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Benny verließ gerade wieder die Toilette, als ein Typ sich
vor in drängte. "Ach nee, wen haben wir denn hier?",
fragte er hämisch. "Benjamin unser Dorfpinocchio! Du
solltest zurück in den Kuhstahl verschwinden, aus dem du
gekrochen bist und nicht so ein hübsches Ding wie die Kleine
an der Bar da belästigen!"
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Benjamin wollte etwas erwidern, aber Kasimirs finsterer Blick
schüchterte ihn vollkommen ein. "Du wirst jetzt auf
der Stell verschwinden, sonst....." Kasimir ließ die
Drohung unausgesprochen, schlug aber seine geballte Faust in seine
andere Handfläche. "Zisch ab, Kuhjunge, ab hier übernehme
ich." Benjamin wollte nicht gehen, aber er kannte Kasimir
gut genug um sich nicht mit ihm anzulegen und verließ mit
gesenktem Kopf das Lokal.
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Die Minuten verstrichen, aber von Benjamin war nichts zu sehen.
"Wo bleibt er bloß?", fragte ich mich besorgt,
als sich jemand auf den Platz neben mich setzte. "Tut mir
leid, aber hier sitzt schon jemand", erklärte ich dem
gutaussehenden Mann. "Ich weiß", entgegnete er,
"Benjamin lässt sich entschuldigen. Ihm ging es nicht
so gut und ich soll ihn jetzt vertreten."
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Skeptisch schaute ich in die Richtung, in die Benny verschwunden
war, aber von ihm war nichts zu sehen. "Ich heiße Kasimir",
stellte der Typ sich vor, "Und du musst dann Oxana sein.
Wie kommt es, dass eine Schönheit wie du mir bis jetzt nicht
aufgefallen ist?". Ich wusste, dass das eine total plumpe
Anmache war, aber meine Wangen röteten sich trotzdem und
ich senkte verlegen meinen Blick. Kasimirs Charme konnte ich einfach
nicht entfliehen.
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Er bot mir noch einen weiteren Drink an, doch ich lehnte ab. Ohne
Benny wollte ich auch nicht mehr im Club bleiben. Also verabschiedete
ich mich flüchtig und ging die Treppe hinunter. Doch Kasimir
folgte mir. "Willst du wirklich schon gehen?", fragte
er mich in einem solchen Tonfall, dass ich erneut errötete.
Was war bloß los mit mir? "Komm, bleib doch noch bei
mir. Der Abend ist doch noch viel zu jung. Ich bitte dich."
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Wie hätte ich da nein sagen können. Kasimir ließ
uns zu einem Tisch bringen. "Bestell was immer du möchtest",
bot er mir an. "Ich lade dich ein. Du sollst diesen Abend
einfach nur genießen." Und das tat ich dann auch. Kasimir
beobachtete angeregt, wie ich jeden Bissen meines Mandarinentörtchens
sanft mit meinen Lippen umschloss und ein angenehmes Kribbeln
breitete sich in mir aus bei dem Gedanken, von ihm beobachtet
zu werden.
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Dann führte er mich auf die Tanzfläche. Ja, Tanzen war
jetzt gut. Das war mein Element und dann würde ich es endlich
wieder schaffen, einen klareren Kopf zu bekommen. Doch gerade
als ich loslegen wollte, ergriff Kasimir meine Hand und zog mich
ganz nach zu sich heran.
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Die Musik wurde langsamer und wir begannen uns im Kreis zu drehen.
Kasimir schaute mir tief in die Augen und sein Blick wich nicht
eine Sekunde von mir. Ich konnte spüren, wie seine Hände
sanft meinen Rücken streichelten. Und dann rückte er
sein Gesicht noch näher zu meinem und berührte mit seiner
Nasenspitze zärtlich meine. Diese Berührung war einfach
elektrisierend.
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Ich konnte nicht anders, als meinen Kopf auf seine starken Schultern
zu senken. Er roch so gut und in diesem Moment wollte ich ihn
nie wieder los lassen. Und er hielt mich einfach fest und tanzte
mit mir.
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Es wurde spät. Kasimir begleitete mich zu meinem Haus. Er
bestand darauf mich so spät nachts nicht mehr alleine gehen
lassen. Und es war eine wundervolle Nacht. Die Sterne funkelten
und der Mond war das einzige Licht auf dem Weg vom Stadtzentrum
zu meinem grünen Haus. Ich genoss den Spaziergang mit ihm
an meiner Seite.
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Er folgte mir bis zur Veranda. Ich drehte mich zu ihm hin und
verabschiedete mich. Kasimir wirkte plötzlich überrascht
und enttäuscht. Als ich die Tür aufschloss wurde mir
auch bewusst wieso. Er hat mich den ganzen Abend lang umworben
und da will ich ihn einfach so nach Hause schicken. Als drehte
ich mich noch einmal um und ging auf ihn zu. Und ich konnte den
Glanz in seinen Augen sehen, als meine Lippen sich seinen nährten.
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Ich konnte die Leidenschaft in seinem Kuss spüren und es
fiel mir schwer, mich von ihm zu lösen. Doch ich tat es.
"Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder", flüsterte
ich ihm zu, küsste ihn noch einmal flüchtig und verschwand
im Haus. Durch das Fenster konnte ich beobachten, wie er noch
einige Minuten mit verblüfftem Gesichtsausdruck vor meiner
Tür verweilte.
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Als ich am nächsten Tag aus dem Labor kam, erwartete mich
ein wunderschöner Strauß roter Tulpen auf der Veranda.
Die Blumen waren ganz sicher für mich, denn für Roland
würden sie ja wohl kaum bestimmt sein.
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Ich war absolut überrascht und super glücklich. Ich
habe es noch nie erlebt, dass ein Mann mir Blumen nach einer Verabredung
schenkte. Während einer Verabredung schon, aber noch nie
danach. Ich roch an einer der Blüten und atmete den herrlichen
Duft ein und mit dem Strauß in der Hand spazierte ich ins
Haus. "Von wem sind den die Blumen?", fragte Roland,
als er mich hereinkommen sah.
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Das war die Frage, die auch mich interessierte. Aber eigentlich
konnte ich mir denken, von wem sie waren. Ich stellte die Blumen
auf den Küchentisch und suchte nach einer Karte, die ich
auch gleich darauf fand. "Als Dankeschön für den
gestrigen Abend. Kasimir", las ich laut vor und strahlte
über das ganze Gesicht. Dieser Mann war einfach wunderbar.
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"Kasimir? Was für ein Kasimir denn?", fragte Roland
Stirn runzelnd. "Ich dachte, du wärst gestern mit Benny
aus gewesen?". "War ich ja auch, aber Benny musste früh
gehen und dann habe ich Kasimir kennengelernt", begann ich
zu erzählen. "Er ist so ein toller Mann, dass kannst
du dir kaum vorstellen." Ich war so froh, dass ich Roland
endlich von meiner Bekanntschaft vorschwärmen konnte. Darauf
hatte ich schon den ganzen Tag gewartet.
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"Kasimir?!" Roland sah mich mit zusammengekniffenen
Augen an. "Kasimir wer?". "T irgendetwas",
antwortete ich, wobei ich etwas verwirrt über Rolands Reaktion
war. "So ein kräftig gebauter Typ, etwa Mitte zwanzig",
beschrieb ich ihn. "Markantes Gesicht, herrlich blaue Augen
und längeres rotes Haar". "Doch nicht etwa Kasimir
Tellermann?!", platzte es aus Roland heraus. "Oxana,
wie konntest du dich bloß mit diesem Typen einlassen?!"
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Ich wich erschrocken zurück, doch Roland ließ sich
davon nicht zurückschrecken. "Dieser Typ ist doch das
Allerletzte. Seit ich hier in Sierra Simlone Stadt bin, schubsen
er und seine Kumpels mich herum. Ich hab ihm mehr als einen blauen
Fleck zu verdanken. Und ausgerechnet mit ihm lässt du dich
ein? Wie kannst du mir das bloß antun?!"
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"Ich fass es einfach nicht, dass du auf diesen schmierigen
Typen hereinfällst. Der gräbt doch alles an, was nicht
bei drei auf den Bäumen ist. Er macht den Frauen schöne
Augen, vergnügt sich mit ihnen und lässt sie dann fallen
wie eine heiße Kartoffel. Willst du wirklich das nächste
Flittchen auf seiner Liste sein?"
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Das war jetzt aber zu viel. "Flittchen? Niemand nennt mich
so, auch du nicht! Wenn du ein Problem mit Kasimir hast, dann
ist das deine Sache. Und wie hätte ich ahnen können,
dass er dir Schwierigkeiten macht? Hast du jemals mit mir darüber
geredet? Hast Du? Nein, also mach mir jetzt auch keine Vorwürfe!
Kasimir ist zu mir äußerst nett und zuvorkommend gewesen
und ich lass nicht zu, dass du grundlos über ihn herziehst.
Mich wird er nicht fallen lassen wie eine heiße Kartoffel!"
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