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7 Stunden später und 547§ ärmer sehe ich die Skyline
Warschaus aus dem Flugzeugfenster. Der Palast der Wissenschaft
und Kultur ragt stolz in den Himmel empor und wird von weiteren
Wolkenkratzern die in den Himmel ragen gesäumt. Es ist ein
schöner Anblick.
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Es ist bereits dunkel, als ich zu dem Plattenbau komme, in dem
meine Großeltern ihre kleine Wohnung haben. Ich war schon
lange nicht mehr hier gewesen, aber es hat sich nichts verändert.
Immer noch dasselbe heruntergekommene Gebäude, das aber einen
seltsamen Charme versprüht.
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Die Haustür ist offen, aber anders habe ich es auch nicht
erwartet. Das Treppenhaus ist so wie ich es in Erinnerung habe.
Es riecht nach Feuchtigkeit und die Wände sind beschmiert
und an vielen Stellen blättert die Ölfarbe ab. Ich steige
in den Fahrstuhl und fahre in den zehnten Stock. Als ich oben
ankomme, muss ich aber feststellen, dass meine Großeltern
doch nicht hier, sondern ein Stockwerk tiefer wohnen.
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Als ich an der Tür klopfe, höre ich, wie sich jemand
von innen nährt und durch den Türspion schaut. Und plötzlich
wird die Tür aufgerissen und meine Oma kommt zum Vorschein.
Sofort nimmt sie mich in den Arm und küsst mich mehrmals
mitten ins Gesicht. "Mutter Gottes", ruft sie überglücklich
aus und fängt vor Freude an zu weinen, "meine kleine
Oxana ist endlich da!"
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Nachdem sie mich aus ihrer stürmischen Umarmung befreit hat,
wischt Oma sich die Tränen aus dem Gesicht. "Piotr,
wach auf!", schreit sie ins Wohnzimmer hinein. "Oxana
ist gekommen." Ich lächele sie freundlich an und gehe
dann ins Wohnzimmer, wo Opa noch ein wenig verschlafen im Sessel
sitz, und setze mich neben ihn. Und wenige Sekunden später
taucht Oma mit einem Teller mit Keksen auf.
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Und da wird auch Opa endlich richtig wach. "Mädchen,
lass dich anschauen! Du bist ja eine richtige Frau geworden."
Er lacht und nimmt mich in den Arm. "Wir haben uns schon
Sorgen gemacht. Darek hat gesagt, du würdest kommen. Doch
er wusste auch nicht genau wann. Aber jetzt bist du ja hier."
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Und in diesem Moment spüre ich, dass ich mich hier wohl fühle,
bei diesen beiden Menschen, die mich kaum kennen, deren Liebe
ich aber deutlich wahrnehme. "Ich darf doch bei euch bleiben?",
frage ich vorsichtig und schaue zuerst meinen Opa und dann meine
Oma an. Und beide lächeln mich an. "Was für eine
Frage, Oxanka", antwortet meine Oma. "Du kannst so lange
bei uns bleiben, wie du willst. Was sollen wir zwei alten Menschen
denn alleine in dieser großen Wohnung?" Ja, hier bin
ich zu Hause.
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Auch wenn die Reise bis nach Warschau mehr als schmerzlich war,
so hat sie doch etwas Gutes: Ich habe meine Mutter gefunden. Zumindest
hatte ich die Möglichkeit sie kennenzulernen und wenn ich
mir dieses Foto ansehe, dann kommt es mir vor, als ob sie genau
wüsste, wer ich bin.
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Erstveröffentlichung am 06. März
2005 |
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