Aufgabe 22
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Von diesem Tag an, treffen sie sich immer wieder. Meist reden sie miteinander. Da weder Arne die Personen aus Dareks Schilderungen kennt, noch umgekehrt, ermöglicht es beiden, die Geschichten des anderen unvoreingenommen aufzunehmen. Darek muss in dieser kurzen Zeit feststellen, dass er mit Arne über alles reden kann, viel besser, als er es mit seinen besten Freunden kann. Doch Reden ist nicht alles. Oft albern sie herum und vergessen die Welt um sich herum.


Und ohne dass sie etwas dagegen unternehmen können, werden ihre Gefühle immer stärker. "Ich bin so froh, dass das Flugzeug diese Verspätung hatte", gesteht Arne eines Abends. "Sonst hätte ich dich nie kennengelernt und das wäre wahrhaftig ein Verlust für mein Leben." Dareks Wangen röten sich vor Verlegenheit, aber er sieht Arne liebevoll an und hält dessen Hand an sein wild schlagendes Herz. "Ich sehe das genauso. Ich bin so glücklich, dass du in mein Leben getreten bist."


Hand in Hand schlendern die beiden zu einem der Whirlpools. Außer ihnen ist keiner mehr da und das heiße Wasser dampft in den Nachthimmel hinauf. Sanft massiert Darek Arnes Schultern und hat dabei die Gelegenheit, seine weiche Haut zu berühren, seine Muskeln abzutasten.


Arne entgeht diese Erkundung seines Körpers keineswegs und er genießt sie in vollen Zügen. Und auch er will den Körper seines neuen Freundes spüren, ihn berühren. Er beginnt bei Dareks Handrücken und gleitet mit seinen Fingern an Dareks Arm entlang bis zu dessen Brust.


Und dann hebt er Dareks Kinn und küsste ihn. Zunächst nur oberflächlich auf die Lippen, doch dann immer leidenschaftlicher. Und Darek lässt sich fallen. Er erwidert den Kuss mit aller Leidenschaft, entlässt darin alle die unterdrückten Emotionen der letzten Wochen und Monate. Und die beiden wären noch viel weiter gegangen, hätte ein lautes Räuspern und eine saure Miene des Poolbetreibers sie nicht daran gehindert.

 

 


Es entgeht Lex derweil keineswegs, dass Darek sich immer öfters mit Arne trifft. Und als er die beiden dann knutschend vor seiner Wohnung entdeckt, kann er den Grund dieser Treffen erahnen.


"Wer war das gerade mit dir auf der Straße?", stellt Lex Darek zur Rede, als er die Wohnung betritt. Darek ist über Lex barschen Tonfall verwundert, doch er antwortet ihm. "Das war Arne, ich hab dir doch von ihm erzählt." Er sieht Lex verwundert an. "Was ist denn los mit dir? So kenn ich dich gar nicht."


Und plötzlich wird es ihm klar. "Oh, Lex!" Beide schweigen sich an und Darek versucht verzweifelt jetzt das Richtige zu sagen. "Ich glaub es ist besser, wenn ich wieder ausziehe. Du machst dir falsche Hoffnungen, Lex. Wir beide können niemals zusammenkommen."


"Warum nicht Darek?", fragt Lex mit trauriger Stimme."Ich liebe dich doch." "Ich weiß, Lex. Und ich liebe einen anderen." "Arne?!", fragt Lex lauter als gewollt, doch Darek bleibt ganz ruhig. "Nein", ist seine einzige Antwort und nun versteht Lex endlich und der Rest Hoffnung verschwindet aus seinem Blick. "Ich werde ihn immer lieben, Lex", beginnt Darek zu erklären. "Ich werde mein Leben lang hoffen, dass er sich ändert. Wäre das fair dir gegenüber? Ich könnte dich niemals so sehr lieben, wie du mich liebst. Und ich mag dich viel zu sehr, um dir das anzutun."


"Sag mir, dass du mich nicht liebst!", startet Lex einen letzten Versuch. Darek zögert eine Sekunde, aber seiner Antwort fehlt es nicht an Entschlossenheit. "Das...das kann ich nicht. Aber ich würde dich sofort verlassen, wenn Arek auch nur einen Hauch von Besserung zeigt. Und das will ich dir nicht zumuten. Lass uns Freunde bleiben. Mehr kann ich dir nicht anbieten."


"Und du weißt, dass mir das niemals genügen wird", stellt Lex traurig fest. Darauf kann Darek nichts entgegnen. Er dreht sich langsam von Lex weg und betritt das Schlafzimmer, um seine Sachen zusammenzupacken und Lex' Wohnung zu verlassen.

 

 


Dareks Auszug macht mir mehr zu schaffen, als ich es für möglich gehalten habe. Der Alkohol hilft mir zwar ihn zu vergessen, doch das hält nie lange an. Außerdem kann ich es mir nicht leisten, ständig so viel zu trinken, dass ich nicht mehr an ihn denken muss. Schließlich hab ich eine Arbeit. Wobei, allein wenn ich daran denke, möchte ich am liebsten gleich wieder zur Flasche greifen.


Und dann ist da noch die Sache mit Lex. Wie konnte er mir das antun? Und als er eines Tages vor der Tür steht, um Orion zu besuchen, sehe, ich meine Chance, es ihm heimzuzahlen. Vor seinen Augen küsse ich Abraham, einen flüchtigen Bekannten aus einem Club, der gerade zufällig an unserem Haus vorschlendert.


Es war allein als Rache für Dareks Hintergehen gedacht, doch Abraham hat keineswegs etwas dagegen, die kleine Vorführung in meinem Schlafzimmer fortzusetzen.


Und so kommt es, dass Abraham ein häufigerer Gast in meinem Bett wird. Es ist nicht so, dass er mir etwas bedeuten würde, aber er sorgt dafür, dass ich befriedigt bin. Und er lenkt mich von meiner Einsamkeit ab.

 

 



Darek hat kein Problem nach dem Auszug bei Lex, irgendwo unterzukommen. Arne ist sogar richtig froh, als Darek vor seiner Tür steht und fragt, ob er wohl eine Weile bei ihm wohnen könne. Die beiden verbringen ohnehin ihre gesamte Freizeit miteinander.


Der Start im neuen Haus verläuft dann aber nicht wie geplant. Darek möchte eine Art Einzugsessen kochen, als plötzlich der Herd in Flammen aufgeht. Es ist halt schon eine Umstellung, wenn man sonst nur Elektroherde gewöhnt ist und man plötzlich mit Gas kochen soll.


Das Feuer ist zwar nicht schlimm, erschreckt hat es Darek trotzdem. Und da ist er umso glücklicher, dass er diese Nacht nicht alleine verbringen muss. Anders als Lex, hat Arne sogar ein zweites Bett, aber Darek würde nicht einmal daran denken, dort zu schlafen. Und in dieser Nacht merkt er deutlich, wie sehr er es vermisst hat, das gleichmäßige Atmen und die warme Haut einer anderen Person an seiner Seite.


Und noch etwas ganz anderes hat Darek vermisst.

 

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kor. 10.02.2011