Aufgabe 19
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"Ich mag diesen Jungen irgendwie nicht", erzähle ich Darek als wir alleine im Wohnzimmer sind. "Er hat sich heute den ganzen Tag wunderbar verhalten, aber er hat etwas an sich, was mir nicht gefällt." Darek überlegt einen Moment, bevor er etwas sagt. "Ich habe auch ein ungutes Gefühl bei ihm", sagt er schließlich, "denn er erinnert mich zu sehr an dich."


So sehr mir dieser Vergleich missfällt, kann ich Dareks Worte doch nicht von der Hand weisen. Irgendwie hat Darek damit ja recht. Doch das passt mir nicht und so greife ich wieder einmal zu Wodka, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es will.

 

 


Und wie versprochen holt Tobias Joanna am nächsten Tag ab. "Hallo, meine Süße, komm steig ein", begrüßt er sie und Joanna ist einfach nur glücklich, ihn zu sehen. "Wo fahren wir denn hin?", will sie wissen, als die beiden im Taxi sitzen. "Das wirst du sehen, wenn wir dort sind", antwortet Tobias ihr geheimnisvoll.


Und als sie aus dem Auto steigt, kann sie ihren Augen kaum trauen. "Das...das ist doch das "Black Mamba". Tobi, da kommen wir doch gar nicht rein. Oxana und ich haben es schon ein paar Mal probiert und haben es nicht einmal geschafft, durch eins der Fenster zu sehen." "Keine Angst, meine Süße", beruhigt Tobias sie sofort. "Ich würde dich doch niemals irgendwohin mit nehmen, wenn ich nicht wüsste, dass wir auch rein kommen."


Und sie kommen tatsächlich ohne Probleme rein. Der Türsteher lässt sie ohne weiteres durch. Zuerst kann sich Joanna gar nicht satt sehen, am Inneren des Clubs. "Hast du schon mal die Wasserpfeife benutz?", reist Tobias sie aus ihren Gedanken. Joanna schüttelt nur den Kopf und Tobias führt sie gleich zu einer Pfeife. "Da ist doch nichts illegales drin?", fragt sie vorsichtig, als sie sich setzt. Tobias schaut sie fragend an, doch dann versteht er. "Oh, das meinst du! Nein keine Angst. In dieser Wasserpfeife ist wirklich nur Wasser drin. Probier es aus." Und das tut Joanna auch. Sie vertraut Tobias.


"Komm, lass uns Essen gehen", meint Tobias dann. "Das Büffet ist gleich um die Ecke. Jetzt wo er es erwähnt, wird auch Joanna deutlich, dass sie einen ziemlichen Hunger hat. Daher braucht es auch nicht viel Überzeugungsarbeit, um sie von der Wasserpfeife loszueisen.


Und nach dem Essen gehen die beiden hoch in die Bar. "Es ist so cool hier!", schwärmt Joanna. "Danke, dass du mich mitgenommen hast, Tobi." Und dabei sieht sie ihm in seine braunen Augen und berührt seine Wange. "Ich muss mich bedanken, dass du mit mir gekommen bist." Er greift ihre Hand und küsst sie dann sanft. "Jojo, ich liebe dich, ich liebe dich wirklich", sagt er ihr dann zärtlich. Joannas Wangen röten sich und sie schaut schnell auf den Boden. Doch dann hebt sie ihren Kopf wieder. "Ich liebe dich auch", flüstert sie nur noch.


Doch dann wird ihr die Situation ein wenig peinlich und sie versucht schnell das Thema zu wechseln. "Oh, da ist ja eine Karaoke-Bühne. Da muss ich sofort singen." Und schon steigt sie auf die Bühne. Erst jetzt wird ihr bewusst was sie gerade eigentlich tut. "Oh, mein Gott, Jojo, bist du bescheuert?!", denkt sie als sie die Leute sieht, die alle zu ihr raufsehen. "Du kannst doch gar nicht singen!" Doch jetzt ist es zu spät und sie versucht das Beste aus sich rauszuholen, was aber wirklich nicht viel ist.


Und deshalb verwundert es auch nicht, dass der Beifall eher mäßig ausfällt. "Du warst wirklich gut", versucht Tobias ihr zu schmeicheln, allerdings kann man eine gewisse Verkrampftheit in seiner Stimme nicht überhören und er fängt sich dafür eine Pickser in den Bauch ein. "Na gut, aber du hast wenigstens atemberaubend ausgesehen." Damit kann Joanna sich zufrieden geben. "Dann sollte ich mich weiter präsentieren", meint sie schließlich und führt Tobias auf die Tanzfläche, auf der Joanna es schafft einige Blicke auf sich zu ziehen.


Und irgendwann nimmt Tobias Joanna an der Hand und führt sie zum Strand, wo die beiden ungestört allein sein können. "Wie hast du es geschafft uns ins 'Black Mamba' zu bekommen", fragt Joanna. "Dieser Laden ist so abgefahren und ich konnte gerade sehen, was für eine Schlange wieder vor dem Club wartet." Tobias antwortet nicht sofort und Joanna merkt, dass hinter ihrer Frage mehr steckt, als sie bis jetzt ahnt.


Doch dann sieht er ihr ernst in die Augen und beginnt zu erzählen und Joanna hört ihm zu ohne ihn zu unterbrechen. "Das ich für eine Spedition arbeite, stimmt nicht so wirklich. Ich befördere Dinge, allerdings handelt es sich dabei meist um...um Diebesgut. Ich schaffe es aus der Stadt oder aus dem Land. Und dass ich das nicht alleine mache, dürfte klar sein." "Bist du bei der Mafia?", fragt sie ihn und sie klingt eher interessiert, als bestürzt über sein Geständnis. "Mafia? Das ist vielleicht ein zu großes Wort. Es ist eine Organisation für die ich arbeite. Ich stehe dort ganz unten, aber ich fühle mich dort irgendwie aufgehoben und man erhält einige Privilegien, wie eben den Eintritt in das 'Black Mamba'."


Tobias sieht sie an und wartet auf eine Reaktion und auch Joanna sieht ihn an und je länger sie das tut, desto strahlender wird das Lächeln auf ihrem Gesicht. "Du weißt, dass du mir das nicht hättest erzählen müssen", haucht sie schließlich liebevoll. "Das du mir so vertraust ist...ist einfach nur schön." Sie beugt sich rüber und küsst ihn. Erst nur sanft, doch dann werden ihre Küsse immer intensiver. Tobias Hände streicheln sanft ihren Körper und eine Hand wandert langsam unter ihren Rock, doch dann zieht er sie wieder zurück. Daraufhin fasst Joanna seine Hand und führt sie wieder zurück an die Stell, an der seine Hand noch vor wenigen Augenblicken gewesen ist und schiebt sie sogar noch etwas höher. "Bist du dir sicher, dass du das willst?", fragt er sie zärtlich. "Ich will nic…"Die einzige Antwort, die er darauf erhält ist ein tiefer, inniger Kuss.


Nachdem sie miteinander geschlafen haben, liegen die beiden noch lange engumschlungen beieinander. Joannas Kopf liegt auf Tobias Brust und sie genießt es einfach nur seinen Herzschlag zu fühlen.


Joanna konnte so die ganze Nacht mit Tobias verbringen, doch irgendwann steht sie doch schweren Herzens auf, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. "Ich...ich möchte dich noch um etwas bitten, Jojo." Tobias ist aufgestanden und sieht sie ernst an. "Es geht um meinen Job. ich könnte deine Hilfe gebrauchen." Joanna hört ihm aufmerksam zu und begreift sofort, dass ihre Hilfe nicht ganz legal sein wird. "Was soll ich denn tun?", fragt sie ihn dann vorsichtig. Tobias wirkt erleichtert, als er das hört. "Du sollst nur ein Päckchen übergeben. Ich brauch jemanden, der unbekannt ist, damit es kein Risiko gibt. Du musst es nicht tun, Jojo. Ich kann es verstehen, wenn du nicht willst, aber es würde es um einiges einfacher für mich machen."


Doch als Joanna in seine bittenden Augen sieht, kann sie nicht nein sagen. "Natürlich helfe ich dir." Sie schaut ihn verliebt. "Danke, Jojo." Tobias fasst sie an den Händen und küsst sie sanft. "Deine Hilfe bedeutet mir wirklich viel."


In dieser Nacht liegt Joanna noch lange wach und ihre Gedanken kreisen die meiste Zeit um Tobias. Aber es ist nicht nur der Gedanke an ihn, der sie wach hält, sondern auch der Gedanke an ihre bevorstehende Aufgabe. Für Tobias würde sie alles tun, das ist ihr klar. Aber da ist noch etwas anderes. Alleine die Vorstellung etwas zu tun, was ganz klar gegen das Gesetz verstößt, lässt ihr Puls rasen und zwar nicht aus Angst, sondern aus Vorfreude. Es ist ein sehr erregendes Gefühl.

 

 


Ein Gefühl, welches ich in letzter Zeit eher selten bei der Arbeit verspüre. "Kannst du mir erklären, was das heute werden sollte?", brüllt mein Vater mich an. "Wie konntest du so unvorsichtig sein und zulassen, dass dich jemand beobachtet? Die Polizei war fast eingetroffen. Hätte ich dich nicht dort rausgeholt, dann…" "Es ist aber nichts passiert!", brülle ich zurück. "Und um die Zeugen habe ich mich gekümmert, die werden sicher nichts mehr sagen."


"Du hast dich darum gekümmert? Du?" Wutentbrannt steht mein Vater auf. "Jawohl, ich habe mich darum gekümmert. Alle Zeugen sind tot. Ich glaube nicht, dass die mir noch irgendein Problem machen können", schreie ich ihn an. Jeder kann es hören, aber hier im Green Man ist das völlig egal. Hier hat jeder Dreck am Stecken.


Doch mein Vater, wäre nicht mein Vater, wenn er sich das von mir gefallen lassen würde. "Hör mir genau zu, Arek. Ich habe die Leichen wegschaffen lassen und damit deinen Arsch gerettet. Glaubst du etwa, die Polizei hätte drei tote Männer im Hafen einfach ignoriert. Und du hast Spuren hinterlassen mein Junge und zwar gewaltige. Und untersteh dich, mich noch einmal so anzubrüllen. Hast du das verstanden?!" Ich sehe meinen Vater trotzig an und am liebsten würde ich ihn jetzt zusammenschreien. Doch er ist mein Vater, er ist Don Carlos, ein Mann vor dem ich immer größten Respekt hatte.

 

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kor. 23.01.2011