Kapitel 1
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"Wir können das aber nicht hier draußen besprechen". Senora Ewa schritt voran und führte die beiden jüngen Frauen ins innere der Barake. Mit einer Geste gab sie Prof. Elena zu verstehen, den Unterricht augenblicklich zu beenden und das Klassenzimmer zu räumen. Ganz offensichtlich stand Senora Ewa in der Hirarchie über den Lehrern. Romina und Kinga nahmen auf dem Boden vor der Tafel Platz und dann eröffnete Senora Ewa ihre Erklärung. "Alles, was ihr in den letzten Wochen und Monaten gelernt habt,diente der Vorbereitung für die kommende Aufgabe".

 
 
 

Eindringlich blickte sie von einem Mädchen zum anderen. "Ihr beide seid ausgesucht worden, für eine Organisation zu Arbeiten. Eine Organisation, die nur die besten Männer und Frauen der ganzen Welt auswählt und selbst unter diesen nur die wenigsten bestehen lässt: "Justice". Ich muss euch nicht erklären, dass diese ganze Organisation streng Geheim ist. Das geschieht zum Schutz von "Justice", zu eurem Schutz und zum Schutz unseres Landes. Ihr werdet mir vertrauen müssen. Wenn ihr dazu nicht bereit seid, dann habt ihr jetzt die Gelegenheit zu gehen. Ihr könnt durch diese Tür marschieren, eure Sachen packen und noch heute Abend werdet ihr nach Simtropolis gebracht. Die Entscheidung liegt bei euch."

 
 
   
 

Beide Mädchen senkten den Blick bei diesen Worten. Kinga ließ sich die Worte ihrer Tante genau durch den Kopf gehen. Sie konnte von hier verschwinden. Sie konnte ihre Sachen packen und in Simptropolis ein neues Leben beginnen. Ein Leben ohne dieses scheiß Lager, ohne ihre verlogene Mutter, frei, so wie sie es immer wollte. Aber letztendlich blieb sie sitzen. Die Neugier siegte. Was würde ihre Tante noch alles offenbaren? Was genau war "Justice"? Und was war ihre Rolle darin? Die Aussicht auf Antwort auf diese Fragen reizte sie mehr, als die Aussicht auf Freiheit.

 
   
 
 

Auch Romina blieb sitzen. Keine der jungen Frauen wollte aufgeben, jetzt, wo es begann interessant zu werden. Zum ersten Mal lächelte Senora Ewa wirklich. "Mit keiner anderen Entscheidung habe ich gerechnet. Romina, Kinga, ihr werdet diese Entscheidung nicht bereuen. Ihr brecht noch heute Abend auf und eure Reise führt euch nach....

 
 

 

 

 
 

 
 

…..Batna in Algerien."

Der Kontaktmann vor Ort holte die beide vom Flughafen ab. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem sicheren Haus vor Ort konnte die Mission beginnen.

 
 
 
 

Im Zentrum der Stadt befandt sich ein angesehenes Casino. Der Kontaktmann beschrieb den Weg dorthin genau, aufgrund des pompösen Eingangsbereichs aus grünem Marmor war das Gebäude allerdings kaum zu verfehlen.

   
 
 
   

Also die hübsche junge Frau das Casino betrat, drehte sich so mancher Mann nach ihr um. Das war nicht verwunderlich, denn immerhin war sie die einzige Frau hier. Das Lächeln auf ihren Lippen wirkte zurückhalten, strahlte gleichzeitig aber Selbstbewusstsein aus. Und das kam nicht von ungefähr. Als Tochter des algerischen Botschafters in Frankreich behandelte man sie immer mit dem Respekt, der ihrem Stand und Reichtum entsprach.

 
 
 
 

"Darf ich mich anschließen, meine Herren?", fragte sie in perfektem Französisch und die beiden Männer am Pokertisch stimmten ohne Umschweife zu. Verspielt strich sich die Botschaftertochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte die beiden an. "Ich hoffe doch, das Glück verlässt mich heute nicht".

 
 
 
 

Ein dritter Mann schloss sich ihnen an, dann konnte das Spiel beginnen. Die Tochter des Botschafters wusste, dass die Männer sie unterschätzen würden. Das war einer der großen Vorteile, wenn man so schüchtern wirkte. Niemand traute einem etwas zu. Um so leichter fiel es ihr, dass Spiel mit geschicktem Bluff für sich zu entscheiden. Zunächst die erste, runde, dann die zweite und selbst die dritte schien sie erneut gewinnen zu können. So langsam sah sie den Frust in den Gesichtern der anderen Männer.

   
 

 
 

Im Nu hatte sich das Glück der jungen Botschaftertochter im Casino herum gesprochen und eine Traube neugieriger Männer bildete sich um den Pokertisch. "Ja ist es denn zu glauben, schon wieder ein Full House", rief sie erfreut aus und entschied erneut das Spiel für sich. Die umherstehenden Casinobesucher gratulierten ihr anerkennend und machten Witze über die drei armen Kerle am Tisch, die mit jeder weiteren Runde unglücklicher dreinblickten. Und dabei spielte die Frau noch nicht einmal mit getürkten Karten. Ein fundierter Pokerunterricht erlaubte ihr einfach, auf bewährte und statistisch begründete Strategien zurückzugreifen und ihr sehr gutes Gedächtnis für Zahlen aller Art machte sich in diesem Moment bezahlt.

 
   

 
 

Und ihre Taktik ging auf. Der Reihe nach schieden ihre männlichen Mitspieler aus, bis sie am Ende mit einem Bluff das Spiel für sich entschied. Freundlich bedankte sie sich bei den drei Herren, die ob ihres zauberhaften Lächelns sofort besänftigt schienen. Ums Geld war es ihnen ohnehin nicht gegangen. Davon hatten sie mehr als genug. Als sie sich von ihrem Stuhl erhob, kam ein Scheich auf sie zu. "Darf Scheich Mahomaed sie zu einem Drink einladen?", fragte er höflich. Erneut zeigte die Botschaftertochter ihr zauberhaftes Lächeln. "Sicher doch, aber selbstverständlich nur einen Alkoholfreien. Allah sei gepriesen".

 

 

Der Scheich führte die junge Frau an die Theke, und bestellte, ihrem Wunsch entsprechend, für sie lediglich eine Feigen-Soda. Er selbst ließ es sich aber nicht nehmen, einen Brandwein zu bestellen.
Für einen Moslem war es verboten, Alkohol zu trinken. Die Botschaftertochter wusste dies, der Scheich wusste das. Und trotzdem kümmerte sich kaum einer im Casino um dieses Gebot. Der Alkohol floss hier genauso, wie in jedem Casino in SimVegas, Monte Carlo oder sonst wo auf der Welt. Und wenn man es genauer betrachtete, dann war das Glücksspiel an sich schon verboten.

   
 
 
   

Die Botschaftertochter unterhielt sich angeregt mit dem Scheich. Erstaunlicherweise erwies er sich als sehr angenehmer Gesprächspartner. Dadurch viel es ihr umso leichter, ihn um ihren Finger zu winkeln, indem sie immer schön zu seinen Witzen lachte, sich öfter eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich oder wie ganz zufällig immer wieder mal ihr eigenes Dekollete berührte. Doch plötzlich bemerkte sie, dass der Scheich ihr gar nicht mehr zuhörte, ja sie nicht einmal mehr ansah. Sein Blick war auf etwas hinter ihr fixiert.

 
 
 
 

Die junge Frau drehte sich um und erblickte ein Ausländerin in einem kurzen Minirock, einem Top, das kaum ausreichte, um ihren Busen zu bedecken, hohen schwarzen Stiefeln und Haaren, die eindeutig zu stark gebleicht worden waren. "Du meine Güte, das ist aber ein großer Raum. Wie soll ich mich hier bloß zurechtfinden?", fragte die Blondine und sah sich hilflos in dem Raum um. "Hoffentlich hilft mir jemand". Die Botschaftertochter verdrehte genervt die Augen. Nicht nur das die Frau aussah wie ein billige Hure vom Straßenstich, ihr Art zu Sprechen ließ keinen Zweifel daran, dass in ihrem Kopf nicht mehr als drei Hirnzellen die Wasserstoffbehandlung überlebt hatten.

 
   
   
 

Aber leider schien dies keiner der Männer im Raum bemerkt zu haben, denn sofort wurde die Blondine umringt von einer ganzen Schar von Männern, die ihr nur zu gerne ihre Hilfe anboten. Zur Verärgerung der Botschaftertochter war auch Scheich Mahomaed, der vor wenigen Minuten noch ihr seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet hat, darunter.

 
 
   

Er nahm die Tochter des Botschafters nicht einmal mehr wahr, als er die übrigen Männer von der Blondine wegscheuchte und sie mit an die Bar führte, um ihr einige, eindeutig alkoholhaltige, Drinks auszugeben und sich ihr dämliches Gequatsche anzuhören. Die dunkelhaarige Frau konnte lediglich zusehen und ihre Lippen zu einem Schmollmund verziehen.

 
 
   

Die Blondine wurde dann vom Scheich an einen Poker-Tisch geführt. Verwirrt betrachtete sie die Jetons und kratzte sich am Kopf. "Hat es etwas zu bedeuten, dass dies Plättchen unterschiedlich Farben haben?", fragte sie und blickte die Männer am Tisch mit ihren großen, grauen Augen an. Diese lachten herzlich. "Keine Angst, mein goldnes Täubchen", säuselte der Scheich und strich dabei der Blondine unter dem Tisch über das Knie, "Ich erkläre dir das Spiel schon." "OK", antwortet diese lang gezogen und ließ dabei eine Kaugummiblase platzen. Anstalten, etwas gegen die Hand auf ihrem Knie zu unternehmen, machte sie aber nicht.

   
 
 
   

Die Botschaftertochter beobachtete das Spektakel von der Theke aus und wurde zunehmend wütender auf diese blonde Flittchen. Was fiel dieser unverschämten Person ein hier einfach aufzutauchen und ihr die Show zu stehlen? "Ach!", kreischte die Blondine schrill. "Ich habe schon wieder gewonnen". Dabei klatschte sie vergnügt in die Hände. "Dabei dachte ich, dass diese komische Karte mit dem A drauf gar nichts wert ist. Im Dummchen ich, hihihi". Beim Klang ihrer dümmlichen Lache wäre der Tochter des Botschafters fast der Hals geplatzt. Zum Glück für die Blondine kam gerade der Kellner und brachte ihr die nächste Flasche Champagner von Scheich Mahomaed mit.

 
 
 

Doch irgendwann hatte die Botschaftertochter genug. Als die dreiste Blondine auch noch anfing sichtlich angetrunken lasziv für die Männer im Casino zu tanzen, reichte es ihr. Es fehlte nur noch eine Stange und die Botschaftertochter hätte meinen können, sie sei in irgendeinem Bordell am Stadtrand. Immerhin war dies ein Ort, an dem Klasse vorausgesetzt wurde. Und Klasse war das letzte, was diese billige Flittchen aus dem Westen besaß.

 
 

   

 

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