Einer der Mitbewohner entdeckt ebenfalls in sich
familiäre Gefühle und adoptiert ohne das Wissen Eures Singles
ein Kleinkind.
Der eigene Nachwuchs hat es mittlerweile auch
zum Kleinkind gebracht und nun herrscht doppelter Stress in Erziehungsfragen.
Nun ist es an Euch zu entscheiden, welchem Kind
Ihr alle Aufmerksamkeit und Zuwendung geben wollt. Wie immer Ihr Euch
auch entscheidet, das andere Kind erfährt das genaue Gegenteil, so
dass es einen schlechten Start in die Kindheit hat.
Nach Wunsch darf ein Kindermädchen eingestellt
werden.
Bei den Spielzeugen beschränkt Euch bitte
nur auf das Wackel-Kaninchen (für jedes Kind einen, wenn gewünscht),
mit dem die Kinder Charisma lernen können. Das Puppenhaus und die
Spielzeugkiste sind auch ok.
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Ein lautes Schreien riss mich aus meinen Träumen. Es dauerte
einige Sekunden bis ich realisierte, dass ich in meinem Bett und
nicht am Strand einer karibischen Insel lag und Kinga diesen ohrenbetäubenden
Lärm von sich gab. "Wie spät ist es", fragte
Dominik noch immer im Halbschlaf. Ich drehte mich zur Seite und
schaute auf die grüne Digitalanzeige meines Weckers. "Es
ist halb fünf." Dominik entfuhr ein tiefer Seufzer.
"Kann dieses Kind denn nicht eine Nacht durchschlafen? In
zwei Stunden hätte ich eh aufstehen müssen. Hätte
sie nicht warten können?"
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Diese Woche war er dran mit dem nächtlichen Aufstehen und
er wollte auch schon raus aus dem Bett, als ich ihn zurückhielt.
"Bleib ruhig liegen, ich sehe schon nach unserer Tochter.
Ich müsste ohnehin in einer halben Stunde aufstehen und raus
auf die Weide fahren. Da lohnt es sich fast nicht mehr, noch einmal
einzuschlafen." Und schon war ich unter den Federn hervorgekrochen
und bereit mich um den Schreihals im Nebenzimmer zu kümmern.
"Ich liebe dich, Oxana", murmelte Dominik und schlief
sofort wieder ein.
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Bei seinen Worten verkrampften sich unweigerlich meine Finger,
die die Bettdecke glattstrichen. Auch nach all den Monaten war
es nicht einfacher geworden zu hören, dass er mich liebte.
Kinga hörte sofort auf zu schreien, als ich an ihr Bettchen
trat und sie heraushob. Ein markanter Geruch verriet mir sofort
wo der Schuh drückte. Ich konnte nur hoffen, dass sie gleich
noch einmal einschlief, wenn ich ihre Windeln gewechselt hatte.
Zumindest bis zum Sonnenaufgang.
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Als ich einige Stunden später wieder von der Weide zurückkam,
war Dominik schon auf der Arbeit. Ein Blick in Kingas Kinderzimmer
verriet mir, dass die Kleine immer noch schlief. Roland hatte
heute seinen freien Tag und passte auf sie auf, solange ich nicht
da war, aber scheinbar war er heute nicht einmal nötig gewesen.
Da ich endlich etwas Zeit für mich hatte, entledigte ich
mich meiner Arbeitskleidung und sprang unter die Dusche. Als der
Dreck abgewaschen war, setzte ich einen Kaffee auf und schnappte
mir das Fotoalbum. Meine Großmutter wollte endlich neue
Babyfotos von ihrer ersten Urenkelin sehen.
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Es war unglaublich, wie schnell Kinga groß geworden war.
Erst vor wenigen Monaten war sie ein kleines hilfloses Würmchen
gewesen, bei dem man Angst haben musste, dass sofort etwas abbrechen
könnte, wenn man nur zu fest drückte.
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Und ihr erster Geburtstag war auch schon fast neun Monate her.
Bald würde sie zwei werden. Ich nahm die zwei Fotos aus dem
Album und steckte sie in einen Briefumschlag, in dem auch schon
ein Brief an meine Großeltern lag. Ich schrieb ihnen fast
jeden Monat, schickte den Brief dann aber ohne Absender los. Über
Joanna erfuhr ich dann immer, wie es den beiden ging. Noch immer
wusste niemand aus meiner Familie, wo ich eigentlich war und ich
wollte, dass das auch so blieb. Ich wollte auf keinen Fall riskieren,
dass eines Tages Dad vor meiner Tür stand und mein ganzes
Leben erneut auf den Kopf stellte.
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Das Telefon riss mich aus meinen Gedanken. "Hier bei Blech,
Brodlowska, Linse und Reichardt", meldete ich mich mit der
inzwischen doch sehr lang gewordenen Ansage. Am anderen Ende der
Leitung antwortete eine Frau: "Hier ist das Jugend- und Familienamt
von Simtropolis. Wohnt ein gewisser Herr Roland Reichardt bei
ihnen?"
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"Roland, Telefon für dich!", schrie ich durch die
Esszimmertür in Richtung Rolands Zimmer. Roland kam auch
sofort. "Schrei doch nicht so, sonst weckst du noch Kinga",
tadelte er mich und ich zuckte erschrocken zusammen, weil ich
gar nicht daran gedacht hatte. Aber scheinbar war ich noch einmal
davongekommen, denn es blieb ruhig. "Irgendwer von Jugendamt
aus Simtropolis", gab ich den Hörer weiter und zuckte
mit den Schultern. "Roland Reichardt am Apparat, mit wem
spreche ich?" Ich hörte gar nicht weiter zu, sondern
ging in die Küche und bereitete ein paar Pfannkuchen zu.
Ich hatte heute noch gar nichts gegessen.
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Roland war leichenblass, als er sich zu mir an den Tisch setzte.
"Was ist denn passiert", murmelte ich erschrocken, noch
mit der Gabel im Mund. Roland sah wirklich so aus, als ob er gerade
einen Geist gesehen hätte. "Die Frau am Telefon hat
gesagt, ich wäre Vater einer zweijährigen Tochter. Noch
heute Nachmittag würde jemand aus Simtropolis mit dem Kind
hier vorbeikommen."
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"Das ist doch wohl ein schlechter Scherz", platzte ich
heraus. "Wenn du Vater wärst, dann wüsstest du
das doch. Welche Frau würde denn dem Kindsvater so etwas
Wichtiges vorenthalten?" Noch während ich sprach, wurde
mir klar, was für einen Blödsinn ich da gerade von mir
gab. Ich selbst war solch eine Frau. Und würde Albert jemals
von seinem Kind erfahren, dann wäre er genauso fertig, wie
Roland es gerad war. Glücklicherweise bemerkte Roland mein
Stocken nicht. "Hast du denn eine Ahnung, wer die Mutter
des Kindes sein könnte?", fragte ich vorsichtig nach.
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Roland zuckte hilflos mit den Schultern. "Rein theoretisch
gebe es da schon die ein oder andere Frau, die in Frage käme".
Rolands Antwort überraschte mich etwas. Ich hatte nie mitbekommen,
dass es da irgendwelche Frauen gab. Außer bei einem Mal!
Und ich sah in Rolands Augen, dass er an genau dieses eine Mal
dachte. "Glaubst du etwa, "sie" ist es?".
Roland seufzte schwer. "Ich hab mit ihr geschlafen. Und sie
ist die einzige Frau in Simtropolis, die ich kenne."
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Roland konnte kaum einen Moment ruhig sitzen bleiben. Ständig
ging er von Zimmer zu Zimmer, setzte sich mal auf den einen, dann
auf einen anderen Sessel, begann eine Zeitschrift zu lesen, nur
um sie im nächsten Moment wieder beiseite zu legen. Und mit
seiner Nervosität steckte er mich nur an, sodass ich mich
genauso wie er verhielt und selbst keine ruhige Minute fand. Unsere
Blicke wanderten immer wieder zur Straße und bei jedem vorbeifahrenden
Auto sprang Roland auf, nur um zu beobachten, wie der Waagen einfach
an unserem Haus vorbeifuhr. Die Minuten vergingen wie Stunden.
Und dann geschah es doch. Ein hellblauer Kombi hielt an der Straße
und eine Frau im schwarzen Kostüm und streng zusammengebundenen
Haaren stieg aus dem Wagen. Und auf der Rückbank des Autos
konnten wir beide ein kleines Kind erkennen.
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Roland stürmte sofort auf die Frau zu, die offenbar für
das Jugendamt von Simtropolis arbeitete. "Sie sind dann wohl
Herr Roland Reichardt?", begrüßte sie ihm kurzangebunden
mit dem Kind auf dem Arm, das seinen Vater mit weit aufgerissenen
Augen anstarrte. Roland nickte nur. "Dann ist das hier ihre
Tochter Constance". Und damit legte sie das Kind in Roland
Arme. "Die Polizei brachte uns das Kind vor wenigen Tagen,
nach der Stürmung eines Bordells in Simtropolis. Die Mutter
des Kindes scheint dort wohl angestellt gewesen zu sein."
Bei diesen Worten musterte sie Roland abfällig. "Wie
dem auch sei, von der Mutter fehlt jede Spur und in der Geburtsurkunde,
die wir fanden, sind sie als Vater eingetragen. Für weitere
Fragen wenden Sie sich bitte an das Jugendamt der Sierra Simlone."
Und mit diesen Worten drehte sie sich um ging zu ihrem Wagen.
Wortlos beobachtete Roland, wie es in der Ferne verschwand.
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Roland blieb wie angewurzelt im Garten stehen und regte sich kein
bisschen. Besorgt ging ich auf ihn zu. Sein Blick schaute einfach
nur ins Leere. Er schien nicht einmal zu bemerken, dass das Kind
auf seinem Arm anfing zu schreien. "Roland, alles okay mit
dir?", fragte ich vorsichtig nach. Eigentlich sah ich, dass
dem nicht so war, aber ich wusste nicht, wie ich ihn sonst aus
seiner Teilnahmslosigkeit reißen sollte.
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"Sie musste im Bordell arbeiten." Roland sprach so leise,
dass ich ihn kaum verstehen konnte. "Kannst du dir das vorstellen?
Wie weit unten muss Letizia gewesen sein, dass sie keinen anderen
Ausweg sah? Ich hätte ihr doch geholfen! Aber ich wusste
es nicht, Oxana. Ich wusste wirklich nichts von dem Kind."
Ich dachte, Roland würde jeden Moment in Tränen ausbrechen.
Ich konnte deutlich erkennen, welche Vorwürfe er sich gerade
machte. Ich hatte Letizia nie gemocht, aber solch ein Schicksal
wünschte ich nicht einmal ihr.
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Ich nahm ihm das kleine Mädchen ab und trug es ins Haus.
Roland folgte mir, wobei er sich die ganze Zeit selbst Vorwürfe
machte. Constanze hatte aufgehört zu weinen, ihre Augen waren
aber so weit aufgerissen, dass ich jeden Moment mit einer weiteren
Heulattacke rechnete. Ich konnte die Kleine natürlich verstehen.
Sie war seit Tagen von ihrer Mutter getrennt und wurde sicherlich
von einem Ort zum nächsten gebracht, ohne auch nur die Chance
zu haben, sich an irgendwen zu gewöhnen. Glücklicherweise
beruhigte Constanze sich schnell wieder und zeigte reges Interesse
an einer von Kingas Puppen, die im Wohnzimmer herumlag und so
hatten Roland und ich ein paar ruhige Minuten. "Ich bin Vater",
sagte er ungläubig, als ob er erst jetzt zu realisieren begann.
Danach schwiegen wir erneut und betrachteten das kleine Mädchen
auf dem Boden, das die gleichen roten Augen und die gleiche seltsame
aschgraue Haut aufwies, die wir nur all zugut kannten.
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Dominik war der Erste, der Rolands Tochter entdeckte. "Komm
und verwöhn deinen Mann", forderte er mich grinsend
auf, als er kurz vor Abend aus der Arbeit erschien. Doch dann
sah er das Kleinkind auf dem Teppich sitzen, das aufgeregt mit
der Puppe spielte. "Oh Gott, was ist denn das für ein
hässlicher, glatzköpfiger Gnom?" Er konnte sich
nicht einmal zurückhalten und begann laut zu lachen. Trotzdem
beugte er sich zu der Kleinen herunter und lächelte sie an,
woraufhin Constanze ihre Puppe zur Seite legte und den unbekannten
Mann, mit ihren roten Augen anstarrte. "Oh, Mann, die Eltern
dieses Kindes tun mir echt leid. So etwas Hässliches hab
ich in meinem Leben noch nie gesehen. Wo hab ihr zwei bloß
dieses Ding aufgetrieben?" Mein gesamtes Blut wich aus meinem
Gesicht, als ich Dominiks Worte hörte und ich wünschte
mir, auf der Stelle vom Sofa verschluckt zu werden. Stattdessen
beobachtete ich entsetzt, wie sich Rolands Gesicht gefährlich
rötete.
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Noch bevor ich reagieren konnte, erhob Roland sich und starte
Dominik finster an. "Dieser 'hässliche Gnom' ist meine
Tochter!" Seine Stimme bebte vor Zorn, doch irgendwie schien
Dominik das zu entgehen. Oder es kümmerte ihn einfach nicht.
"Ach, Reichardt, das hätte ich mir eigentlich denken
können. Solch eine Grausamkeit der Natur kann nur mit dir
verwandt sein." Dominik konnte sich kaum noch zurückhalten,
um nicht in offenes Gelächter auszubrechen, doch der Anblick
von Constance war einfach zu viel. "Ich will gar nicht erst
wissen, wie die Mutter ausgesehen hat", prustete er los.
"Du musst entweder blind oder total verzweifelt gewesen sein,
wobei ich bei dir eher auf letzteres tippe."
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