16. Pleitegeier
Das Vermögen des Single-Haushaltes soll gleich zu Beginn
der Aufgabe auf max. 2.500 Simoleons gesenkt werden. Wie das Geld
ausgegeben wird, bleibt dem Spieler überlassen (SimPE, familyfunds-Cheat,
Anheben und Senken des Geländes, Fußböden verlegen
oder der Kauf neuer Möbel/ein Umbau des Hauses) Anschließend
sollen alle Sims des Haushalts (Erwachsene + Teenager) ihren Job verlieren!
Alternative Einnahmequellen (Bilder malen, Musizieren) sind erlaubt.
Nur im Notfall dürfen Gegenstände verkauft werden, um einen
Besuch des Gerichtsvollziehers zu vermeiden.
Zusätzlich soll der Single die fünf Sims, zu denen
er die schlechteste Beziehung hat, als beste Freunde gewinnen.
Was bisher geschah:
(Zusammenfassung der vorherigen Aufgaben)
Vor 20 Jahren hatte ich eine Affäre mit Albert, einem
verheirateten Mann und Vater von vier Kindern. Diese Affäre
blieb nicht ohne Folgen und bald schon merkte ich, dass ich
schwanger war. Da ich Alberts Ehe und Familie um keinen Preis
zerstören wollte, erzählte ich ihm nichts von dem
Kind und das, obwohl ich ihn schon damals über alles
liebte. Stattdessen suchte ich mir einen Ersatzvater für
mein ungeborenes Kind. Geplant war, dass Dominik mich verließ,
wenn er von meiner Schwangerschaft erfuhr.
Doch Dominik dachte nicht einmal daran. Er freute sich auf
das Kind, unser Kind, und unsere gemeinsame Zukunft. Also
wurde meine Tochter Kinga in eine scheinbar glückliche
Familie hinein geboren. Doch ich liebte Dominik nicht und
auch meiner Tochter konnte ich nicht die Liebe entgegenbringen,
die sie verdient hätte. Ich fühlte mich einfach
zu schuldig für die Affäre, aus der sie hervorgegangen
war.
Viele Jahre bleib ich bei Dominik, doch meine Gefühle
für Albert waren nie erlöschen. Schließlich
konnte ich sie nicht länger unterdrücken und Albert
und ich waren bereit, uns von unseren bisherigen Partnern
zu trennen und eine gemeinsame Zukunft zu beginnen. Doch meine
Träume wurden jäh zerstört, als Albert in einem
Autounfall ums Leben kam. Kurz nach seinem Tod stellte ich
zudem fest, dass ich erneut schwanger war. Ob Alber oder Dominik
der Vater meines Kindes waren, vermochte ich nicht sagen.
Vor Verzweiflung und Trauer fiel ich in ein tiefes Loch. Dominik
versuchte zwar, mir wieder auf die Beine zu helfen, aber er
kam kaum an mich heran, weil er nicht wusste, wie es in meinem
Herzen aussah. Ich floh zu meiner Großmutter nach Warschau,
die mir schließlich den Rat gab, Dominik zu heiraten.
Da ich Dominik inzwischen sehr schätzte und mein ungeborenes
Kind nicht ohne Kind aufwachsen sollte, folgte ich ihrem Rat
und wurde Dominiks Frau. Und wir wurden eine glückliche
Familie, Dominik, Kinga, meine zweite Tochter Klaudia und
ich. Zwar liebte ich Dominik nach wie vor nicht, aber ich
war dennoch zufrieden mit meinem Leben.
Bis zu dem Zeitpunkt, als meine Zwillingsschwester Joanna
auftauchte und mir offenbarte, dass sie der Kopf einer Verbrecherorganisation
war und meine Hilfe bei einem ihrer finsteren Pläne benötigte.
Sie erpresste mich mit dem Wissen um Kingas wahren Vater und
schickte mich auf eine Mission, die mich beinah das Leben
kostete. So schrecklich dieses Ereignis auch war, dadurch
merkte ich, wie sehr ich meine Familie und auch meine Mann
liebte. Endlich konnte ich ihm all die Liebe entgegenbringen,
mit der ich seit Jahren von ihm überhäuft wurde.
Alles wäre wunderbar gewesen, wenn Dominik nicht durch
einen dummen Zufall erfahren hätte, dass er nicht Kingas
Vater war und dies auch Klaudia fraglich blieb. Dominik konnte
mir nicht länger vertrauen und verließ mich. Kinga
verkraftet den Verlust ihres Vaters nicht und entwickelte
einen tiefen Hass auf mich und auch auf ihre kleine Schwester
Klaudia, die sich doch als Dominiks leibliches Kind entpuppte.
Dominik heiratete erneut und bekam einen Sohn. Auch ich hatte
mehrere Beziehungen, bis ich schließlich mit Kasimir
einen neuen Mann fürs Leben fand.
Die Krankheit meiner Großmutter wirbelte mein Leben
wieder durcheinander. Ich musste nach Warschau und auf Wunsch
meiner kranken Großmutter begleitete mich Dominik. Dort
kamen mein Exmann und ich uns wieder näher. Es ging sogar
so weit, dass Dominik mir seine Liebe offenbarte und mich
bat, erneut seine Frau zu werden. Ich liebte ihn, aber ich
brauchte Zeit für eine Entscheidung. Zudem warteten Zuhause
größere Probleme auf mich. Kinga war nicht nur
wütend auf mich, nein, sie versuchte auch ihre Wut mit
Alkohol, Sex und Drogen zu unterdrücken. Da ich keinen
anderen Ausweg mehr sah, bat ich meine Schwester Joanna um
Hilfe. Sie verfügte über die notwendigen Mittel,
um meine Tochter wieder auf einen rechten Pfad zu bringen.
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Erst als Kinga bereist im Wagen saß und ihre Wutschreie
und Hasstiraden nur noch dumpf durch die Autoscheibe zu mir
drangen, wagte ich es, nach draußen zu treten. "Und
du wirst dich wirklich gut um sie kümmern?", fragte
ich meine Schwester unter Tränen. "Ich werde dafür
sorgen, dass sie ihr Leben wieder in geordnete Bahnen bringt,
Xana. Es wird nicht leicht, weder für sie, noch für
dich. Aber vertrau mir, Xana, du tust das alles nur zu ihrem
Besten". Meine Zwillingsschwester gab mir einen Wangenkuss
und stieg dann zu Kinga und Olek in den Wagen. Kingas Blick,
so voller Hass und flehentlich zugleich, als sie um die Ecke
bogen, würde ich niemals vergessen können.
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Sechs Wochen. Seit sechs Wochen hatte ich meine Tochter nicht
mehr gesehen. Ich konnte noch genau hören, wie sich mich
beschimpfte, als sie von einem von Joannas Männern in das
Auto gezerrt wurde. Ich konnte noch genau ihren hasserfüllten
Blick sehen. Und ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich
hatte versagt. Ich hatte als Mutter versagt. Es war meine Aufgabe
gewesen, sie zu einer verantwortungsvollen, selbstbewussten
Frau zu erziehen, doch das war mir nicht gelungen.
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Ich saß in ihrem Zimmer. Ich hatte nichts verändert.
Immer noch stand alles an seinem Platz. Die Poster hingen an
den Wänden, das Bett war frisch bezogen und ihre Kleidung
lag gebügelt und gewaschen im Schrank. Alles war für
ihre Rückkehr vorbereitet und ich wartete nur auf den Anruf
meiner Schwester, die mir mitteilte, dass mein Mädchen
endlich wieder nach Hause könne. Aber ich wusste, dass
Joanna nicht anrufen würde. Nicht heute und nicht in einer
Woche. Es würde Monate dauern, bis Kinga wieder zurück
kehren konnte. Vielleicht würde sie sogar nie wieder heim
kehren.
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"Mami. Mami!", dumpf drang Klaudias Rufen zu mir durch.
Hastig wischte ich mir die Träne weg, die sich ihren Weg
meine Wange hinunter bahnte. Klaudia betrat das Zimmer ihrer
großen Schwester und kam auf mich zu. "Mami, warum
sitzt du schon wieder alleine hier in Kingas Zimmer?",
fragte sie besorgt. "Das ist nicht gut für dich. Komm
lieber raus zu mir und Goya".
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Mein Pummelchen hatte Recht. Es hatte keinen Sinn den ganzen
Tag Trübsal zu blasen. Ich folgte ihr hinaus in den Garten
und als ich meiner Tochter zusah, wie sie die Treppe hinunter
stieg, wusste ich, dass es richtig gewesen war, Kinga in die
Obhut meiner Schwester zu geben. Klaudia hatte zunehmend unter
Kingas Verhalten gelitten und war regelrecht aufgeblüht,
nachdem sie nicht mehr den Launen und Schikanen ihrer älteren
Schwester ausgesetzt war. Und ich war mir sicher, dass Joanna
Kinga wieder zur Besinnung bringen konnte. Ich kannte meine
Schwester und wusste, dass sie nicht aufgeben würde. Sie
würde sich Kingas Verhalten nicht gefallen lassen und die
nötige Stärke aufbringen, um ihr zu helfen. Ich war
dazu nicht in der Lage gewesen.
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Goya drehte lediglich ihren Kopf in unsere Richtung und verzog
sich dann gähnend in ihre Hundehütte. "Auch egal",
sagte Klaudia achselzuckend und kramte einen Golfball und -schläger
unter der Veranda hervor. "Dann spielen wir halt Minigolf".
Obwohl die kleine Anlage schon seit Jahren hinter meinem Haus
stand, hatte ich sie nur selten genutzt. Ganz im Gegensatz zu
Klaudia, die hier mit Tristan schon viele Stunden verbracht
hatte. Und so war es nicht verwunderlich, dass ich mich recht
ungeschickt anstellte und meine kleine Tochter mir hilfreiche
Tipps gab.
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Eine vorüberziehende Wolke brachte einen kurzen, aber intensiven
Regenschauer mit sich, der typisch war für den Herbst in
der Sierra Simlone, aber auch unser Spiel unterbrach. Als die
Wolken sich wieder verzogen hatten, stand ein willkommender
Besucher vor der Tür. "Hallo Anan", begrüßte
ich meinen früheren Schwiegervater mit einem Kuss auf die
faltige Wange. "Hallo mein Mädchen", begrüßte
er mich ebenso innig.
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"Ist bei Glinda und dir alles in Ordnung?", erkundigte
ich mich. "Gerda erwähnte, dass Glinda in letzter
Zeit öfter beim Arzt war. Fehlt ihr etwas?". "Mach
dir keinen Kopf, Tochter", antwortet Anan. "Glinda
ist zäh wie Leder, aber wenn man ein gewisses Alter erreicht,
dann will der Körper nicht mehr so wie früher. Und
wie geht es dir und denn Kindern? Hat Kinga sich gut im Internat
eingelebt?" Augenblicklich verkrampfte ich mich und begann
herumzudrucksen. "Ja… ja, sie fühlt sich wohl
im Internat. Und Simtropolis gefällt ihr auch sehr gut.
Ich hab ihr gesagt, sie soll euch schreiben, aber du kennst
Kinga ja".
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Anan runzelte die Stirn. "Simtropolis? Dominik hat mir
erzählt, Kinga wäre in Drei Seen, wegen der guten
Luft dort. Oxana, hier stimmt doch etwas nicht. Was verschweigen
Dominik und du uns? Wo ist Kinga wirklich?" Beschämt
schaute ich zu Boden und rieb mir mit einer Hand die Schläfe.
Ich konnte Anan nicht anlügen. Ich musste ihn die Wahrheit
sagen, auch wenn es mir schwer fiel und sehr unangenehm war.
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"Kinga ist nicht im Internat", erklärte ich also
wahrheitsgemäß. "Sie wurde von der Schule geworfen,
weil ihr Verhalten untragbar wurde. Du hast ja selbst gesehen,
mit was für Leuten sie ständig rumhing. Und...sie
hat Drogen genommen. Ich weiß nicht, wie lange das schon
so lief, aber als Dominik und ich von der Beerdigung meiner
Großmutter zurück kehrten, fanden wir sie zugedröhnt
und bewusstlos im Haus". Ich erwähnte nicht, dass
sie auch noch ihren Körper verkaufte, um an die Drogen
zu kommen. Alles musste auch Anan nicht wissen. "Kinga
zeigte aber keine Einsicht und deshalb bat ich meine Schwester
in SimCity um Hilfe. Sie kennt eine Einrichtung, in der man
sich um Kinga kümmern wird. Dort ist sie jetzt. Und so
lange es ihr nicht besser geht, ist uns der Kontakt zu ihr untersagt".
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Anan wirkte betroffen. Ich hatte befürchtet, dass er mir
Vorwürfe machen würde, dass ich Kinga einfach so weggegeben
hatte, aber das tat er nicht. Stattdessen machte er sich selbst
Vorwürfe. "Ich hab gesehen, dass es dem Mädchen
nicht gut ging, nachdem sie erfahren hatte...nun nachdem sie
wusste, dass Dominik nicht ihr leiblicher Vater ist. Aber ich
hatte nicht erkannt, dass es ihr deswegen so schlecht ging."
Ich strich meinem früheren Schwiegervater sanft über
die Schulter. "Wir haben alle nicht erkannt, wie ernst
die Lage war. Aber ich hoffe inständig, dass meine Schwester
Kinga die notwendige Hilfe zukommen lässt."
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Ich bat Anan ins Haus und wir spielten Schach und unterhielten
uns dabei, bis in die Nacht hinein. Es tat gut, mit Anan über
Kinga zu sprechen. Gegenüber Klaudia wollte ich das Thema
nicht anschneiden, mit Kasimir konnte ich über solche Dinge
nicht sprechen und Tristan war zwar ein sehr enger Freund, aber
er gehörte einfach nicht zur Familie. Anan war Kingas Großvater,
ganz egal ob sie nun seine Gene trug oder nicht und ich wusste,
dass sie ihm genauso wichtig war wie Klaudia oder eines seiner
eigenen Kinder.
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Wenn ich Anan anblickte, dann erkannte ich so viel von Dominik
in ihm. Äußerlich ähnelte Dominik mehr seiner
Mutter, aber Anan und er teilten viele Charakterzüge. Wenn
Anan bei mir war, dann war es fast so, als ob auch Dominik hier
wäre. Ich hätte mir gewünscht, meine Probleme
mit Dominik besprechen zu könnte, aber seitdem ich seinen
Antrag abgelehnt hatte, vermied er es, mit mir zu reden. Er
wartete immer noch meine Entscheidung ab und bis ich die nicht
getroffen hatte, wollte er auf Abstand gehen. Und ich konnte
ihn gut verstehen.
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Aber mit Anan konnte ich nicht über meine schwierige Beziehung
zu Dominik reden. Als ich den Großvater meiner Kinder
verabschiedete, war es bereits weit nach Mitternacht. Kasimir
lag bereits leise schnarchend im Bett. Seit Dominiks Antrag
habe ich nicht mehr mit ihm geschlafen, das war jetzt sechs
Wochen her. Er akzeptierte es, weil er dachte, meine Unlust
läge an Kingas Weggang und er nahm es hin, auch wenn ich
merkte dass ihn die Situation zunehmend missmutig stimmte.
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Aber genau diese Tatsache machte es mir so schwer, eine Entscheidung
zu treffen. Sechs Wochen wies ich ihn zurück und er blieb
bei mir. Eine Zeit lang hatte ich gedacht, dass unsere Beziehung
nur auf Sex beruhte, aber die jetzige Situation zeigte mir,
dass dem nicht so war. Er liebte mich wirklich und ich...ich
liebte ihn auch. Das war ja das Schlimme, ich liebte Dominik
und ihn. Und bereits im Halbschlaf rutschte ich zu Kasimir hinüber
und schmiegte mich eng an seinen breiten Rücken.
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Das war Kasimir wohl nicht entgangen. Denn als ich am Morgen
die Küche betrat, kniff mir mein Lebensgefährte forsch
in meinen Hintern. "Guten Morgen, Perle. Weißt du,
wie sehr ich mich danach gesehnt habe, dass du mir wieder so
nah kommst?". Tristan sah und hörte scheinbar mehr,
als ihm lieb war, denn er verbarg sein Gesicht hinter seinen
Händen und auch Goya blickte uns an, als ob wir den Verstand
verloren hätten.
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Was machte der Hund überhaupt im Haus? Aber ich war froh,
dass ich mich von Kasimir abwenden konnte, um Goya nach draußen
zu scheuchen. Wieso konnte ich nicht endlich eine Entscheidung
treffen? Gerade wäre ich Kasimir am liebsten um den Hals
gefallen, aber in der nächsten Sekunde musste ich an Dominik
denken.
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