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Die Wochen flogen nur so dahin und langsam hatte ich das Gefühl, dass wir drei, Tristan, Roland und ich, es tatsächlich schaffen könnten, aus der "Grünspan Farm" einen erfolgreichen landwirtschaftlichen Betrieb zu machen.
Dieser Meinung war scheinbar auch Bob, den er zog sich mehr und mehr zurück und überließ uns die Leitung des Hofes für die letzte Woche. Und das klappte wirklich gut. Außer natürlich, Roland und Tristan spielten sich mal wieder gegenseitig Streiche, wie etwa, dass Tristan die Leiter zum Scheunenboden versteckte, während Roland oben war. Und wer durfte die Leiter dann suchen, während Tristan sich irgendwo versteckte und kringelich lachte?


Immerhin stellte Roland fest, dass wir auf keinen Fall irgendwelche Tier in der Nähe unseres Hauses halten sollten. Zwar hielt sich der Gestank des Misthaufens in Grenzen, da er dank der Hitze sofort austrocknete, angenehm war der Geruch aber trotzdem nicht. In diesem Punkt konnte ich ihm nur zustimmen.


Und dann war es auch schon so weit. Unsere vier Wochen auf der Lehrfarm waren vorüber. Gefeiert wurde das mit einem großen Feuer, das Bob mitten auf dem Hofplatz entfachte. Gretchen brachte uns Marshmallows, die wir auf Stöckchen aufspießten und in die Flammen hielten.


Na gut, in die Flammen sollte man sie vielleicht nicht direkt halten, denn dann kommen schwarze verkohlte Irgendetwas dabei heraus. Beim zweiten Mal war ich dann auch schlauer und hielt meinen Marshmallow auch nur in die Hitze über den Flammen und verschlang dann die süße, klebrige, weiße Masse.


Und wie es sich gehört, musste natürlich auch um das Feuer herum getanzt werden. Da ich das mit Roland schon bei meiner Party für die Farmervereinigung gemacht hatte, schnappte ich mir dieses Mal Tristan. Ich musste ihm zwar erst die Schritte zeigen, aber er begriff schnell und wir hüpften wie kleine Kinder um das Feuer.


Noch am gleichen Abend holte Albert uns ab. Bob und Gretchen verabschiedeten sich von uns. Insbesondre Gretchen schien sehr betrübt darüber zu sein, dass wir gingen, wobei dies sicherlich Rolands Verdienst war. Bob wünschte uns noch viel Glück für die Zukunft: "Macht genau dort weiter, wo ihr hier aufgehört habt. Was ich euch beibringen konnte, war nur ein kleiner Teil dessen, was ihr noch lernen müsst. Aber immerhin habt ihr jetzt ein Grundwissen, auf das ihr aufbauen könnt. Die Kappes werden euch zur Seite stehen. Und ich hoffe inständig, dass ihr Erfolg haben werdet."

 

 


In den nächsten Tagen kam Albert immer wieder vorbei, um mit mir die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, um mein Land bewirtschaften zu können, so wie die Farmervereinigung es forderte. Dank der Fürsprache der Vereinigung erhielten wir einen günstigen Kredit bei der "Bank für Landwirtschaft" in SimVegas und die Transaktionen konnten bequem über das Internet abgewickelt werden. Roland und Tristan haben mir die Leitung unserer zukünftigen Farm übertragen. Auch wenn wir drei gemeinsam in diesem Haus lebten und sie mich auch unterstützen wollten, es war irgendwie doch mein Haus, mein Land. Und deshalb sollte auch ich die Entscheidungen treffen.


Und dank Alberts Unterstützung fühlte ich mich damit auch ganz wohl. Die erste Anschaffung war ein Geländewagen. Er war nicht mehr der Neuste und deshalb nicht sehr teuer gewesen. Albert meinte, dass wir unbedingt ein Fahrzeug brauchen würden, schon allein aus dem Grund, weil unsere Felder und Weiden einige Kilometer entfernt lagen. Glücklicherweise hatte ich in Warschau meinen Führerschein gemacht. Früh morgens brach ich mit Albert nach Ganado Alegro auf. In dieser Woche fand dort eine Viehauktion statt und ich hatte vor, dort meine weiteren Investitionen zu tätigen.


Und so kamen wir zu unseren Rindern. Es waren nicht viele, mit dem Kredit konnten wir nur eine Herde von 22 Stück kaufen. Es waren keine Milchkühe, sondern Rinder, die für die Schlachtung bestimmt waren. Mit dem restlichen Geld, ließen wir die erworbenen Kühe besamen und wenn wir Glück hatten, würden wir nächstes Jahr 22 gesunde Kälber haben. Die männlichen Tier könnten wir mästen und anschließend verkaufen, die weiblichen dazu nutzen, unsere Herde zu vergrößern. Albert hatte mir versichert, dass sich mit Rindern gutes Geld machen ließ. Ich hoffte, dass er Recht behielt, denn die Tiere brauchten viel Pflege und würden erst in etwa zwei Jahren die ersten Gewinne abwerfen.


Aber so lange konnten wir nicht auf ein Einkommen verzichten. Deshalb schlug Albert vor, dass ich einige der brachliegenden Felder mit Mais bepflanzte. Mais war wenig anspruchsvoll und gedieh gut in diesem Klima. Außerdem konnte er unabhängig von der Jahreszeit angepflanzt werden, auch wenn sich unter den Bauern der Sierra Simlone ein gewisser Anbaurhythmus eingestellt hatte, den ich durchbrach. Die Saat verschlang dann das letzte Bisschen Geld, dass wir noch besaßen, aber wenigsten durften ich Gerdas und Alberts Maschinen kostenlos nutzen und wurde von Albert ausführlich in deren Bedienung eingewiesen. Ich weiß gar nicht, was ich ohne seine Hilfe getan hätte.
Jetzt stand ich auf meinem Feld und betrachtete den aufgelockerten Boden, der mit Bewässerungsgräben durchzogen war, die mithilfe einer Pumpe in der Nacht geflutet wurden. Und als ich mich hinunterbeugte, konnte ich erkennen, wie die ersten zarten Maiskeime sich der wärmenden Sonne entgegenstreckten.


 

 


Unsere Rinder wurden fetter und der Mais wuchs. Also war es endlich mal Zeit sich eine Pause zu gönnen. Also entschloss ich mich, ein kleines Grillfest bei uns im Garten zu geben. Gegenüber von uns wohnte schon seit längerem eine Familie, die ich bis jetzt nur vom Sehen kannte und das wollte ich ändern.


Einer dieser Nachbarn war Dominik. "Ach so ist es richtig. Eine hübsche Frau bringt mir das Essen an den Tisch, so wie es sich gehört", war der erste Kommentar, den er von sich gab, als ich gerade die gegrillten Rippchen servierte.


Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und er grinste nur anzüglich und zuckte mit seiner Augenbraue. Sprachlos ging ich weiter und stellte die restlichen Teller ab. Was war denn das für einer? Hatte der sie noch alle? Der war ja wohl in der Steinzeit stehen geblieben, was seine Einstellung zu Frauen betraf.


Glücklicherweise kamen die anderen schnell an den Tisch, so dass ich mich nicht weiter mit diesem Typen beschäftigen musste. Vielleicht hatte es ja einen Grund, dass ich bis jetzt nichts mit ihm zu tun hatte? Wenigstens stellte sich seine Mutter Glinda als sehr nette Frau heraus. "Mhh, diese Rippchen sind wirklich köstlich", bemerkte Dominik und leckte demonstrativ seine Gabel ab. "Jetzt besteht kein Zweifel mehr daran, dass ich meine zukünftige Frau Dominik Blech gefunden habe. Oxana Brodlowska, willst du mich heiraten?" Tristan verschluckte sich fast an dem Stück Fleisch in seinem Mund und musste kräftig husten.


Und ich starrte ihn an. War...war das ein Scherz? Unsicher schaute ich zu seiner Mutter, die ihn aber genau so überrascht anblickte wie ich. Er hingegen guckte mich erst ganz ernst an und zuckte dann wieder auffordernd mit der Augenbraue. Hilflos sah ich zu Benny hinüber, der mit dieser Situation auch überfordert schien.


"Nicky, du solltest dich schämen", durchbrach Glinda schließlich die Stille. "Wie kannst du unsere Gastgeberin nur so in Verlegenheit bringen. Und das in Gegenwart ihres Freundes." Dann wand sie sich an Benny und mich und ihre Wangen liefen vor Scham rot an. "Ich muss mich für das Benehmen meines Sohnes entschuldigen. Er hat manchmal die Angewohnheit, sich einen Spaß aus der Verlegenheit seiner Mitmenschen zu machen." Dominiks breites Grinsen zeigte dies ganz eindeutig.


Der restliche Abend verlief dann aber doch noch ganz angenehm, auch wenn ich immer wieder das Gefühl hatte, von Dominik beobachtet zu werden. Glinda unterhielt uns mit ein paar netten Geschichten aus ihrer Jugend und nur zu schnell verschwand die Sonne hinter den Bergen. "Ich muss jetzt gehen, Xana", erklärte Benny, als er sich von Tisch erhob und mir einen Kuss auf die Wange hauchte. Das verursachte bei Dominik wieder so ein seltsames, abfälliges Lächeln. Na, dem würde ich es zeigen! Ich schnappte mir Benny und küsste ihn so leidenschaftlich, wie ich es nur konnte. "Wow!", konnte Benny da nur erwidern und taumelte glücklich in Richtung seines Jeeps.


Eigentlich hatte ich gedacht, damit das dämliche Grinsen aus Dominiks Gesicht zu nehmen, aber irgendwie habe ich genau das Gegenteil erreicht, denn jetzt grinste er nur noch breiter. Wütend eilte ich ins Haus und hatte nicht vor, diesen Kerl auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Sollte Tristans sich doch mit ihm auseinandersetzen. Als ich mir sicher war, dass er und seine Mutter unser Grundstück verlassen hatten, ging ich wieder hinaus, um den Tisch abzuräumen. "Da bist du ja, mein zukünftige Frau Blech", erschreckte mich eine Stimme aus dem Schatten. Ich konnte nur das rote Glimmen einer Zigarette sehen, bis Dominik in das Licht der Verandabeleuchtung trat, eine Rauchwolke in den Nachthimmel blies und die Zigarette schließlich im Wüstenboden austrat. "Du nimmst diesen Zigarettenstummel aber gleich mit!", fuhr ich ihn an. "So weit kommt es noch, dass irgend so ein Möchtegern-Casanova meinen Garten zumüllt." Dominik grinste immer noch. "Ich liebe energische Frauen", sagte er und wieder zuckte seine Augenbraue.


Und dann griff er meine Hand. Geistesgegenwärtig riss ich meinen Arm nach hinten und seine feuchten Lippen küssten nur die Luft und glücklicherweise nicht meine Hand. "Ich habe eine Freund", erklärte ich ihm, obwohl er das genau wusste. "Noch", war seine einzige Reaktion. Plötzlich wurde er ganz steif und verbeugte sich vor mir. "Gute Nacht, Fräulein Brodlowska. Und ich entschuldige mich vielmals dafür, falls ich ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe." Dann dreht er sich um schritt davon. Doch dann drehte er sich noch einmal um und schrie in den Nachthimmel: "Und denk schon mal daran, die Hochzeit zu planen, zukünftige Frau Dominik Blech". Lachend lief er zu seinem Haus.

 

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kor. 14.10.2008