanager, ganz sicher seinen Job los. Nein, das
wollte er nun wirklich nicht riskieren. "Seinen sie versichert,
dass so etwas nie wieder vorkommen wird. Ich werd meine Sicherheitsmänner
anweisen, mehr darauf zu achten, wer hier Zutritt bekommt."
"Gelobt sei Allah!", erwiderte Romina und so wie
sie es geplant hatte, hob der Casinomanager seine Hand zu
Himmel und pries den Allmächtigen. "Gelob sei Allah!".
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Das war der Code! Über ein Mikrofon in Rominas Ausschnitt
wurde die Stimme des Casinomanagers aufgezeichnet und augenblicklich
zu Kinga im ersten Stock übermittelt. " Voice Identification
Successful " erschien im Display des Tresors und er öffnete
sich mit einem lauten Klick.
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Im Safe befanden sich eine Menge Bargeld, Wertpapiere, Dokumente
und eine DVD. Und genau auf diese DVD hatte Kinga es abgesehen.
Schnell schob sie den Datenträger in das Laufwerk des
PCs des Managers und schloss ihren USB-Stick, der geschickt
im inneren ihres Lippenstiftes verborgen war, an den Computer
an. Die Datenübertragungsgeschwindigkeit des Sticks übertraf
alles, was momentan frei auf dem Markt erhältlich war
und so wurden die Daten von der DVD, Angaben über die
Kunden des Casinos, die hier nicht nur dem Glücksspiel
frönten, sondern den Ort auch für illegale Geldwäsche
nutzten, in wenigen Augenblicken auf den USB-Stick kopiert.
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Und dennoch schaffte Kinga es gerade im allerletzten Augenblick,
den PC auszuschalten, die DVD wieder im Tresor einzuschließen
und das Büro des Casinomanagers zu verlassen. Gerade
als die Tür ins Schloss viel, trat auf schon der Manager
in das Vorzimmer. Die Überraschung war Kinga deutlich
ins Gesicht geschrieben. Doch sie überspielte sie schnell
mit einem schrillen Lachen. "Hahaha, ich Dummchen hab
so einen Aufstand gemacht, dabei ist gar nichts passiert.
Sehen sie, ich hab den Träger einfach zusammen geknotet.
Ist jetzt fast wie neu. So, ich geh dann jetzt auch, ich will
mich ja noch an den Strand legen. Also, ciaaao!"
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Winkend ging sie an ihm vorbei. Kopfschüttelnd beobachtete
der Casinomanager, wie die seltsame Blondine die Treppe hinunter
stieg. Frauen, wer würde sie jemals verstehen können?
Er zuckte mit den Schultern und ging dann zurück in sein
Büro. Die Pause hatte er sich verdient.
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Kinga hatte große Mühe damit, nicht sofort los
zu laufen. Doch kaum war sie um die nächste Straßenecke
gebogen, riss sie sich die blonde Perücke vom Kopf und
eilte zu dem vereinbarten Treffpunkt mit Romina. Diese wartete
bereits auf sie und hatte sich ebenfalls schon des Abendkleides
entledigt. Überglücklich viel Kinga ihrer Partnerin
um den Hals "Scheiße war das geil! Wir haben es
tatsächlich geschafft! Jetzt müssen wir nur noch
darauf warten, dass wir abgeholt werden. Wir haben unseren
ersten Auftrag gemeistert!"
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Doch leider hatten sich die beiden zu früh gefreut. Plötzlich
hörten sie einen Tumult hinter sich und als sie über
die Schulter blickten, sahen sie die beiden Wachmänner
mit Pistolen in der Hand auf sie zurennen. "Da sind die
beiden Diebinnen!", schrei einer von ihnen und noch bevor
Kinga und Romina genauer darüber nachdenken konnten,
waren sie auf der Flucht.
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Schüsse fielen. Kinga legte ihre Hände schützend
um ihren Kopf, bis ihr dann bewusst wurde, dass das kein Stück
gegen eine Kugel helfen würde. Zudem verfluchte sie sich
dafür, dass sie immer noch die hochhackigen Stiefel trug.
Die beiden Frauen hasteten durch die engen Gassen Batnas,
mitten hindurch durch Menschenmassen und Basarstände.
Doch die beiden Wachmänner blieben ihnen auf den Fersen
und holten immer weiter auf.
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Es würde Kinga auf ewig ein Rätsel bleiben, wie
sie trotz der Angst und der Schüsse den richtigen Weg
zum vereinbarten Treffpunkt gefunden haben. Aber der grüne
Lieferwagen wartete bereits auf sie und ihr Kontaktmann erkannte
sofort die brenzlige Situation und ließ augenblicklich
den Motor laufen. "Springt in den Wagen und dann nichts
wie weg hier!", rief er den Mädchen zu und das ließen
sie sich kein zweites Mal sagen. Erst als das Fahrzeug in
sichere Entfernung war, fielen die beiden sich weinend in
die Arme. Jetzt hatten sie es wirklich geschafft.
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