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Schließlich kam auch Benny. Er entdeckte uns gleich im Whirlpool
und setzte sich direkt zu uns. Ich starte Roland gespannt an,
ob Benny die Veränderung an meinem Körper doch auffallen
würde. Doch scheinbar ging mein Plan auf. Von Benny kam kein
Kommentar und auch an seinen Blicken konnte ich nichts Ungewöhnliches
feststellen. Glück gehabt.
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"Lass uns doch mal rüber ins große Becken gehen
und ein paar Bahnen ziehen", schlug Benny vor, nachdem wir
schon etliche Stunden im Whirlpool verbracht hatten und wollte
auch gerade aufstehen. Doch ich hielt ihn schnell zurück.
"Halt! Hier ist es doch so entspannend. Lass uns lieber im
Whirlpool bleiben. Außerdem sind wir hier doch viel ungestörter".
Mein aufreizender Blick bei diesen Worten scheint ihn wohl überzeugt
zu haben und wir blieben wo wir waren.
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Zum ersten Mal war ich froh, dass Benny nach drei Stunden wieder
gehen musste. Inzwischen war meine Haut schon total verschrumpelt.
Außerdem hatte ich einen Riesendurst. Als ich sicher war,
dass Benny das Freibad verlassen und außer Sichtweite war,
konnte ich endlich aus dem Whirlpool steigen. "Ich muss unbedingt
abnehmen", bemerkte ich zu Roland, nachdem ich meinen Durst
gelöscht hatte. Und ich fing damit an, dass ich ein einfaches
Mineralwasser trank anstelle des köstlichen, zuckersüßen
Eistees.
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Und ein wenig Sport konnte da auch nicht schaden. Und da wir im
Schwimmbad waren, konnte ich auch gleich mit Schwimmen anfangen.
Ich nahm Anlauf und rannte auf das Sprungbrett zu. Ich hatte das
Gefühl, als würde der Boden beben, jedes Mal wenn meine
Füße den Grund berührten. Und dann sprang ich,
so graziös wie es mir in meiner derzeitigen körperlichen
Verfassung möglich war in das Wasser und beglückte die
umstehenden Kinder mit einer herrlichen Wasserfontäne.
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Zwar war ich schon nach den ersten drei Bahnen total aus der Puste,
aber ich musste durchhalten. Ich wollte nicht noch einmal in eine
so peinliche Situation kommen. Und als Roland sich dann zu mir
gesellte, wurde es gleich viel einfacher. Ich zog so lange meine
Runden, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war und der
Bademeister uns aus dem Freibad schmiss.
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Am nächsten Morgen lief ich gleich rüber in den Laden
und kaufte mir die aktuelle Ausgabe der "Julia". Der
Aufhänger der Zeitschrift war "Die große Frühlingsdiät
- Schlank in zwei Wochen". Genau das brauchte ich jetzt.
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Zuhause begann ich sofort den Artikel zu lesen. Allerdings war
es nach "Julia" schon fast ein Verbrechen, dass ich
diese Zeitschrift las, anstatt sich um die Gewichtsreduzierung
zu kümmern. Ab heute musste ich meine Ernährung ändern,
Wasser trinken bis mir schlecht wurde und Sport treiben. Viel
Sport.
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Das einfachste war noch die Essensumstellung. Die Gerichte sollten
möglichst wenige Kalorien enthalten, dabei aber immer noch
ausgewogen sein. Und da bot sich ein leckerer Salat förmlich
an. Roland hatte übrigens zugestimmt mich bei meiner Diät
zu unterstützen und aß deshalb genau dasselbe wie ich.
Das war auch das mindeste, was er tun konnte, schließlich
hatte er mich doch nicht gewarnt, dass ich aufgegangen war wie
ein Hefeteig.
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Und auch beim Sport machte er mit. Ein Fitnessstudio gab es in
Sierra Simlone Stadt noch nicht und meine "Julia" sah
auch keins vor. Stattdessen wurde das Radio angemacht um die Übungen
mit Musikbegleitung durchzugehen.
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Roland machte zwar nicht jede Übung mit, aber er unterstützte
mich dann wenigstens mental indem er mich anfeuerte und mir hilfreiche
Tipps gab. Zumindest waren sie hilfreich gemeint, doch manchmal
hing mir sein besserwisserisches Gehabe zum Hals raus. Sollte
er es doch besser machen!
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Das Dumme war, dass er es dann auch tat. Es war so unfair. Während
ich es kaum schaffte meine überproportionierten Oberschenkel
zu heben und am liebsten erschöpft im Wüstensand aufgegeben
hätte, schienen ihm weder die Sonne noch die Übungen
das Geringste auszumachen.
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Wie gut, dass ich ja auch noch viel trinken sollte. So hatte ich
immer eine gute Ausrede, um eine Pause einzulegen und mich etwas
zu erholen. Währenddessen trainierte Roland einfach weiter.
Seine Kondition wollte ich auch mal haben.
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Zur Entspannung schlug die "Julia" noch ein paar Joga-Übungen
vor. Aber wo bitte blieb da die Entspannung? Ich schaffte es ja
kaum mich so zu verrenken, wie es auf den Bildern gezeigt wurde,
geschweige denn in dieser Position meine innere Ruhe zu finden.
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Auch das Lernen für meinen Job war anstrengend gewesen. Aber
dieses Trainingsprogramm toppte es bei weitem. Beim Lernen konnte
ich mich ja immer wieder mit etwas Süßem belohnen.
Aber jetzt gab es keine Belohnung. Schon nach ein paar Tagen musste
ich feststellen, dass Salat doch nicht so abwechslungsreich war,
wie man annehmen könnte und auch das Vollkornmüsli zum
Frühstück war nicht so das Wahre. Ich war froh, dass
die Diät mir wenigstens nicht die süßen Früchte
dazu verbot.
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Doch ich wollte es schaffen. Ich musste es schaffen! "Und,
wie lange musst du dich noch abrackern, bis du deine Traumfigur
erreicht hast?", fragte Roland, als ich wieder einmal angestrengt
in meiner "Julia" blätterte. "Die Hälfte
hab ich bereits geschafft", antwortete ich. Zumindest behauptete
das die Zeitschrift.
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Doch leider sah ich davon überhaupt nichts. Ich sah immer
noch aus wie ein aufgequollenes Gummibärchen und auch die
Waage zeigte keine wirklich Besserung. Roland sah, dass es mir
nicht gut ging und bot mir eine Rückenmassage an, die ich
dankend annahm. "Die Mühe wird sich sicher bald auszahlen",
ermutigte er mich. "Du schaffst alles, wenn du nur willst."
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Ich konnte nur hoffen, dass er Recht behielt. Und auch die "Julia"
versicherte mir, dass der Erfolg dieser Diät sehr sprunghaft
erfolgen würde. Also trainierte ich weiter. Tag um Tag. Manchmal
war ich so müde, dass ich beinah schon während des Trainings
einschlief. Aber ich gab nicht auf.
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Und es lohnte sich. Genau am vierzehnten Tag meiner "Julia"-Diät
spürte ich, wie mein ganzer Körper sich straffte und
alle Fettpölsterchen wie durch Zauberhand verschwanden. Ich
war wieder schlank und so sollte es in Zukunft auch bleiben.
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