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Unterwegs riss er mir bereits mein Oberteil vom Körper und mit meinen Blicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich ihn wollte. Hier und jetzt. Ich bremste das Tempo, küsste ihn jetzt langsamer, dafür aber umso inniger. Dann trat ich einen kleinen Schritt zurück und öffnete langsam den Reißverschluss meines Rockes. Er glitt an meinen Beinen hinunter zum Boden. Jetzt stand ich nur noch in Unterwäsche und meinen Stiefeln vor Dominik und ich konnte das Funkeln in seinen Augen sehen, als er seinen Blick über meinen Körper schweifen ließ. Ich lehnte mich vor und küsste ihn sanft. Dabei öffnete ich mit meinen Fingern den Knopf seiner Hose. Und während Dominik sich daraufhin seiner Schuhe und seines Beinkleides entledigte, stieg ich aus meinen Stiefeln und legte mich auf das Sofa. Und dann schliefen wir miteinander.


Hinterher lagen wir auf dem Sofa. Dominik auf dem Rücken und ich lehnte mit meinen Kopf auf seiner Brust, die sich bei jedem seiner Atemzüge hob und wieder senkte. Er hielt mich noch immer fest umschlossen, als ob er befürchtete, dass ich jeden Moment aufstehen und verschwinden könnte. Wir lagen eine ganze Weile so, bis Dominik sich aufrichtete und mich auf seinen Schoß zog. Er wirkte so zufrieden, als er mich ansah und seine Nase verspielt an meine rieb. "Warum jetzt, Brodlowska?", fragte er schließlich. "Warum bist du ausgerechnet heute zu mir gekommen?" "Weil du unwiderstehlich bist, Nick. Das hast du doch selbst immer gesagt."

 

 


An diesem Tag schlief ich noch mehrmals mit Dominik. Da wir bei ihm zu Hause nicht ungestört bleiben konnten, gingen wir schließlich rüber zu mir. Ich war froh, als Dominik endlich einschlief. Ich selbst konnte an Schlaf nicht einmal denken. Dazu fühlte ich mich viel zu dreckig. Ich hatte mit einem Mann geschlafen, den ich nicht liebte, den ich sogar nicht wirklich mochte. Und das aus purer Berechnung. Ja, ich war eine Hure. Aber es war immer noch besser eine Hure zu sein, als eine Ehe und eine Familie zu zerstören.


Die Jungs staunten nicht schlecht, als ich am nächsten Abend Hand in Hand mit Dominik ins Esszimmer spaziert und ihn als meinen neuen Freund vorstellte. Tristan war natürlich sofort begeistert, dass ich wieder einen Freund hatte. Er hatte mir schon länger damit in den Ohren gelegen, dass der Männerwelt abzuschwören, ganz sicher kein richtiger Weg war, egal was man damit erreichen wollte.


Rolands Begeisterung hielt sich dagegen stark in Grenzen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er genau wusste, dass etwas nicht stimmte. Aber wenn ich meinen Plan durchziehen wollte, dann wusste ich überzeugend sein. Niemand durfte auch nur ahnen, dass meine Gefühle für Dominik reine Show waren. Also warf ich Dominik den ganzen Abend verliebte Blicke zu, lächelte ihn an. Doch selbst als ich während des Essens ständig Dominiks Hand hielt und deshalb kaum zum Essen kam, blieb Rolands Blick skeptisch.


Es fiel mir schwer, meine Freunde zu belügen. Doch ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich sie mit dieser Lüge nicht verletzte. Anders sah das bei Dominik aus. Ich versuchte mir zwar einzureden, dass ich auch ihm nicht schadete. Immerhin hatte er mehr als einmal ganz offensichtlich sein Interesse an mir bekundet und jetzt hatte er mich. Das war doch genau das, was er wollte. Aber ich wusste, dass es ein Selbstbetrug war. Ich gab vor, ihn zu lieben, doch in Wirklichkeit nutze ich ihn aus. Allein die Tatsache, dass ein Kind in meinem Bauch heranwuchs, hielt mich davon ab, dieser ganzen Scharade sofort ein Ende zu setzen.


Und langsam begann ich auch, die Schwangerschaft zu spüren. Wenn ich morgens aufstand überkam mich ein Übelkeitsgefühl, als ob ich gerade aus dem Elektrodancer gestiegen wäre. Glücklicherweise musste ich mich kein Mal wirklich übergeben.


Ich traf mich regelmäßig mit Dominik. Im Grunde sahen wir uns jeden Tag und gingen auch oft gemeinsam aus. Dabei wurde mir klar, dass Dominik noch viel durchgeknallter war, als ich es mir hätte vorstellen können. Denn welcher 27 jährige Mann nimmt schon eine Packung Waschpulver mit, wenn er seine Freundin in einen Club ausführt?


Er konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen, als das Waschpulver im Springbrunnen zu schäumen begann und der Schaum langsam über den Rand des Brunnens quellte. Ich stand nur daneben und schüttelte fassungslos den Kopf, wobei ein klitzekleines Lächeln schon über meine Lippen huschte.

 

 


Vier Wochen lang traf ich mich mit Dominik, ging mit ihm aus, gab vor, verliebt zu sein. Vier Wochen lang ließ ich ihn Nacht für Nacht bei mir schlafen...mit mir schlafen. Doch dann war es so weit, die nächste Phase meines Plans einzuleiten. Ausnahmsweise hatte Dominik nicht bei mir übernachtet. Also bereitete ich am Morgen ein Frühstück vor und lud ihn ein, sobald Roland und Tristan das Haus verlassen hatten. Ich zitterte vor Aufregung, als ich ihm die Tür öffnete, denn mir war klar, dass meine gesamte Zukunft vom Ausgang dieses Essens abhängen würde.


Dominik setzte sich gegenüber von mir hin und begann zu essen. Er sprach nicht viel, aber das war nicht ungewöhnlich für ihn. Wenn er aß, dann aß er halt. Trotzdem warf er mir immer wieder einen verliebten Blick zu. Nur war ich sonst diejenige, die beim Essen redete, und dass ich heute schwieg, entging Dominik nicht. "Hey, Brodlowska, was ist denn los? Du bist ja heute stumm wie ein Fisch. Hab ich dir etwa dermaßen die Sprache verschlagen? Ich weiß, es liegt an meinem neuen Haarschnitt, stimmt’s. Ich sehe scharf damit aus." Er zog eine Augenbraue hoch und grinste mich breit an, doch dann wurde er ernster, als er merkte, dass ich nervös in meinem Omelett herumstocherte. Er griff nach meiner Gabel, legte sie zur Seite und nah meine nun frei Hand. "Rück schon damit raus, Brodlowska, was stimmt nicht?" Ich atmete tief durch und sah ihm dann direkt in die Augen. "Ich bin schwanger, Dominik. Wir bekommen ein Baby."


Stille. Dominiks Gesichtszüge erstarrten und er ließ abrupt meine Hand los, die er eben noch gestreichelt hatte. Ich sah ihn an und konnte seinen Blick nicht deuten. War er einfach nur sprachlos? Oder war es Entsetzen, was ich dort in seinem Gesicht erblickte? Tausend Gedanken rasten durch meinen Kopf. Was, wenn er das Kind nicht haben wollte? Was wenn er mir nicht glauben würde, dass es von ihm sei? Was wenn er mich zur Abtreibung drängen würde? "Schwanger?", entfuhr es schließlich seinen Lippen. Ich nickte ängstlich.


Als er langsam aufstand, rechnete ich mit allem, nur nicht damit, dass er zu mir herüberkam, mir die Hand reichte und mich aus dem Sessel hob. Ohne ein Wort zu sagen zog er mich zu sich herauf und drückte mich an sich. Ich wusste immer noch nicht, was das zu bedeuten hatte. War das ein Abschied? "Wir bekommen ein Baby", flüsterte er schließlich in mein Ohr und plötzlich begann er zu lachen. "Wir bekommen ein Baby, Brodlowska. Ich werde Vater!"


Ab diesem Moment interessierte ihn nur noch mein Bauch. Mit seiner großen Hand strich er über meinen immer noch flachen Bauch. "Hallo kleiner Kerl", sprach er ihn dann sogar an. "Hier ist dein Papa." Ich musste lachen. Und es war ein Lachen der Erleichterung. Tränen schossen aus meinen Augen und dieser Gefühlsausbruch überwältigte mich total. Ich war so überrascht davon, wie froh ich darüber war, dass Dominik zu mir hielt. Und zu dem Baby. Zu seinem Baby, denn genau das würde es werden.

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Als er die Tränen in meinen Augen sah, wischte er sie sofort mit seiner Daumen fort. "Hey, Brodlowska, kein Grund in Tränen auszubrechen. Ich werde schon gut für dich und den kleinen Wurm sorgen." Doch dadurch, dass er so lieb zu mir war, war mir noch mehr zum Heulen zumute. Und dass ich ihn belog, machte es nicht leichter. "Seit wann weißt du es?", fragte er mich, nachdem ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte. "Seit gestern", log ich ihn an und schniefte. "Ich war gestern bei der Landschwester und sie hat es mir bestätigt. Ich bin jetzt fast in der vierten Woche, also muss es gleich am Anfang passiert sein." Dominik drückte mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Und ich begann erneut zu weinen, denn schon wieder musste ich ihn anlügen. Ich war bereits in der sechsten Woche und er nicht der Vater des Kindes. Es war einfach nur furchtbar.

 

 


Doch es gab kein Zurück mehr. Mit jeder Woche wurde mein Bauch runder und runder und bald war es nicht mehr zu übersehen, dass ich schwanger war. Irgendwann zog dann auch Dominik bei mir ein. Er freute sich so sehr auf das Kind und gerade das tat mir weh. Ich wollte ihn nicht anlügen, aber ich wusste sonst keinen Ausweg und jetzt war es zu spät, viel zu spät. Wenigstens konnte ich jetzt Dominiks körperliche Annährungsversuche zurückweisen und einfach die Schwangerschaft als Grund vorschieben. Nicht mehr mit ihm schlafen zu müssen, machte es mir leichter, allerdings nicht viel leichter.


Glücklicherweise drängte Dominik mich auch zu nichts. Stattdessen steckte er seine Energie in den Ausbau des Hauses, denn ohne ein zusätzliches Kinderzimmer wäre es eng geworden. Er packte viel selbst mit an und so stand der Anbau in weniger als drei Wochen. Neben dem Kinderzimmer wurden auch Rolands Zimmer und ein zweites Bad in den neuen Hausteil untergebracht. Rolands altes Zimmer wurde dabei zu einer Leseecke mit Kamin umfunktioniert.


Bei einer Ultraschaluntersuchung, für die ich extra bis nach Seda Azul in Rolands Klinik fahren musste, stellte sich heraus, dass ich ein Mädchen erwartete. Ich wollte es eigentlich gar nicht wissen, denn mit dem Geschlecht des Kindes, wurde die bevorstehende Geburt auf einmal noch viel realer. Als Dominik erfuhr, dass er eine Tochter bekommen würde, war er enttäuscht...aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. "Einen zweiten so gutaussehenden Kerl wie mich würde die Welt ohnehin nicht verkraften", war sein Kommentar und dann machte er sich mit Tristan, der nur darauf gewartet hatte, dass Geschlecht des Kindes zu erfahren, daran, das Kinderzimmer einzurichten.

 

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kor. 12.07.2010