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Und den rest des Tages verbrachten wir damit uns am Strand von
der Sonne verwöhnen zu lassen. Nicht das es in Siera Simlone
Stadt keine Sonne gebe, nur wurde es zu Hause innerhalb weniger
Minuten heiß wie in einem Backofen, während uns hier
die frische Meeresbrise Abkühlung verschafte. Und das Wasser
war auch nur ein paar Meter entfernt. Und mit jeder weiteren Minute
die wir gemeinsam verbrachten entspannte sich die Situation zwischen
Benny und mir.
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Wir blieben bis zum Sonnenuntergang am Strand sitzen. Danach klopften
wir uns den Sand von der Haut und zogen uns wieder an. Keiner
von uns hatte schon Lust wieder nach Hause zu fahren, also entschlossen
wir uns einen Spaziergang am Strand zu machen. Doch kaum waren
wir ein paar hundert Meter unterwegs, verabschiedete sich Tristan
plötzlich. "Ich hab da drüben im Café gerade
einen alten Bekannten gesehen", erklärte er wenig überzeugend.
"Ihr könnt ja ohne mich weitergehen. Ich warte dann
hier auf euch". Und schon verschwand er in Richtung der Promenade.
Die faule Socke hatte doch nur keine Lust mehr weiter zu laufen.
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Wenn er nicht mit wollte, dann gingen wir halt alleine weiter.
Tristan verpasste dann einfach diesen wundervollen Gesamteindruck.
Man konnte das Rauschen der Wellen hören, die auf den feinen
Sandstrand zurollten und die Luft war angenehm frisch. Wortlos
schritten wir immer weiter an der Küste entlang. Und ganz
plötzlich überkam mich das starke Bedürfnis, mich
bei Benny zu entschuldigen und ihm alles zu erklären.
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Ich blieb stehen und sofort drehte Benny sich in meine Richtung.
"Stimmt etwas nicht?". Ich versuchte die richtigen Worte
zu finden, doch irgendwie wusste ich, dass es die gar nicht geben
konnte. "Hör mir bitte zu", begann ich zu sprechen
und an seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass Benny sofort
verstanden hatte, worüber ich reden wollte.
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"Es war falsch von mir mit Kasimir auszugehen. Und das sage
ich nicht nur, weil er sich als ein totales Ekel entpuppt hat.
Ich hab dir damit weh getan und das wollte ich nicht. Wirklich
nicht. Und ich weiß, dass mein Verhalten dadurch nicht besser
wird, aber ich habe nie mit Kasimir geschlafen. Das musst du mir
glauben."
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Benny schaute schweigend auf den Sand. Nur daran, dass er seine
Arme nervös vor seinem Oberkörper verschränkte
und sich dabei an seinen Oberarmen festklammerte konnte ich erkennen,
dass es ihm schwer fiel die passenden Worte zu finden. "Als
ich dich mit ihm gesehen habe und als ich dann auch noch Kasimirs
Geprahle hörte, da habe ich mich plötzlich so dumm gefühlt",
offenbarte er mir schließlich. "Ich weiß, dass
ich kein Traumtyp bin. Meine Nase und die Art wie ich mich kleide...",
er saufzte schwer. "Aber dann kamst du, eine wunderschöne
junge Frau und gabst mir das Gefühl, dass ich doch begehrenswert
bin. Das war wie in einem Traum, verstehst du? Wieder in die Realität
gerissen zu werden, war einfach nur furchtbar. Ich hätte
einfach wissen müssen, dass soetwas passiert." Mit jedem
Wort wurde seine Stimme dünner und er wagte es nicht, mir
ins Gesicht zu blicken.
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Da trat ich einfach einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn
sanft auf den Mund. Unsere Lippen berührten sich kaum, aber
Benny riss erstaunt seine himmelblauen Augen weit auf. Und als
ich ihn ein zweites, drittes mal küsste, jeweils mit einer
kurzen Unterbrechung wobei ich nie den Augenkontakt zu ihm verlor,
da entspannte er sich endlich.
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Und dann zog er mich zu sich heran und umschloss mich mit seinen
Armen. Und plötzlich war ich dijenige die seine Küsse
in Empfang nahm.
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Tristans Räuspern riss uns aus unserer Zweisamkeit. "Unsere
Taxi zurück nach Siera Simlone wartet an der Promenade",
erklärte er breit grinsend, während Benny und ich auf
ihn zu schlenderte."Ich vermute mal, ihr beiden wollt auf
der Rückfahrt zusammen sitzen, stimmts? "
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Als wir dann in der Stadt kamen, konnte ich mich gar nicht von
Benny trennen. Wir standen auf meiner Veranda, küssten uns,
hielten Händchen, wir genossen es einfach zusammen zu sein.
Tristan rollte nur mit den Augen und ging laut gähnend ins
Haus. Aber ich hatte nur noch Augen für Benny.
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Nach etwa der zwanzigsten "diesmal aber wirklich"-Verabschiedung
schlich ich leise in mein Zimmer. Letizia schlief bereits und
nahm wieder einmal die gesamte Breite des Bettes für sich
in Anspruch. Aber heute war mir das egal. Dieses Gefühl in
mir war einfach unbeschreiblich. Wie hatte ich jemals auch nur
einen Gedanken an Kasimir oder Albert verschwenden können,
wenn Benny doch der perfekte Mann für mich war.
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Und dieses Glücksgefühl hielt an und plötzlich
hatte Letizia keine Chance mehr, mich auf die Palme zu bringen.
Das heißt aber nicht, dass sie es nicht versuchte. "'Ast
du endlisch eingesehen, dass du mit diese Figur nie einen Mann
abbekommen wirst?", spritzte sie ihr Gift, als sie bemerkte,
dass ich mich seit ein paar Tagen mit einem kleinen Salat begnügte.
"Aber bei deine bauern'afte Ver'alten werden dir auch ein
paar Kilo weniger nischt 'elfen".
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Wenn die wüsste! Aber irgendwo hatte sie schon recht. Ich
wollte tatsächlich ein paar Pfunde los werden. Ich hatte
zwar nicht das Gefühl, dass meine Pölsterchen Benny
groß stören würden, aber ich fühlte mich
selbst wohler mit ein paar Kilos weniger auf den Rippen.
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Und deshalb verbrachte ich auch wieder mehr Zeit mit meinem Training
und vor allem weniger Zeit mit Essen. Meine "Julia"
hatte ich wohlwissend aufbewahrt und sie erwies mir erneut ihre
treuen Dienste. Und dismal war es Tristan, der mich in meinen
Bemühungen unterstützte. Er überzeugte mich, dass
mein Training im klimatisierten Fintessstudio viel angenehmer
sei, als in der Hitze der Wüste. Außerdem waren wir
hier vor Letizia und dem liebestollen Roland sicher.
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Und Stück für Stück schmolzen meine Pfunde dahin.
Stolz über meine erbrachte Leistung betrachtete ich mich
im Spiegel. Das neue Abendkleid saß perfekt, aber waren
meine Haare auch in Ordnung? Irgendwie war es so ungewohnt, sie
offen zu tragen. Und heute wollte ich einfach perfekt aussehen.
Benny hat vor mich in ein Restaurant in SimVegas auszuführen...und
wir hatten nicht vor, heute Nacht wiede zu kommen.
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Ich fühlte mich fast wie ein Star, als das Taxi vor dem Falltuer-Building
im Zentrum SimVegas' hielt und Benny die Waagentür öffnete,
um mir hinaus zu helfen. Der rote Teppich führte uns eine
kleine Treppe hinauf und in die opulent ausgestattete Empfangshalle
des Gebäudes, das unteranderem ein Hotel und mehrere Restaurants
beherbergte.
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Benny bestätigte an der Rezeption kurz unsere Buchung bevor
wir mit den fahrstuhl in das Restaurant fuhren, dass sich im dritten
Stock des Falltuer-Buildings befand. Am Ausgang des Fahrstuhls
erwartete uns sofort eine freundliche ältere Dame, die uns
zu unserem Tisch führte. Der Service war ausgezeichnet, denn
gerade als wir uns gesetzt hatten, stand auch schon eine Kellner
an unserem Tisch, der uns die Speisekarten und ein Glas Mineralwasser
brachte.
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Auf sein Anraten hin bestellten wir den Hummer, der einfach nur
fantastisch schmeckte. Überhaupt war die ganze Atmosphäre
unglaublich. Der prasselne Kamin, die Kerzen auf dem Tisch, die
leise Pianomusik. Doch das Schönste war, dass Benny bei mir
saß. Das machte dieses Essen perfekt.
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