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Und dann geht er und ich setze mich an einen Tisch und bestelle
einen Whisky. Ich brauche jetzt einfach etwas zu trinken. Auch
wenn er mein Vater ist, hätte er mich nicht so anbrüllen
brauchen. Was ist denn schon passiert? Ich habe nur einen kurzen
Moment nicht aufgepasst. Wie sollte ich denn ahnen, dass ich beobachtet
werde? Aber das Problem ist aus der Welt. Ich verstehe nicht,
warum mein Vater dermaßen ausrastet. Es ist meine Sache,
wie ich meine Arbeit mache!
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Und nach ein paar Gläsern fühle ich mich gleich besser.
Was soll‘s. Soll mein Vater sich doch aufregen, wenn er
will. Was weiß der schon. Ohne mich hätte er nicht
einmal den Einbruch für Rosenthal gepackt. Und vor solch
einem Mann soll ich Respekt haben?
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Aber ich habe keine Lust mehr mir darüber Gedanken zu machen.
Es ist Feierabend und ich will Spaß haben. Also bestell
ich mir noch ein paar Drinks und spiele Darts mit irgendeinem
Rico...oder heißt er Richard? Ach, wen kümmert's!
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Als ich dann nach Hause komme ist Darek noch wach. "Wo warst
du so lange?", fragt er. "Ich habe mir schon Sorgen
gemacht." "Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
Ich kann auf mich aufpassen. Jawohl, das kann ich", lalle
ich zur Antwort. "Ich war noch in einer Bar, aber ich habe
dich vermisst." Ich streichle Dareks Schultern und beginne
langsam seinen Hals zu küssen. Und es gefällt ihm, das
kann ich eindeutig hören.
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Das macht mich richtig heiß und ich küsse ihn wilder
und er erwidert meine Küsse. Und ich führe meine Hand
erst unter sein Unterhemd und dann in seine Unterhose. Und dann
blockt er plötzlich ab. "Nein, Arek, hör auf, bitte.
Du hast getrunken, viel getrunken." Doch von so etwas lasse
ich mich doch nicht aufhalten und ich weiß, dass er mich
auch will. "Arek ich habe gesagt, du sollst aufhören."
Er löst sich aus meiner Umarmung und drückt mich von
sich weg. "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich nicht
mit dir schlafe, wenn du betrunken bist. Das ist alles andere
als angenehm für mich."
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Was soll das denn jetzt? Er kann mich doch nicht erst aufheizen
und mich dann einfach stehen lassen. Er ist mein Mann und wenn
ich ihn f***** will, dann soll er sich gefälligst nicht so
anstellen. Und ohne weiter darüber nachzudenken schlage ich
zu und meine Handfläche trifft mitten in Dareks Gesicht.
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Darek ist im ersten Moment absolut überrascht und er schaut
mich ungläubig an. Doch dann werden seine Augen trotzig und
er sieht mich an als ob er sagen würde: "Los schlag
noch einmal zu, dann wirst du sehen, was du davon hast!"
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Und dieser Trotz macht mich wütend. Richtig wütend und
diesmal fliegt meine Faust auf sein Gesicht zu und trifft direkt
auf seinen Wangenknochen.
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Darauf ist Darek nicht vorbereitet gewesen. Mein Schlag war nicht
viel heftiger als der erste, aber dieser zweite Schlag trifft
ihn noch viel unvorbereiteter. Die Wucht lässt ihn laut gegen
den Kleiderschrank prallen und er fällt zu Boden.
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Er bleibt einfach auf dem Boden liegen. Seine Augen sind offen
und er sieht mich an, mit einem Blick, der keinerlei Ausdruck
zeigt. Beim Aufprall mit dem Kleiderschrank hat er sich verletzt,
denn langsam beginnt Blut aus einer Wunde über seinem Auge
zu fließen. Und dann stürmt auch schon Oxana in das
Zimmer. "Was war das für ein Lärm?", fragt
sie aufgeregt und dann sieht sie auch schon Darek blutend am Boden.
"Oh, mein Gott, Paps! Was ist passiert?"
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Ich weiß nicht, was sie alles mitbekommen hat, aber sie
sieht erst Darek und dann mich an und weiß sofort, was hier
passiert ist. "Du Schwein, du dreckiges Schwein!" Sie
brüllt mich an und beginnt auf mich einzuschlagen. "Wie
konntest du das nur tun? Du verfluchter Mistkerl." Tränen
laufen ihr über das Gesicht.
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Sie beschimpft mich und schlägt immer weiter auf mich ein.
Doch irgendwann wird es mir zu viel und ich packe sie an den Handgelenken.
"Hör auf damit!", schreie ich sie an, "Hör
auf! Du bist immer noch meine Tochter! Benimm dich gefälligst
auch so!" "Ich bin nicht, deine Tochter." Sie beruhigt
sich, aber ihre Stimme ist eiskalt. "Das bin ich schon lange
nicht mehr. Ich hasse dich DAD und das schon eine ganze Weile,
aber diesmal bist du zu weit gegangen. Diesmal kommst du nicht
so einfach davon."
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Auch Orion und Joanna sind wach geworden. Orion versteht nicht
warum es so laut ist und will sofort im Schlafzimmer nachsehen,
doch Joanna kommt in sein Zimmer und hält ihn auf. "Nein,
Kleiner, bleib hier. Es ist besser wenn du nicht dorthin gehst."
Orion will sich erst losreißen, doch dann wird er so weit
wach, dass er den Wortlaut des Streits verstehen kann.
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Und dann begreift er, dass es bei dem Streit um etwas sehr ernstes
geht, denn er hört mit an, wie Oxana auf mich losgeht und
wie ich ihr wenig liebevoll antworte. "Bitte geh nicht weg".
Er drückt Joanna fest an sich und beginnt zu weinen. "Keine
Angst Kleiner", versucht sie ihn zu beruhigen und streichelt
ihm dabei liebevoll den Rücken, "ich lasse dich nicht
allein". Doch dann kann auch sie ihre Tränen nicht unterdrücken.
Sie hat genug mitbekommen um zu wissen, dass etwas mit Darek ist
und so wütend hat sie Oxana noch nie erlebt. Aber jetzt kann
sie Orion nicht alleine lassen.
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"Du bist zu weit gegangen!", schreit Oxana mich an,
als sie die Treppe runter rast. Sie läuft direkt zum Telefon
und wählt die 110. "Polizei von Sim City, wie kann ich
ihnen helfen?", meldet sich eine Frau am Telefon und Oxana
beginnt sofort zu sprechen. "Kommen sie bitte sofort her.
Mein Vater wurde gerade zusammengeschlagen und der Täter
ist noch im Haus. Bitte beeilen sie sich. Simlane 10."
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Ich kriege das ganze aber erst mit, als ich die Polizeisirene
und ein Auto höre, das schnell vor unserem Haus zum Stehen
kommt. Panik überkommt mich. Was macht die Polizei hier?
Ich laufe sofort runter und sehe Oxana, die immer noch am Telefon
steht. Und durch das Fenster, kann ich jetzt deutlich den Polizeiwagen
sehen, aus denen mehrere Polizisten steigen. "Was hast du
gemacht", schreie ich sie an. "Was hast du denen erzählt?"
Ich will sie packen um sie durchzuschütteln, doch sie weicht
mir geschickt aus. "Nur die Wahrheit!", schreit sie
zurück. "Hast du etwa gedacht, du kannst Paps verprügeln
und ich sehe dabei nur zu? Ich bin kein Kind mehr. Ein Schwein
wie du gehört hinter Gittern!" Meine Hand ballt sich
schon zur Faust und wäre da nicht dieses "Aufmachen,
hier ist die Polizei!" an der Tür, ich hätte zugeschlagen.
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Oxana geht sofort zur Tür und lässt die Beamten rein.
"Da, das ist er. Dieses Schwein, hat meinen Vater verprügelt",
beginnt sie sofort zu erklären und zeigt auf mich. In diesem
Moment kommt Darek benommen in den Flur. Sein Auge ist bereits
angeschwollen und seine linke Schulter ist vom Aufprall gegen
den Kleiderschrank, ganz rot. Und sein Gesicht ist es auch, allerdings
vom Blut, das immer noch aus der Wunde über seinem Auge läuft.
Dareks Anblick, meine starke Alkoholfahne und Oxanas Aussage reichen
der Polizistin als Beweis. "Hiermit sie sie vorerst festgenommen."
Die Polizistin dreht mich unsanft herum und legt mir Handschellen
an.
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Und dann zerrt sie mich auch schon aus dem Haus. "Lass mich
los, du verdammter Bulle." Ich versuche mich loszureißen,
doch die Polizistin ist überraschend stark und ich habe schon
einiges getrunken. "Hören sie auf sich zu wehren. Das
macht alles nur noch schlimmer. Alles was sie jetzt sagen kann
und wird vor Gericht gegen sie verwendet." Oh Gott, ich will
nicht in den Knast, nicht noch einmal. Ich schaffe es mich umzudrehen
und schau Darek flehend an, der mit rausgegangen ist. "Darek,
erklär ihnen, dass das alles nur ein Missverständnis
ist. Ich habe dich nicht zusammengeschlagen". Doch Darek
sagt nichts. Er schaut nur ausdruckslos, wie in Trance zu, wie
ich in den Polizeiwagen gezwängt werde und wegfahre.
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Als der Polizeiwagen nicht mehr zu sehen ist, wendet Oxana sich
Darek zu. "Paps, geht es dir? Soll ich Dr. Quinn anrufen?",
fragt sie besorgt. Darek schüttelt langsam den Kopf. "Nein",
sagt er mit schwacher Stimme, "Mir geht es gut. Ich...ich
will nur alleine sein." Oxana streichelt Darek tröstend.
"Alles wird gut werden", verspricht sie ihm. "Er
kann dir jetzt nicht mehr weh tun." Doch Darek entfernt sich
von ihr. "Lass mich einfach nur allein."
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