Aufgabe 22
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22. Umzug!


Sorge dafür, daß der Partner Deines Ex-Singles fremdgeht. Außerdem sollte im Laufe dieser Woche ein Umzug der Single-Familie oder zumindest ein größerer Umbau des Hauses (bei dem dann auch endlich die Grundmauern nicht mehr stehenbleiben müssen) stattfinden. Irgendwann dazwischen sollten die beiden "neuen Lebensteilabschnittsgefährten" auch im gleichen Haus wohnen. Wo und wie das Ganze passiert, bleibt Dir selbst überlassen. Einzige Bedingung ist, daß durch das eventuelle Einziehenlassen eines Lovers nicht mehr als 20.000$ in die Haushaltskasse eingebracht werden.


Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich hastig meinen Namen auch das Papier schreibe. Arkadiusz Brodlowski. Ich lege den Stift beiseite und gebe Lex die Dokumente, der sich kurz vergewissert, dass alles seine Richtigkeit hat.


Lex unterschreibt selber noch einmal alle drei Ausführungen und reicht sowohl Darek, als auch mir jeweils eine davon. "Ich werde die Papiere noch heute einreichen. Heute in einem Jahr sind Sie nicht mehr verheiratet. Ich denke, dann sind wir führ heute fertig miteinander."


Im Raum herrscht einen Moment lang eine unangenehme Stille, bis Darek plötzlich aufsteht. "Auf Wiedersehen, Lex", verabschiedet er sich knapp und geht zur Tür. "Auf Wiedersehen, Dariusz. Arkadiusz." Dann ist es jetzt wohl Zeit zu gehen. Ich stopfe die Papiere in die Tasche meines Sakkos und folge Darek. Dabei werde ich aber das Gefühl nicht los, das Lex mir ziemlich finster hinterher sieht.


Ich bin schon auf dem Weg zur Telefonzelle um ein Taxi zu bestellen, als Lex noch einmal aus seinem Büro kommt und nach Darek ruft. "Dariusz, warte, ich möchte dich etwas fragen." Darek dreht sich um und schaut Lex fragend an. "Jetzt, wo du und Arkadiusz praktisch geschieden seid, wo willst du dann wohnen? Oder zieht Arkadiusz etwa aus?"


Bei dieser Frage gerät Darek ins Stocken. "Ich...hm, darüber habe ich mir noch gar keine wirklichen Gedanken gemacht", gesteht er schließlich. Lex lächelt ihm aufmunternd zu. "Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst. Meine Wohnung ist groß genug für uns beide. Komm einfach vorbei, wenn du es möchtest." "Danke, Lex", ist Dareks einzige Antwort und er verlässt mit einem müden Lächeln die Kanzlei.


Als Darek endlich die Kanzlei verlässt, sitze ich bereits im wartenden Taxi. Anstatt sich zu mir auf die Rückbank zu setzen, nimmt er auf dem Beifahrersitz Platz. "Zur Simlane 10", weist er den Fahrer kurz an und der Wagen fährt los. Während der Fahrt hab ich keine Möglichkeit ihm ins Gesicht zu schauen. Kann es sein, dass ich ihn so sehr verletzt habe? Ich grüble weiter vor mich hin, als mein Blick auf eine Bar auf der anderen Straßenseite fällt. "Können sie mich bitte schon hier raus lasen?", frage ich den Fahrer und das Taxi kommt in der nächsten Haltebucht zum Stehen.


Die Bar ist zwar nicht das, was ich sonst gewohnt bin, aber ich brauche jetzt einen Schluck. Allerdings ist in diesem Laden absolut tote Hose. Nicht einmal eine Bedienung lässt sich blicken. Ich werde langsam ungeduldig und bin schon fast dran zu gehen, als doch noch eine junge Frau vorbeischaut. "Bedienen sie sich ruhig schon mal selbst, ich komme gleich zu ihnen."


Das ist ja eine komische Art seine Kunden zu bedienen. Aber ich mache mich doch auf dem Weg zur Theke und durchforste den Alkoholbestand. Dieses Selber-Bedienen hat durchaus so seine Vorteile. Auf diese Weise hat man das Angebot viel besser im Überblick. Aber ich bleibe doch bei meinem Klassiker. Ein Glas Wodka pur.


Natürlich nur für den Anfang. Es tut gut zu trinken, dann muss ich nicht ständig an Darek denken. Ich kann es nicht glauben, dass er mich wirklich verlässt. Ich kann mir nicht vorstellen wie es sein wird ohne ihn. Und an allem ist nur Oxana Schuld! Wütend kippe ich den Rest des Glasinhalts in mich hinein und greife zur nächsten Flasche. Diesmal einen Whisky.

 

 


Darek fährt derweil direkt zu unserem Haus. Joanna wartet bereits auf ihn. "Alles in Ordnung, Paps?", fragt sie ihn vorsichtig. "Habt...habt ihr die Scheidungspapiere unterschrieben?" Darek nickt zur Bestätigung. "Und wie soll es jetzt weitergehen, mit Dad und dir? Werdet ihr beide hier wohnen bleiben?"


"Ich denke nicht", antwortet Darek etwas zögerlich. "Ich werde nach Warschau fliegen und…" "Du willst zurück nach Polen", unterbricht Joanna ihn entsetzt. "Aber was wird denn aus Orion und mir? Du kannst uns doch nicht einfach verlassen."


Darek hebt beschwichtigend die Hände. "Nein, keine Angst, ich lasse euch beide nicht allein. Es reicht, dass ich ein Kind verloren habe." Den letzten Satz murmelt er so leise vor sich her, dass Joanna ihn nicht richtig verstehen kann. "Ich will einfach nur meine Eltern wiedersehen und mir über einiges klar werden. Das ist alles. Ich komme wieder. Versprochen."


Darek lächelt Joanna zu. Es ist ein trauriges Lächeln, aber es tröstet sie. Doch plötzlich verzieht sich sein Gesicht vor Schmerz und er krümmt sich zusammen. "Dad was ist los!?", ruft Joanna erschrocken. "Nichts", antwortet Darek schließlich und richtet sich wieder auf. "Der Stress der letzten Tage hat mir einfach auf den Magen geschlagen. Das wird schon wieder vorbeigehen, wenn die Dinge alle etwas klarer sind. Mach dir keine Sorgen."


Joanna sieht im trotzdem besorgt hinterher, als Darek sich zum Telefon begibt. Es dauert nur wenige Sekunden, bis die Verbindung nach Warschau aufgebaut ist und sich eine junge Frau meldet. "Hier ist Darek", spricht er mit heiserer Stimme in den Hörer, da er die Sprecherin sofort erkannt hat. Die einsetzende Stille erscheint ihm wie eine Ewigkeit. Plötzlich hört er, wie der Hörer zur Seite gelegt wird und sich jemand vom Telefon entfernt und gleich darauf jemand wiederkommt und den Hörer abnimmt. "Darek? Kind, hier ist Mama. Schön, dass du anrufst."

 

 


Darek hat einfach schnell seine Sachen zusammengepackt und bereits wenige Stunden später landet er in Warschau. "Stasia, hör mit dem Geschirrspülen auf, dein Sohn ist endlich hier", meckert sein Vater liebevoll seine Frau an, als er mit Darek, den er soeben vom Flughafen abgeholt hat, die Wohnung betritt.


"Komm her Junge und gib deiner alten Mutter einen Kuss!", begrüßt Stanislawa Darek überglücklich und Darek hat keinerlei Scheu ihr diesen Wunsch zu erfüllen. "Es ist schön euch beide wieder zu sehen. In der Stadt hat sich aber nicht viel getan. Immer noch dasselbe Elend wie vor zwanzig Jahren."


"Ja, so ist das halt. Zur Zeit der Kommune war es schlecht, jetzt ist es auch nicht besser." Dann mustert sie ihren Sohn erst einmal gründlich. "Du siehst aber auch nicht gerade blendend aus, Junge. So blass und dünn. Gibt es bei euch in der SimNation nichts zu essen? Ich werde dir gleich einmal was Vernünftiges kochen."


Darek weiß, dass es sinnlos ist, seiner Mutter jetzt zu widersprechen, also überlässt er ihr die Küche und geht zu seinem Vater ins Wohnzimmer. "Es sieht immer noch alles so aus, wie vor meinem...ähm, Aufenthalt im Gefängnis. Sogar mein Bett steht noch an seinem Platz", bemerkt Darek, als er sich in dem Zimmer genauer umsieht. "Oxana schläft jetzt darin", erklärt Piotr.


"Ist sie hier?", fragt Darek vorsichtig. Doch Piotr schüttelt nur mit dem Kopf. "Nein, als sie erfahren hat, dass du herkommst, hat sie ein paar Sachen gepackt und ist zu einer Freundin gefahren. Sie kann es nicht ertragen, dich zu sehen. Der Schmerz sitzt zu tief. Du hast sie schließlich aus dem Haus geworfen." Obwohl Piotrs Stimme nicht verurteilend klingt, fühlt Darek sich auf einmal sehr schuldig, insbesondere vor dem Hintergrund, dass er sich nun von mir scheiden lässt.

 

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kor. 10.02.2011