Aufgabe 12 + 18

 

Jemand ist in unserem Haus? Sofort öffne ich die Tür, die nicht mehr abgeschlossen ist und stürme ins Esszimmer. "Frohe Weihnachten, Arek", begrüßt mich eine wohl bekannte Stimme. "Lucy!", stammle ich vor mich hin, "Was machst du den hier?"
"Arek was will sie hier?" fragt Darek mich ernst und ich kann ihn nur hilflos ansehen, denn ich habe keinen Schimmer was Lucy hier will. Doch die Antwort erhalte ich schneller, als mir lieb ist. "Ich habe ein kleines Weihnachtsgeschenk für dich", sagt sie mit ihrer süßen, verführerischen Stimme, "Und ihn drei Wochen solltest du es in deinen Händen halten können." Und während sie das sagt erhebt sie sich aus dem Sessel und gibt die Sicht auf ihren prallen Babybauch frei. In diesem Moment kann ich mir nur noch ungläubig und verzweifelt an den Kopf fassen. Das kann doch nicht wahr sein. Diese Reaktion meinerseits ist für Darek aber Beweis genug um an der Geschichte von Lucy keinen Zweifel zu haben. Dafür kennt er mich zu gut.
Darek kommt auf mich zu und in diesem Moment würde ich lieber meinem Komandanten gegenüberstehen, wenn ich den halben Stützpunkt in die Luft gejagt hätte, als ihm. "Das glaube ich nicht", sagt er noch recht ruhig und beherscht und für einen Moment glaube ich, doch noch heil aus dieser Situation zu kommen. "Ja diese Lucy ist ein stadtbekanntes Fl...", will ich mich gerade herausreden als Darek mich wütend anschreit: "Hör auch mit deinen Lügengeschichten. Ich habe es satt, endgültig satt!"
"Darek, lass uns doch darüber reden" Ich möchte ihn in den Arm nehmen um ihn zu berühigen als er mich barsch zurückstößt. "Fass mich nicht an!" zischt er, "Ich hab es satt ständig von dir belogen und betrogen zu werden. Olav und deine zahllosen anderen Affären. Der Typ aus dem Urlaub zum Beispiel oder Günther aus der Bar und all die anderen deren Namen ich nicht kenne und nicht kennen will". Ich schaue Darek überrascht und bestürzt an. "Jetzt schau nicht nicht so überrascht. Glaubst du ich bin blind? Glaubst du ich hab es nicht gemerkt wenn du bei einem anderen warst? Wenn du nach einem anderen Mann oder auch nach einer anderen Frau gerochen hast? Hälst du mich für so naiv?"
"Weißt du, damit konnte ich ja noch irgendwie leben. Aber jetz hast du eins deiner Flitchen geschwängert. Das geht zu weit. Da hast du es übertrieben. Ich ertrage dich nicht mehr!" Ich weiß nicht was ich ihm antworten soll er hat ja mit allem recht. Er hat es immer gewußt? Die ganzen Jahre? Plötzlich mischt Lucy sich ein: "Hey, nenn mich nicht sein Flitchen. Gaubst du ich bin glücklich mit der Situation?"
"Ach halt du dich da raus!", brüll ich sie an, "Du bist doch schuld an allem. Du bist in meine Haus gekommen und versuchst meine Ehe zu ruinieren!" "Das ist ja so typisch für dich Arek", schreit Darek mich an. "Immer die Schuld auf die anderen schieben. Lern endlich Verantwortung zu übernehmen! Aber ich hab die Schnauze gestrichen voll davon." Wütend verlässt er das Esszimmer. "Joanna, Oxana hollt eure Sachen. In diesem Irrenhaus bleiben wir keine Sekunde länger."
Eingeschüchtert von dem Geschrei im Esszimmer sitzen die beiden auf dem Sofa, muksmäuschen still ohne sich zu rühren. Als Oxana Dareks Aufforderung hört, zögert sie nicht einen Moment um nach oben zu gehen und ihre Sachen zu holen. Joanna dagegen bleibt wie angewurzelt auf der Couch sitzen. Tränen laufen über ihr Gesicht und sie beginnt zu schluchzen und ununterbrochen vor und zurück zu wippen.
Und nur wenige Augenblicke später ist Oxana auch mit den Sachen unten. "Ich hab deine Sachen auch mitgenommen Papa. Joni, komm willst du nicht auch etwas mitnehmen?" Joanna sitzt noch immer da wie angewurzelt, doch dann flüstert sie: "Ich kann nicht mitkommen Papa."
"Ich kann Daddy nicht alleinlassen. Es tut mir Leid." ihre letzten Worte sind kaum verständlich, da sie nun hemmungslos weint. Ihre Worte verseten Darek einen tiefen Stich, mehr als alles was ich ihm je angetan habe. Trotzdem geht er liebevoll auf Joanna zu und umarmt sie. "Das ist in Ordnung, mein Schatz. Ich liebe dich, das weißt du, aber ich kann hier nicht mehr bleiben. Es tut mir leid." Er drückt sie noch einmal fest an sich und wischt sich eine Träne aus den Augen. "Komm Oxana wir müssen nun los."
Oxana schaut schwermütig auf ihre Schwester. Die beiden waren noch nie getrennt. Doch sie folgt Darek und beide verlassen das Haus. In diesem Moment bin ich unfähig einen Gedanken zu Ende zu führen. "Darek, bitte, komm zurück!" rufe ich den beiden verzweifelt hinterher. Aber es hat keinen Sinn. Darek hat sich entschieden zu gehen.
Ich stehe noch eine ganze Weile vor der Tür und sehe zu, wie Darek und Oxana in der Dunkelheit verschwinden. Meine Verzweiflung wandelt sich sehr schnell in Wut, Wut auf Lucy und so stürmme ich unbeherrscht auf sie zu und brülle sie an: "Wie konntest du mir das antun? Wie konntest du herkommen und mich vor meinem Ehemann derart bloß stellen?" Doch Lucy läst sich von meinem Geschrei nicht einschüchtern. Trotzig entgegnet sie mir: "Ich bin vielleicht schwanger, wie du sehen kannst und du bist der Vater. Ich denke ich hatte jedes Recht hier her zu kommen."
"Wer sagt den das ich der Vater bin?", frag ich sie gerade herauß. Lucy schnaubt verächtlich. "Ach so ein Spiel willst du also spielen. Du hast mit mir geschlafen, dass wirst du ja wohl kaum abstreiten können. Als ich merkte, dass ich schwanger bin wollte ich das Kind einfach meinem Mann unterschieben. Doch der war leider nicht so dumm, wie ich gehofft hatte. Wir probieren schonseit Jahren ein Kind zu bekommen und als es plötzlich klappte, wurde er misstrauisch. Er ließ sich testen und...tja und dieser alte Sack ist impotent. Als er das erfuhr hat er mich aus dem Haus geschmissen und hier bin ich."
"Glaubst du ich bin gerne hier?", fängt sie plötzlich an zu schreien, " In deinem beschissenem Haus. Ich bin Luxus gewöhnt, Luxus den mein Mann mir bietet und Luxus brauche ich. Mit diesem Kind hast du auch mein Leben zerstört. Ich hab mich nur revangiert. Und jetzt wirst du Konsequenzen tragen." Sie schaut mich mit einem Blick an, der mir sagt, dass ich bei dieser Entscheidung kein Wort mitzureden habe. "Ich werde hier bleiben, bis das Baby auf der Welt ist und dann sehe ich weiter. Räum schon mal das Schlafzimmer. Das ist das mindeste was du tun kannst. Eins der Kinderzimmer ist ja jetzt ohnehin frei", befiehlt sie mir voller Verachtung.
Ich könnte dieser Frau an die Gurgel gehen, dafür dass sie mein Leben zerstört hat. Ich hasse sie und noch mehr hasse ich es, dass ich ihr gehorche und nach oben gehe, um das Schlafzimmer für sie vorzubereiten.
Und während ich oben bin geht Lucy auf Joanna zu, die immer noch verstört auf dem Sofa vor und zurück wippt und weint. Sie beugt sich zu ihr runter, legt ihr tröstend die Hand auf den Rücken spricht beruhigend auf das Kind ein: "Es tut mir leid, was hier gerade passiert ist. Ich wollte nicht, dass du das alles so direkt mitkriegst. Aber dein Vater hat etwas getan und muss nun die Verantwortung dafür übernehmen. Ich werde für eine Weile bei ech bleiben und es wäre gut wenn wir Freundinnen sein könnten."
Lucys Worte trösten Joanna tatsächlich ein wenig und sie hört auf zu weinen. "Ich glaube es ist das Beste, wenn du jetzt ins Bett gehst", redet Lucy weiter auf sie ein, "Morgen sieht alles schon ganz anders aus."

 

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