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Leise gehe ich zu Oxanas Bett. Sie atmet schwer.
Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und versuche zu
lächeln, als ich mich zu ihr runter beuge. Sie versucht etwas
zu sagen, aber ich unterbreche sie: "Pssss, meine Kleine.
Bleib ganz ruhig, ich bin ja bei dir". Ich lege meine Wange
an ihre und küsse sie dann sanft. "Es tut mir leid,
alles was ich dir, deinem Papa und deiner schwester angetan habe,
es tut mir alles so wahnsinnig leid." Als ich meinen Kopf
wieder hebe, spüre ich bereits, dass sich Oxanas Brust nicht
mehr hebt. Vorsichtig schließe ich ihre Augen und gbe ihr
einen letzten Kuss. Oxana ist tot. |
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Ich gehe rüber zu Joannas Bett und streichle ihr sanft
über die Wange. Sie fühlt sich noch ganz warm an,
so als ob sie schlafen würde. Doch das tut sie nicht. "Hab
keine Angst, meine Kleine. Jetzt bist du wieder zusammen mit
deinem Papa." Mir laufen die Tränen über das
Gesicht und auch Dr. Quinns Augen füllen sich mit Tränen.
Und wieder bin ich allein. Wieder hat mich meine Familie verlassen.
Diesesmal aber auf eine noch viel schlimmere und schmerzvollere
Art.
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Die Beerdigung findet nur im kleinen Rahmen
statt. Viele Menschen um mich herum würde ich jetzt nicht
ertragen. Nur Rosario ist gekommen. Die Nachricht hat sie schwer
getroffen. So wie sie mich wie einen Sohn liebt, hat sie auch
Darek geliebt. Und unsere Mädchen waren so etwas wie ihre
Enkel. Sie hat nicht damit gerechnet auch nur einen von uns zu
überleben. |
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Es ist gut sie um mich zu haben. Wir spenden
uns gegenseitig Trost in dieser schweren Zeit. |
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Und wie aus dem nichts taucht plötzlich
ein Mann vor mir auf. Verwundert starre ich ihn an und mit jeder
Sekund elänger werde ich blasser. Dieser Mann ist... ist
mein Vater, Don Carlos. Rosario scheint von all dem keine Notiz
zu nehmen. |
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Mit einer kalten und vollkommen gefühllosen
Stimme beginnt er zu sprechen: "Sieh, was du angerichtet
hast. Du hast sie getötet, deine gesamte Familie!" Ich
kann kaum etwas sagen. Mein Vater steht vor mir. Ich
kann nur stottern: "Padre! Was...was willst du mir damit
sagen? Wo..., wie...?" |
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Mit einem wütenden, von Hass verzertem
Gesicht schreit er mich an: "Padre! Padre!? Du wagst es mich
Vater zu nenen. Du hast unsere Familie entehrt! Du hast mich entehrt!
Und das ist die Straffe für dein Versagen, "Der Fluch
des Don Carlos!" |
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Und dann taucht auf einmal eine
weitere Person auf. "Mama", flüstere ich mit zittriger
Stimme. Ich bin kurz davor zusammenzubrechen. "Wag es ja
nicht, mich so zu nennen. Du bist kein Brodlowski mehr. Du bist
nicht mehr mein Sohn. Du hast mich enttäuscht, Arek!"
Sie beginnt förmlich zu kreischen. Der Schmerz in meinen
Ohren ist kaum noch auszuhalten. "Du hast uns entehrt, Arek!
Entehrt, Arek! Arek! AREK!!!" |
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Voller Panik laufe ich weg. Immer
weiter, nur weit Weg. Ich habe meine Mann und meine Kinder getötet,
weil ich versagt habe. Ich habe sie getötet! Ich
laufe ständig weiter, doch ich kann dem Kreischen meiner
Mutter nicht entkommen: "Arek! Arek! AREK!!!" Und dann
wird alles schwarz um mich herrum. |
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"Arek! Arek! Wach auf!". Langsam
öffne ich meine Augen. Meine Mutter steht direkt neben mir
und lächelt mich an. Was ist passiert? Wo...wo bin ich? Ich
möchte etwas sagen, doch es kommen keine Worte aus meinem
Mund. "Er ist wach.", höre ich meine Mutter sagen,
aber nicht zu mir. |
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Langsam drehe ich meinen Kopf in die Richtug,
in die meine Mutter schaut. Und da sehe ich Darek. Er steht direkt
an meinem Bett und er lebt! Wie ist das möglich? "Arek!",
haucht er undseine Augen glänzen vor Leben und Glück,
"Ich dachte schon, du wachst nie mehr auf". Er lebt!
Und die Mädchen sind auch da. Oder bin ich etwa tot? Ist
das der Himmel? |
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Vorsichtig setze ich mich in meinem Bett auf.
Jetzt erst erkenne ich, dass ich im Krankenhaus bin. Darek kommt
sofort zu mir: "Arek, du musst dich schonen. Du bist nochlange
nicht wieder fit. Du hast tagelang im Koma gelegen." Im Koma?
Aber was ist den passiert. Und als ich Darek fragend anblicke,
sehe ich hinter ihm meinen Vater, der sich hasstig einige Tränen
aus den Augenwinkeln wischt. |
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"Was..was ist passiert? Koma? Ich kann
mich an nichts erinnern." Ich kann zwar nur sehr langsam
sprechen, aber meine Stimme kehrt zurück. Arek drückt
mich fest an sich: "Das Meerschweinchen hat dich gebissen.
Das hat bei dir einen allergischen Schock ausgelöst und du
bist ins Koma gefallen. Wir dachten du schafst es nicht mehr." |
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Ich löse mich aus Dareks Umarmung und
gehe schwankend auf meinen Vater zu. Er breitet seine Arme weit
aus und umarmt mich fest. "!Padre!", kann ich nur noch
flüstern, bevor ich in Tränen ausbreche. "Mi hijo,
mi pequeno Arekito!" Wir halten uns minutenlang nur fest.
Ich habe meinen Vater so vermisst. Es sind mehr als 25 Jahre vergangen
seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen habe. |
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Dann wende ich mich meiner Mutter zu: "Mama!
Ich dachte ich würde dich nie wiedersehen." Ich umarme
sie fest und möchte sie am liebsten gar nicht mehr loslasse.
"Ich bin so froh, dass es dir besser geht, Arek!" Sie
streichelt mir sanft die Wange. Doch dann wird ihre Stimme ernst:
"Doch dein Vater und ich, müssen sofort wieder weg.
Wir hätten gar nicht hier sein sollen." |
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Ungläubig starre ich sie an: "Aber
ich habe euch gerade erst wiedergefunden. Ihr könnt doch
nicht wieder verschwinden ohne ein Wort der Erklärung."
Ich versuche meine Mutter an den Schultern festzuhalten, doch
sie entzieht sich meinem Griff. "Es war ein Fehler von uns
hier aufzutauchen. Doch du lagst im Sterben. Ich musste dich noch
einmal sehen...auch wenn es sich jetzt als Fehler herausstellt."
Ihr letzten Worte sind eiskalt und ich zweifle nicht eine Sekund,
dass sie sie so meint. Mein Vater wendet sich die ganze Zeit von
mir ab. Er kann mir nicht in die Augen sehen. |
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Ohne ein weiteres Wort gehen meine Eltern
aus der Tür und lassen mich wie angewurzelt in dem Zimmer
stehen. Darek kommt auf mich zu und hält mich fest, da ich
sonst direkt zusammengebrochen wäre. "Arek, kannst du
mir das gerade erklären?" Doch ich bin genauso verwirrt
wie Darek. Wieso bleiben meine Eltern nicht bei mir? Was hat das
zu bedeuten. Als Darek auf den Koridor läuft um sie aufzuhalten,
sind sie bereits verschwunden. |