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Darek verbringt noch ein paar weitere Tage in Warschau, doch dann
ist es an der Zeit, zurück nach SimCity zu kommen. Am Flughafen
ist das Gepäck schnell aufgegeben und auch die Sicherheitskontrolle
verläuft ereignislos. Seltsamerweise, denn sonst piept immer
irgendetwas. Wenn nicht die Gürtelschnalle, dann der Knopf
an der Jeans.
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Dieses Glück hätte Darek ahnen lassen sollen, dass gleich
noch irgendetwas passiert. Und wenige Minuten später, während
Darek gedankenverloren die landenden und startenden Flugzeuge
auf der Landebahn beobachte, ertönt ein Lautsprecher: "Achtung,
Achtung, eine Durchsage. Der Flug SNA5237 von Warschau nach SimCity
verspätet sich voraussichtlich um eine Stunde. Ich wiederhole,
der..."
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Dann heißt es wohl warten. Langsam wird es draußen
dunkel, aber von der Maschine ist nicht zu sehen und die Lautsprecherdurchsage
kündigt immer wieder nur an, dass die Verspätung sich
noch etwas erweitert. "Kann ich wenigstens noch mal raus,
in den Duty-free-Shop oder ins Café?", fragt Darek
den jungen Mann vom Sicherheitsdienst, doch dieser weist ihn nur
darauf hin, dass er jetzt nicht mehr zurück kann. Das Flugzeug
könne ja jede Minute ankommen.
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Genervt lässt er sich in eins der Sofas fallen, um weiter
auf seinen Abflug zu warten, als ein Mann in einer Uniform der
Polizei von SimCity zu ihm tritt. "Du hast es aber eilig,
nach SimCity zu kommen", spöttelt er. "Wartet da
etwa ein kleines Frauchen auf dich?" Er deutet dabei auf
Dareks Hand, an der sein Ehering zu sehen ist.
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"Ich wüsste nicht, was Sie das angeht", erwidert
Darek abweisend und zieht seine Hand aus dem Blickfeld des Mannes.
"Doch der lässt sich nicht so leicht abwimmeln. "Ach
komm schon. Ich will doch nur ein bisschen reden. Was soll ich
denn sonst die ganze Zeit hier machen. Ich bin Arne", meint
er schließlich und streckt Darek seine Hand entgegen.
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"Dariusz", antwortet Darek schließlich und schüttelt
Arnes Hand. "Kenn ich dich von irgendwo?", überlegt
dieser dann. "Du kommst mir so bekannt vor." Darek errötet.
"Kann schon sein", antwortet er schüchtern. "Ich
hab mal in der Fußballliga der SimNation gespielt."
Arne überlegt kurz, schüttelt dann aber mit dem Kopf.
"Oder vielleicht aus "Wirrungen der Begierde"?",
schlägt Darek weiter vor.
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"Slake Dewory! Ich fass es nicht", entgegnet Arne begeistert.
"Das ich dich nicht sofort erkannt habe. Aber wer rechnet
schon damit einen Soapstar zu treffen. Echt klasse die Sendung."
Darek lacht auf und die beiden fangen eine angeregte Unterhaltung
an, bis sie von einer Lautsprecherdurchsage unterbrochen werden.
"An alle Passagiere des Fluges SNA5237. Bitte begeben sie
sich zum Ausgang 14D und halten sie ihre Boardingkarten bereit."
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Darek ist fast schon traurig, als er diese Durchsage hört.
Aber er steht auf und betritt die Gangway zum Flugzeug. Da steht
Arne auch schon wieder hinter ihm. "Ich glaube, wir sitzen
im Flugzeug nebeneinander, sofern ich deine Sitzplatznummer
gerade richtig gelesen habe."
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Arne hat sich nicht vertan und Darek und er können ihre
Unterhaltung um etwa drei weitere Stunden fortsetzen. "Gibst
du mir deine Nummer?", fragt Arne als er mit Darek vor
dem Flughafengebäude des SimCity International Airports
steht. Darek schüttelt langsam mit dem Kopf. "Nein".
Die Enttäuschung steht Arne ins Gesicht geschrieben, aber
Darek hatte noch gar nicht zu Ende gesprochen. "Gib mir
lieber dein. Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich
unter meiner jetzigen Nummer erreichbar bleibe." Und mit
Arnes Nummer in der Hosentasche steigt er in eins der vielen
wartenden Taxis.
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Ich komme gerade von der Arbeit wieder, als ich sehe, dass Darek
wieder da ist. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich froh bin,
ihn wiederzusehen. Ich bekomme noch die letzten Fetzen seines
Telefongesprächs mit, bevor er auflegt. "Du bist wieder
zurück", begrüße ich ihn. Darek dreht sich
um und schaut mich traurig an. "Ich werde aber nicht lange
bleiben", erwidert er. "Ich denke es ist besser für
uns alle, wenn einer von uns beiden das Haus verlässt. Also
gehe ich."
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"Ich werde zu Lex ziehen", erklärt Darek ruhig.
"Zu Lex?", frage ich verwirrt. "Ja, zu Lex",
antwortet Darek. "Er hat es mir angeboten. Wir sind befreundet."
Langsam beginne ich zu verstehen. "Ach, "befreundet"
nennst du so etwas", fahre ich ihn an. "Arek, wir sind
wirklich nur befreundet", versucht Darek sich herauszureden,
doch damit hat er bei mir keine Chancen. "Ist schon alles
klar. Geh ruhig zu deinem Lex. Jetzt verstehe ich, warum er es
so eilig mit dem Scheidungstermin hatte."
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Und dann rückt Darek tatsächlich mit der Wahrheit raus.
"Weißt du was, Arek?! Du hast vollkommen recht!",
schnauzt er mich an. "Ich schlafe Mit Lex. Jedes Mal wenn
du mal wieder besoffen irgendwo abhängst, lasse ich es mir
so richtig von ihm besorgen. Das kannst du mir ja wohl nicht verübeln?!"
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Und dann schnappt er sich eine Tasche, die neben der Tür
gestanden hat, und geht ohne ein weiteres Wort weg. Soll er
doch! Auch ihn kann ich getrost verzichten. Schläft einfach
mit Lex! Und ich bezahl diesem W***** auch noch Geld dafür,
dass er meinen Mann flachlegt. Ab jetzt verschwende ich keinen
Gedanken mehr an dich, Darek. Du kannst mir gestohlen bleiben.
Und um meine Wut etwas zu mildern, nehme ich einen tiefen Schluck
von meinem guten Freund Wodka.
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Lex ist überglücklich, als er Darek vor seiner Tür
stehen sieht. "Fühl dich hier wie zu Hause", begrüßt
er ihn. Und Darek ist froh, nicht mehr mit mir unter einem Dach
zu leben. "Nochmals danke, Lex, dass ich bei dir wohnen kann."
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Lex Wohnung ist zwar groß, auf zwei Bewohner ist sie aber
nicht ausgerichtet. Da nur ein Bett vorhanden ist, bietet Lex
dieses Darek an, schließlich ist er Gast hier. Doch Darek
lehnt dankend ab und macht es sich auf dem Sofa bequem. "Eigentlich
muss doch keiner von uns beiden auf dem Sofa schlafen", startet
Lex einen weiteren Versuch. "Mein Bett ist breit genug für
uns beide." Er sieht Darek auffordernd an und grinst dabei
verstohlen. Doch das Grinsen verschwindet schnell wieder, als
Darek ihn zurückweist und er trottet enttäuscht in sein
Schlafzimmer.
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Auch wenn die Situation am gestrigen Abend etwas unangenehm für
alle Beteiligten war, bereut Darek es nicht, ausgezogen zu sein.
Er ist gern mit Lex zusammen. Und die Kinder kann er auch sehen,
wann immer er will, schließlich liegt unser Haus nur ein
paar Straßen weiter. Er hat endlich Ruhe, muss nicht ständig
damit rechnen mir zu begegnen, kann sich voll darauf konzentrieren,
die Drehbücher auswendig zu lernen. Könnte er zumindest.
Aber seine Gedanken schweifen doch immer wieder zu einer bestimmten
Person ab.
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Er hadert lange mit sich selbst, doch nach ein paar Tagen, hält
er es nicht mehr aus und holt den Zettel mit Arnes Nummer hervor,
den er sorgfältig in seiner Brieftasche verwahrt hat. "Hoffentlich,
hat er mich nicht nur verarscht und irgendeine Nummer aufgeschrieben",
schießt es Darek durch den Kopf, als er die Tasten des Telefons
drückt.
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Es erscheint ihm, als ob das Freizeichen gar nicht aufhören
wolle zu tuten. Und schließlich vernimmt er Arnes angenehme
Stimme. "Ich hatte schon befürchtet, du meldest dich
nicht mehr." Die beiden machen ein Treffen für den heutigen
Abend aus und Darek ist aufgeregt, wie ein kleiner Teenager und
steht stundenlang vor dem Spiegel und prüft zum zehnten Mal,
ob die Strähnen seines Ponys auch ordentlich fallen.
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Als Darek aus dem Taxi steigt, wartet Arne schon auf ihn. "Na,
dein Frauchen scheint dich wohl doch nicht so glücklich zu
machen", begrüßt er Darek mit einem breiten Grinsen.
Und Darek kann nicht anders, als zurück zu grinsen. "Das
wusstest du doch schon, als ich deine Nummer wollte."
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Die beiden suchen sich ein ruhiges Plätzchen im Stadtpark
und genießen diese herrliche sternenklare Sommernacht. Schließlich
beginnt Darek von seinen "Frauchen" zu erzählen
und schildert ihm seine jetzige Situation. Und Arne hört
ihm einfach zu. Und dann ist er an der Reihe Darek sein Herz auszuschütten,
denn auch er hat in seinem Leben einiges durchgemacht.
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