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Und mit der Zeit gewöhne ich mich daran,
dass Lucy nun beim mir wohnt. Es ist nicht zu übersehen,
dass sie in ihrem leben wohl noch nie gearbeitet hat, denn im
Haushalt rührt sie keinen Finger und dementsprechend sieht
es auch bei mir aus, denn sie ist es gewöhnt von vorne und
hinten bedient zu werden. Und dabei schiebt unser Hausmädchen
Carmen schon Überstunden. |
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Doch Unordnung im Haus hat mich noch nie sonderlich
gestört, solange es sauber ist, wenn Leute zu Besuch kommen
und darin Stimme ich mit Lucy überein. Ihr Ansehen ist etwas,
was sie über alles stellt. Trotzdem kann sie es nicht lassen
mir ständig vorzuwerfen, dass ich Schuld bin an ihrem Unglück,
dass sie jetzt "in dieser schäbigen Bruchbude"
leben muss. Die hat sie ja wohl nicht alle. Zu so etwas gehören
ja wohl immer zwei. Und da wir beide sturr wie Betonklotze sind,
streiten wir manchmal stundenlang. |
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Doch immer wenn ich denke, dass ich diese
Frau am liebsten in den Fluss hinterm Haus schmeißen würde,
wird sie plötzlich ganz ruhig und zufrieden, nimmt meine
Hand, legt sie auf ihren Bauch und lächelt glücklich.
Und wenn ich dann die Bewegungen des Babys spühre, werde
ich glücklich und vergesse jeden Ärger, den diese Frau
mir bereitet. |
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Nach ein paar Tagen fällt mir der Gutschein
wieder ein und da ich frei habe, fahre ich mit Fifiorella in die
Altstadt. Ich bin gespannt, was mich dort erwartet. Lucy ist allein
zu Hause, als es an der Tür klingelt. Sie öffnet die
Tür und findet dort eine Frau Anfang 50 vor, von der sieneugierig
gemustert wird. "Hallo, zu wem möchten Sie?", fragt
Lucy höflich. "Zu dir, meine Liebe. Es ist schon längst
überfällig, dass wir beide uns kennenlernen. Ich glaube
es ist gut, wenn wir uns unterhalten." |
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Etwas unsicher bittet Lucy die fremde Frau
hinein und macht schnell einen Tee. "Sie wollen also mit
mir reden? Warum? Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?".
Neugierig schaut sie die Frau an, die freundlich zurücklächelt.
"Hat Arkadiusz etwa noch nie von mir gesprochen? Wie unhöflich.
Ich bin seine Mutter, Justyna." Lucy schaut sie überrascht
an. "Nein, Arek hat von Ihnen noch nie etwas erwähnt.
Er ist jetzt leider nicht da, sonst könnten Sie direkt mit
ihm sprechen." "Dich hat Arkadiusz auch nicht erwähnt.
Ich war überrascht zu erfahren, dass mein Sohn ein Kind erwartet.
Und jetzt bin ich daran interessiert, mehr über die Mutter
meines Enkels zu erfahren." Erneut musstert sie Lucy mit
einem kritischen Blick, den sie geschickt mit einem Lächeln
tarnt. |
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"Hast du vor bei meinem Sohn zu bleiben,
wenn das Baby auf der Welt ist?", fragt meine Mutter nachdem
sie den Tee getrunken haben. Sie bemerkt sofort, dass Lucy diese
Frage unangenehm ist. "Ich will mich gar nicht in eure Beziehung
einmischen. Ich habe nur eine Bitte. Das Kind soll den Namen Brodlowski
tragen, sobald es auf der Welt ist. Versprich es mir." In
den Augen meiner Mutter blitzt für eine Sekunde ein bedrohlicher
Funke, den Lucy aber nicht bemerkt, da sie froh ist, dass meine
Mutter sich nicht weiter in unsere Beziehung einmischt. "Ich
denke, das lässt sich einrichten Frau Brodlowska", stimmt
Lucy erleichtert ihrer Bitte zu. |
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Die beiden führen noch eine nette Unterhaltung
oder besser gesagt Lucy empfindet es als eine nette Unterhaltung.
In Wahrheit ähnelt das Gespräch eher einem Verhör
seitens meiner Mutter. Doch meine Mutter ist gut, so wie sie es
schon immer gewesen ist. Wie sonst hätte sie jahrelang für
den polnischen Geheimdienst auf Kuba arbeiten können? Lucy
schöpft nicht mal einen Verdacht, dass diese Frau, die ihr
so sympatisch erscheint, mehr möchte, als nur eine gute Beziehung
zu der Mutter ihres Enkelkindes aufzubauen. |
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Von dem Treffen bekomme ich natürlich
nichts mit. Den Laden von Madame Gruselinde zu finden ist nicht
besonders schwer. Gerade als ich mich vorstellen will, unterbricht
sie mich. "Sagen sie nichts, ich weiß es schon. Sie
sind Herr Brodlowski und Sie sind hier wegen ihres Hundes, auch
wenn Sie nicht wissen warum." Überrascht sehe ich sie
an. Was ist den das für eine Verrückte? |
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Sie nimmt meine Hand und fährt die Linien
darauf mehrmals ab und murmelt immer wieder etwas unverständliches
vor sich hin. "Sehr interessant. In ihrem Leben wird noch
viel passieren. Ich sehe Gutes, aber ich sehe auch schlimme Dinge,
die auf sie zukommen....schon bald auf sie zukommen. Doch das
gehört nicht hier her." Sie schließt ihre Augen
und stimmt einen unheimlichen Gesang an. Plötzlich überkommt
mich ein Gefühl der absoluten Kälte und alle meine Häärchen
richten sich auf. Erschrocken ziehe ich meine Hand weg und starre
die seltsame Frau an. "Es ist vollbracht", erklärt
sie und gerade als ich sie fragen will, was genau "vollbracht"
ist, ist sie verschwunden. Als ob sie sich in Luft aufgelöst
hätte. |
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Das ganze ist mir dann doch zu unheimlich
und ich verlasse den Laden eilig. Draußen wartet Fifi schon
auf mich und wedelt fröhlich mit dem Schwanz und sie ist,
tja sie ist wieder braun! Kein bisschen grün mehr in ihrem
Fell, egal wie gründlich ich suche. Meine Fifi ist wieder
ganz die Alte . |
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Überglücklich, dass wieder ein Wunder
geschehen ist, fahre ich nach Hause. Ich muss die gute Neuigkeit
jemandem erzählen und Lucy ist die erste, die ich antreffe.
Aus einem mir unerfindlichen Grund stellt sie gerade das dreckige
Geschür in die Spühlmaschiene. Was mich aber noch viel
mehr fasziniert als die Tatsache, dass sie Arbeitet, ist ihr sexy
Hintern, der trotz der Schwangerschaft nichts an seinen Reizen
eingebüßt hat. Bei dem Anblick vergesse ich, dass ich
etwas sagen wollte und Lucy kommt mir mit ihren Neuigkeiten zuvor.
"Deine Mutter war heute hier gewesen", erzählt
sie, während sie die Maschiene weiterhin befüllt. "Du
hast nie erwähnt, dass sie auch in SimCity lebt." |
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Es dauert eine Weile bis ich registriere was
Lucy da gerade gesagt hat. "Du musst dich irren, Lucy. Meine
Mutter kann nicht hier gewesen sein." Ich schütle meinen
Kopf und lache selber über mich, dass ich diese Möglichkeit
auch nur in Betracht gezogen habe. "Und du weißt nichts
über sie, weil ich für gewöhnlich Familie und Affäre
strikt trenne", füge ich spitz hinzu. Doch Lucy beharrt
auf ihrer Aussage. "Doch Arek, wenn ich es doch sage. Sie
war hier, Justyna Brodlowska. Die ähnlichkeit zu dir war
übrigens nicht zu übersehen." Langsam fange ich
an, ihre Geschichte zu glauben. "Sie war wircklich hier?",
rufe ich lauter als beabsichtigt und erschrecke Lucy damit. "Wohin
ist sie gegangen, Lucy, wohin?" Doch Lucy kann nur mit den
Achseln zucken und hilflos den Kopf schüteln. |
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Und wieder tauchen meine Eltern
in meinem Leben auf und verschwinden wieder, ohne eine Spur zu
hinterlassen. Diesesmal habe ich keinerlei Hoffnung, dass ich
sie jetzt noch finden könnte. Ich habe aus der letzten Begegnung
gelernt. Sie tauchen auf und verschwinden, wie es ihnen passt.
Wütend und frustriert gehe ich nach draußen und springe
in den eiskalten Pool um mich abzureagieren. Besorgt kommt Lucy
hinterher. "Arek, komm da sofort raus, du holst dir ja noch
den Tod!" |
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Zunähst schwimme ich sturr
weiter. Doch als ich ihr flehen höre, endlich vernünftig
zu werden komme ich doch aus dem Wasser. Sofort stürzt Lucy
sich auf mich und umarmt mich. "Bist du den ganz bescheuert?
Willst du das unser Kind ohne Vater aufwächst? Und wer soll
Unterhalt an mich zählen, wenn du tot bist?", versucht
sie zu scherzen, doch die Tränen die ihr über die Wangen
laufen, zeigen wie besorgt sie war und zu recht immer noch ist.
Erst jetzt, wo sich ihr warmer Körper an mich schmiegt, merke
ich, wie kalt mir ist. |
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Eingehüllt in Lucys Mantel gehen wir
beide hoch ins Schlafzimmer, wo meine Sachen sind. Und obwohl
es im Haus sehr warm ist zittere ich am ganzen Körper. Als
Lucy sich gerade von mir löst um mir ein Handtuch und etwas
zum Anziehen zu holen, halte ich sie am Arm fest. "Bleib
bei mir", bitte ich sie. Und dann ziehe ich sie wieder nah
an mich heran und küsse sie...und sie erwiedert den Kuss. |
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Und anstatt, dass ich mir etwas warmes anziehe,
entledigt Lucy sich ihrer Kleidung und wärmt mich mit ihrem
heißen Körper. Möglicherweise liegt es an meiner
Unterkühlung, aber es kommt mir vor, als ob ich noch nie
eine solche Leidenschaft für jemanden empfunden habe, wie
für Lucy in diesem Moment. |
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Und zu ersten Mal verbringe ich die Nacht
mit der Mutter meines Kindes in einem Bett. |
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Nach dieser Nacht ändert
sich so einiges. Plötzlich ist Lucy nett, rücksichtsvoll
und zärtlich. Sie scheint glücklich zu sein und mir
geht es genauso. Zum ersten mal kommt mir der Gedanke, dass ich
mir wünsche, dass sie hier ist, dass ich froh darüber
bin. Joanna ist etwas verunsichert, was sie von dem ganzen halten
soll, aber es macht sie glücklich, mich glücklich zu
sehen. |
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Und sie freut sich auf ihren Bruder
oder ihre Schwester. Lucy erlaubt ihr immer wieder ihren Bauch
zu berühren um zu spühren, wie das Baby sich bewegt
und mein Kind ist ein echter Tret-Weltmeiseter. Die Sportlichkeit
hat es von mir. |
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