Aufgabe 12 + 18

 

In derzwischenzeit sind Darek und Oxana bei Rosario angekommen. Überrascht öffnet sie die Tür. "Darek, was machst du den hier? Ist etwas passiert, du siehst nicht gut aus?", fragt sie besorgt. "Diesmal hat Arek es zu weit getrieben. Ich kann nicht mehr bei ihm bleiben." Er erzählt Rosario die ganze Geschichte und als er geendet hat fragt er: "Können Oxana und ich bei dir bleiben? Es wäre sicher nicht für lange, nur bis ich etwas anderes gefunden habe."
"Mios Dios, Darek. Du bringst mich in eine sehr schwer Situation. Arek ist wie ein Sohn für mich. Ich will mich nicht zwischen dich und ihn stellen, denn ich würde mich immer für ihn entscheiden. Mein Herz lässt mir gar keine andere Wahl. Es tut mir leid, Darek. Aber ihr solltet auch lieber nach einer anderen Unterkunft umsehen." Und ein dritter Dolch wird in dieser Nacht in Dareks Herz gestoßen. Eine solche Reaktion hat er von Rosario nicht erwartet. "Ich verstehe", säufzt er bedrückt und wendet sich zum gehen. "Komm Oxana, wir müssen weiter". Als sich die beiden vom Haus entfernen ruft Rosario ihnen noch etwas hinterher: "Wenn ihr für heute nichts findet, dann kommt wieder. Aber nur für diese Nacht." Darek dreht sich nicht einmal um, sondern geht gekränkt und enttäuscht weiter und lässt eine bekümmerte und innerlich zerrissene Rosario zurück.
Schweigend gehen die beiden immer weiter durch den Schnee. Schließlich bricht Oxana die Stille: "Papa, wo wollen wir den jetzt hin? Mir ist kalt." Darek sieht sie hilflos an. Er hat fest damit gerechnet bei Rosario bleiben zu können und jetzt weiß er nicht mehr weiter. Nur eins ist klar, zurück zu mir will er auf keinen Fall. "Was ist mit Tante Sylvia?", unterbricht Oxana seine Gedanken. "Sylvia", murmelt Darek vor sich hin, "Ja, zu ihr können wir vielleicht."
Also gehen die beiden zum Haus der Mashugas. Darek klopft an die Tür. Erst nur zaghaft, dann aber stärker, weil Sylvia und ihr Mann bereits zu schlafen scheinen. Doch dann wird Licht im Haus sichtbar und einen Moment später öffnet Sylvia verschlafen die Tür. "Darek?", fragt sie überrascht, "Was willst du denn um diese Uhrzeit hier?" Darek versucht die passenden Worte zu finden um ihr alles zu erklären, doch das braucht er nicht. "Arek ist Schuld, hab ich Recht?"
Bei meinem Namen senkt Darek sofort seinen Blick zum Boden und das reicht Sylvia als Bestätigung für ihre Vermutung. "Ich hab geahnt, dass so etwas passieren würde. Es wundert mich nur, dass es erst jetzt passiert." Sie legt tröstend ihre Hand auf Dareks Schulter. "Kommt erst mal rein. Hier draußen holt ihr euch ja noch den Tod."
"Ich kann euch leider nur diese Couch und eine andere im Studierzimmer anbieten. Morgen früh können wir dann reden", erklärt Sylvia als die drei ins Haus gehen. Oxana legt sich sofort hin und ist augenblicklich eingeschlafen. Sylvia will Darek gerade ins Studierzimmer bringen als sie sich umdreht und ihn schlafend auf dem Boden liegen sieht. Mitfühlend sieht sie Darek an. "Ich hatte gehofft, dass du verschont bleibst, dass er sich geändert hat", flüstert sie mehr zu sich als zu Darek. "Schlaf dich aus, denn du wirst Kraft brauchen. Ich weiß wovon ich spreche."
Am Morgen zeigt Sylvia Darek das Studierzimmer. "Wir benutzen es fast gar nicht. Du kannst mit deiner Kleinen hier so lange bleiben wie du willst." "Ich möchte euch aber nicht zur Last fallen", entgegnet Darek, "Ich werde versuchen schnell was eigenes zu finden." "Ach hör schon auf. Ihr bleibt hier, es ist Platz genug da. Wir können hier zwei Betten für euch aufstellen. Auf Dauer ist es mit Frankie auch ein wenig langweilig. Ihr zwei bringt Schwung in die Bude." Darek lächelt sie glücklich an: "Danke Sylvia. Vielen Dank."
Die beiden gehen in die Küche und setzen sich hin. "Was genau hat er dir angetan, Darek? Ich weiß er kann grausam sein" beginnt Sylvia das Gespräch. "Er hat Lucy geschwängert!", antwort Darek knapp und direkt. Sylvia verschlägt es fast die Sprache und sie verschluckt sich an ihrem Kaffee. "Etwa Lucy Quper? Dieses Miststück! Dieser Mistkerl!". Vor entsetzen weiß Sylvia gar nicht über was sie mehr entsetzt sein soll. Darüber dass ich fremdgegangen bin oder mit wem. "So in etwa hab ich auch reagiert als ich es erfahren...gesehen habe."
Sylvia ist zu aufgeregt um weiter sitzen zu bleiben. "Es ist nicht das erste Mal, dass er mich betrogen hat, bei weitem nicht", fährt Darek fort. "Das erste mal war schon kurz nachdem die Zwillinge bei uns waren. Es war eine harte Zeit mit zwei Kleinkindern und er hat sich bei einem anderen entspannt. Und so ging es dann weiter, all die Jahre." "Oh mein Gott, Darek, wie hast du das bloß ausgehalten?", unterbricht ihn Sylvia, "Ich hätte das nicht gekonnt." "Ich habe ihn geliebt...und er mich auch. Das hat er mir immer wieder gezeigt und es mich spühren lassen." Entsetzt und sprachlos hält sich Sylvia die Hand vor den Mund.
Jetz kann Darek nicht mehr ruhig sitzen bleiben, während Silvia benommen auf ihren Stuhl sinkt. "All seine Affären, das war nie etwas ernstes, bis auf Olav, aber das ist geklärt. Er traff sich ein paar mal mit einem Typ oder irgendeiner Frau und das wars. Für ihn war es nur Sex. Gefühle spielten keine Rolle. Ich war es, den er liebte. Er hat sich bemüht, dass weder ich etwas mitbekam, noch die Kinder. Ich habe mich nie wircklich betrogen gefühlt."
"Nimmst du ihn etwa noch in Schutz?", fragt Sylvia plötzlich wütend. Darek kann nur stottern: "Ja...Nein...Ich meine...ich weiß nicht...". "Das solltest du aber wissen!" Sie packt ihn an den Schultern und schütelt ihn durch. "Er erwartet ein Kind von einer Frau." Bei diesen Worten wird Darek wieder klar, was bei dieser Affäre so anders ist als bei all den anderen. "Das Kind ist ein unauslöschliches Zeichen seiner untreue. Das kann ich nicht übersehen. Ich kann mir nicht mehr vormachen, dass alles in Ordnung ist. Das geht zu weit, Sylvia! Er demütigt mich dadurch!"
"In Demütigen ist Arek ein wahrer Meister. Ich glaube keine weiß das besser als ich." Sylvia nimmt Darek in den Arm und er lässt seinen Tränen freien Lauf. "Der Schmerz lässt nach mit der Zeit....glaub es mir. Lass nicht zu, dass er dein Leben bestimmt."
"Und jetzt komm. Es ist Weihnachten, wir sollten fröhlich sein," meint Sylvia überschwänglich, ruft Oxana herbei und fordert sie auf ein Päckchen zu öffnen. Darek lächelt zwar und ist froh in Sylvia eine solche Unterstützung zu finden, aber wircklich glücklich ist er nicht.
"Morgen sieht alles schon ganz anders aus". das waren Lucys Worte. Und am Morgen sieht einiges tatsächlich anders aus. Als ich runterkomme um mir etwas zu Essen zu machen ist das Frühstück bereits fertig und Lucy sitz am Tisch. Ich nehme mir etwas und setze mich schweigend zu ihr.
Plötzlich steht sie auf und beginnt zu lachen. Ist sie verrückt geworden? Ich schaue sie verwundert an. "Das Baby hat getreten, da schon wieder", erklärt sie lächeld, "Komm und leg deine Hand auf meinen Bauch, dann kannst du es auch fühlen." Und bevor ich ihr antworten kann hat sie meine Hand genommen und auf ihren Bauch gelegt. Und ich kann es tatsächlich fühlen. Es ist ein wahres Wunder.
Gemeinsam gehen wir ins Wohnzimmer und setzen uns hin. "Weißt du schon, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?" frage ich sie um die unangenehme Stille zu durchbrechen. Sie schüttelt mit dem Kopf. "Nein, ies hat mich nicht interessiert." Ich richte meinen Blick auf ihren Bauch. Dort drinnen wächst mein Kind und ich muss gestehen, dass mir dieser Gedanke immer besser gefällt.
Meine Gedanken werden von Joanna durchbrochen. "Hey, woher kommt denn das Schachspiel und was ist das für ein Geschenk, was da auf dem Boden liegt?"
Erst als sie es sagt fallen mir die beiden Sachen auf. "Tja, das ist eine gute Frage", antworte ich ihr ziemlich ratlos und nehme das Geschenk in die Hand. "Schauen wir mal nach was drin ist." Im Päckchen selbst finde ich einen Umschlag, den ich umgehend öffne. "Gutschein für eine Séance bei Madame Gruselinde. PS bringen Sie ihren Hund mit", lese ich laut vor. Was ist den das Seltsames? Und woher kommt es her.
"Der Nikolaus hat es gebracht!", schreit Joanna begeistert. Es ist schön sie so glücklich zu sehen, deshalb lasse ich ihr ihre Phantasie. "Ich, weiß, ich bin eigentlich schon viel zu alt um an ihn zu glauben, aber es gibt keine andere Erklärung. Er ist in der Nacht durch den Kamin gekommen."
"Und dann hat er die Weihnachtskekse aufgegessen, die ich mit Oxana jedes Weihnachten hinstellen." Bei der Erinnerung an ihre Schwester wird sie einen Moment lang ganz betrübt. Doch sie fängt sich schnell wieder. "Siehst du Daddy, du stehst sogar auf dem leeren Keksteller." Jetzt wo sie es sagt. Ich stehe tatsächlich auf einem leeren Keksteller. Das erklärt auch das krümelige Gefühl unter meinen Füßen.
"Und dann hat er die Geschenke dagelassen", schließt sie ihre Erklärung ab und strahlt über das ganze Gesicht, als ob sie gerade den Fall des Jahrhunderts gelöst hätte. Ich nicke ihr zustimmend zu und streichle ihr übers Haar. Auch wenn ich weiß, dass ihre Vermutung nicht zustimmen kann, eine plausible Erklärung habe ich auch nicht.

 

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