Wobei ich dann doch zugeben muss, dass die Vorstellung mir sehr gut gefällt. Joanna kann sich gar nicht richtig auf das Geschenk ihrer Freundinnen freuen, den sie hat nur Augen für Tobias.

Oxana zeigt da wesentlich mehr Interesse und bestaunt den Tortentänzer aus nächster Nähe.

Und der Tortentänzer zeigt deutliches Interesse an mir. Nach seiner Nummer kommt er auf mich zu und küsst mich stürmisch. Und ich habe nichts dagegen einzuwenden. Nicht im Geringsten. Und das ist genau mein Problem, denn Darek ist davon nicht begeistert. Dass der Tänzer mich küsst, dafür kann ich nichts. Dass ich seinen Kuss erwidere dafür schon und das lässt er mich auch spüren.

Danach wendet Darek sich den Mädchen zu und sitzt mit ihnen und einigen anderen Gästen am Lagerfeuer.

Und dann pustet Oxana stellvertretend für Joanna die Kerzen auf der essbaren Geburtstagstorte aus. Orion hat für alle lustige Partyhüte gebastelt, die sogar alle ohne großes Widersprechen aufgesetzt haben.

Joanna kriegt davon nur sehr wenig mit, denn Tobias interessiert sie weitaus mehr als eine Geburtstagstorte. Und der Trubel an der Torte gibt ihnen Gelegenheit für sich zu sein und beide kosten das beim Tanzen aus.

Und sie tanzen bis tief in die Nacht hinein und bemerken gar nicht, dass die meisten Gäste sich langsam verabschieden. Und während eines besonders romantischen Liedes haucht Tobias einen zärtlichen Kuss auf Joannas Lippen.

Und von der Party sind nur noch einige besonders hartnäckige Gäste geblieben, die zusammen mit Orion um das Lagerfeuer sitzen und einige Lieder zum Besten geben.

Am Ende der Party sieht zwischen mir und Darek alles wieder gut aus. Ich konnte wirklich nichts dafür, dass der Stripper mich plötzlich geküsst hat. Das hat Darek scheinbar auch eingesehen. Aber nach all meinen kleinen Seitensprüngen kann ich es ihm nicht verübeln, wütend auf mich zu sein. Wobei, langsam sollte Darek sich daran gewöhnt haben.

Als Oxana am nächsten Morgen ihre Schwester im Bad trifft, will sie nur eins wissen. "Wer war das gestern? Los erzähl schon!" Joanna gibt vor, als ob sie nicht genau wisse, was Oxana meint. "Wen meinst du denn? Gestern waren sehr viele Leute auf der Party." Doch Oxana kennt ihre Schwester viel zu gut, um darauf herein zu fallen. "Du weiß ganz genau wen ich meine. Diesen süßen Typ, den du gestern den ganzen Abend lang angestarrt hast, an den du dich am Lagerfeuer geschmiegt und mit dem du die halbe Nacht getanzt hast. Seit ihr beiden etwa zusammen?"

"War es etwa so offensichtlich?" In Joannas Stimme klingt keine Angst mit, nur Freude, und sie fast freudestrahlend Oxanas Hände und schwingt sie hin und her. "Das war Tobias. Ich hab ihn vor ein paar Wochen kennengelernt, als ich bei Opa war und seitdem sind wir ein paar Mal ausgegangen. Ich hätte nicht gedacht, dass er wirklich zu unserer Party kommt, doch er war da. Ich liebe ihn, Xana, und ich glaube, er liebt mich auch."

Oxana umarmt ihre Schwester. "Das freut mich für dich, Jojo. Du musst ihn mal mitbringen, damit ich ihn auch besser kennenlerne. Und vielleicht findet er mich auch hübscher als dich." Oxana hat sich schon extra von ihrer Schwester losgelöst und ist zur Tür geeilt. Das ändert aber nichts daran, dass Joannas Fuß einen Abdruck auf ihrem Hintern zurücklässt.

Kurze Zeit später ruft Joanna dann bei Tobias an, um ihn einzuladen. Sie möchte einfach, dass Oxana, aber insbesondere Darek und ich ihren Freund kennenlernen. "Und, Tobias, kommst du?", fragt sie ihn vorsichtig. "Aber sicher doch. Ich bin schon gespannt darauf, deine Eltern genauer kennen zu lernen. Bis jetzt kenne ich sie ja nur aus der Ferne."

Und es dauert nur wenige Minuten bis Tobias auftaucht und Joanna mit einem zärtlichen Kuss begrüßt. "Hallo meine Süße", sagt er nachdem er sich von ihren Lippen gelöst hat. "Hallo", haucht Joanna zurück und nimmt ihn an der Hand. "Komm mit, meine Familie wartet im Garten. Wir haben gegrillt."

Als die beiden im Garten ankommen, haben wir bereits angefangen zu essen. Joanna schnappt sich einfach einen Burger und setzt sich lächelnd an den Tisch. Tobias folgt ihr, doch als er merkt, dass alle ihren Blick auf ihn richten bleibt er stehen und stellt sich vor. "Guten Tag. Danke für die Einladung. Ich bin übrigens Tobias, Tobias Beluci."

Während des Essens ist dieser Tobias etwas steif, aber Joanna versucht ihn mit ihrem Lächeln immer wieder etwas aufzulockern. "Wie alt bist du Tobias?", frage ich ihn dann, "du siehst nämlich deutlich älter aus, als Joanna." "Ich bin 21, Herr Brodlowski", antwortet er sofort. "Ich glaube nicht, dass ich zu alt für ihre Tochter bin, wenn sie darauf hinaus wollen. Sie ist unheimlich reif für ihr Alter."

"Und was machst du beruflich?", fragt nun Darek. "Er hat eine Ausbildung bei einer Spedition gemacht und arbeitet jetzt auch dort", antwortet Joanna für ihn, der das Ausfragen ihres Freundes langsam missfällt und Tobias nickt nur bestätigend. In diesem Moment kommt Carmen mit einem Tablett vorbei, doch als sie Tobias sieht, erschrickt sie und lässt es fallen. "!Dios mío, Tob.... ähm toller Käse!", ruft sie verwirrt aus und bückt sich sofort, um die Scherben aufzusammeln. Der Junge geht zu ihr rüber, um ihr zu helfen. "Was machst du denn hier?", fragt sie ihn flüsternd. "Du wirst es schon erfahren, wenn du es sollst", zischt er sie an. "Und sei das nächste Mal vorsichtiger, sonst fliegen wir beide noch auf."

Nach dem kleinen Zwischenfall verbringen die Mädchen mit Darek und Tobias den Rest des Nachmittags im Wintergarten beim Tischfußball spielen. Dabei wird der Fußballer und Trainer in Darek wieder wach und er versucht Joanna wertvolle Tipps zu geben, die sie auch sofort erfolgreich umsetzt und Tobias damit fast in die Verzweiflung treibt.

"Es wird spät. Ich sollte jetzt lieber nach Hause gehen, bevor sich deine Eltern noch beschweren." Tobias lächelt zwar, aber Joanna kann sehen, dass ihm der Abschied schwer fällt und sie küsst ihn liebevoll. "Ich möchte morgen mit dir ausgehen. Hast du Lust?", fragt er sie, als ihre Lippen sich endlich lösen. "Was glaubst du denn. Ich warte morgen auf dich."

Als Tobias sich von Joanna verabschiedet hat, fange ich ihn ab um mit ihm zu reden. "Behandle Joanna gut mein Freundchen. Mag sein, dass sie reifer ist, als andere Mädchen in ihrem Alter, aber sie hat mit Jungs keine Erfahrungen. Wenn ich jemals erfahren sollte, dass du sie irgendwie ausnutzt, dann kriegst du es mit mir zu tun und dann gibt es niemanden, der dich beschützen kann." Eigentlich hatte ich nicht vor, ihm zu drohen, aber ich konnte mich nicht zurückhalten. Doch Tobias bleibt relativ unbeeindruckt. "Da wäre ich mir nicht so sicher, Herr Brodlowski. Ich kenne so manche Leute. Aber sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich werde Joanna nicht weh tun." Sein Mut oder eher seine Überheblichkeit lässt mich verstummen und er geht, ohne, dass ich noch etwas erwidern kann.