Aufgabe 9

 

Leise gehe ich zu Oxanas Bett. Sie atmet schwer. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und versuche zu lächeln, als ich mich zu ihr runter beuge. Sie versucht etwas zu sagen, aber ich unterbreche sie: "Pssss, meine Kleine. Bleib ganz ruhig, ich bin ja bei dir". Ich lege meine Wange an ihre und küsse sie dann sanft. "Es tut mir leid, alles was ich dir, deinem Papa und deiner schwester angetan habe, es tut mir alles so wahnsinnig leid." Als ich meinen Kopf wieder hebe, spüre ich bereits, dass sich Oxanas Brust nicht mehr hebt. Vorsichtig schließe ich ihre Augen und gbe ihr einen letzten Kuss. Oxana ist tot.

Ich gehe rüber zu Joannas Bett und streichle ihr sanft über die Wange. Sie fühlt sich noch ganz warm an, so als ob sie schlafen würde. Doch das tut sie nicht. "Hab keine Angst, meine Kleine. Jetzt bist du wieder zusammen mit deinem Papa." Mir laufen die Tränen über das Gesicht und auch Dr. Quinns Augen füllen sich mit Tränen.
Und wieder bin ich allein. Wieder hat mich meine Familie verlassen. Diesesmal aber auf eine noch viel schlimmere und schmerzvollere Art.

Die Beerdigung findet nur im kleinen Rahmen statt. Viele Menschen um mich herum würde ich jetzt nicht ertragen. Nur Rosario ist gekommen. Die Nachricht hat sie schwer getroffen. So wie sie mich wie einen Sohn liebt, hat sie auch Darek geliebt. Und unsere Mädchen waren so etwas wie ihre Enkel. Sie hat nicht damit gerechnet auch nur einen von uns zu überleben.
Es ist gut sie um mich zu haben. Wir spenden uns gegenseitig Trost in dieser schweren Zeit.
Und wie aus dem nichts taucht plötzlich ein Mann vor mir auf. Verwundert starre ich ihn an und mit jeder Sekund elänger werde ich blasser. Dieser Mann ist... ist mein Vater, Don Carlos. Rosario scheint von all dem keine Notiz zu nehmen.
Mit einer kalten und vollkommen gefühllosen Stimme beginnt er zu sprechen: "Sieh, was du angerichtet hast. Du hast sie getötet, deine gesamte Familie!" Ich kann kaum etwas sagen. Mein Vater steht vor mir. Ich kann nur stottern: "Padre! Was...was willst du mir damit sagen? Wo..., wie...?"
Mit einem wütenden, von Hass verzertem Gesicht schreit er mich an: "Padre! Padre!? Du wagst es mich Vater zu nenen. Du hast unsere Familie entehrt! Du hast mich entehrt! Und das ist die Straffe für dein Versagen, "Der Fluch des Don Carlos!"
Und dann taucht auf einmal eine weitere Person auf. "Mama", flüstere ich mit zittriger Stimme. Ich bin kurz davor zusammenzubrechen. "Wag es ja nicht, mich so zu nennen. Du bist kein Brodlowski mehr. Du bist nicht mehr mein Sohn. Du hast mich enttäuscht, Arek!" Sie beginnt förmlich zu kreischen. Der Schmerz in meinen Ohren ist kaum noch auszuhalten. "Du hast uns entehrt, Arek! Entehrt, Arek! Arek! AREK!!!"
Voller Panik laufe ich weg. Immer weiter, nur weit Weg. Ich habe meine Mann und meine Kinder getötet, weil ich versagt habe. Ich habe sie getötet! Ich laufe ständig weiter, doch ich kann dem Kreischen meiner Mutter nicht entkommen: "Arek! Arek! AREK!!!" Und dann wird alles schwarz um mich herrum.
"Arek! Arek! Wach auf!". Langsam öffne ich meine Augen. Meine Mutter steht direkt neben mir und lächelt mich an. Was ist passiert? Wo...wo bin ich? Ich möchte etwas sagen, doch es kommen keine Worte aus meinem Mund. "Er ist wach.", höre ich meine Mutter sagen, aber nicht zu mir.
Langsam drehe ich meinen Kopf in die Richtug, in die meine Mutter schaut. Und da sehe ich Darek. Er steht direkt an meinem Bett und er lebt! Wie ist das möglich? "Arek!", haucht er undseine Augen glänzen vor Leben und Glück, "Ich dachte schon, du wachst nie mehr auf". Er lebt! Und die Mädchen sind auch da. Oder bin ich etwa tot? Ist das der Himmel?
Vorsichtig setze ich mich in meinem Bett auf. Jetzt erst erkenne ich, dass ich im Krankenhaus bin. Darek kommt sofort zu mir: "Arek, du musst dich schonen. Du bist nochlange nicht wieder fit. Du hast tagelang im Koma gelegen." Im Koma? Aber was ist den passiert. Und als ich Darek fragend anblicke, sehe ich hinter ihm meinen Vater, der sich hasstig einige Tränen aus den Augenwinkeln wischt.
"Was..was ist passiert? Koma? Ich kann mich an nichts erinnern." Ich kann zwar nur sehr langsam sprechen, aber meine Stimme kehrt zurück. Arek drückt mich fest an sich: "Das Meerschweinchen hat dich gebissen. Das hat bei dir einen allergischen Schock ausgelöst und du bist ins Koma gefallen. Wir dachten du schafst es nicht mehr."
Ich löse mich aus Dareks Umarmung und gehe schwankend auf meinen Vater zu. Er breitet seine Arme weit aus und umarmt mich fest. "!Padre!", kann ich nur noch flüstern, bevor ich in Tränen ausbreche. "Mi hijo, mi pequeno Arekito!" Wir halten uns minutenlang nur fest. Ich habe meinen Vater so vermisst. Es sind mehr als 25 Jahre vergangen seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen habe.
Dann wende ich mich meiner Mutter zu: "Mama! Ich dachte ich würde dich nie wiedersehen." Ich umarme sie fest und möchte sie am liebsten gar nicht mehr loslasse. "Ich bin so froh, dass es dir besser geht, Arek!" Sie streichelt mir sanft die Wange. Doch dann wird ihre Stimme ernst: "Doch dein Vater und ich, müssen sofort wieder weg. Wir hätten gar nicht hier sein sollen."
Ungläubig starre ich sie an: "Aber ich habe euch gerade erst wiedergefunden. Ihr könnt doch nicht wieder verschwinden ohne ein Wort der Erklärung." Ich versuche meine Mutter an den Schultern festzuhalten, doch sie entzieht sich meinem Griff. "Es war ein Fehler von uns hier aufzutauchen. Doch du lagst im Sterben. Ich musste dich noch einmal sehen...auch wenn es sich jetzt als Fehler herausstellt." Ihr letzten Worte sind eiskalt und ich zweifle nicht eine Sekund, dass sie sie so meint. Mein Vater wendet sich die ganze Zeit von mir ab. Er kann mir nicht in die Augen sehen.
Ohne ein weiteres Wort gehen meine Eltern aus der Tür und lassen mich wie angewurzelt in dem Zimmer stehen. Darek kommt auf mich zu und hält mich fest, da ich sonst direkt zusammengebrochen wäre. "Arek, kannst du mir das gerade erklären?" Doch ich bin genauso verwirrt wie Darek. Wieso bleiben meine Eltern nicht bei mir? Was hat das zu bedeuten. Als Darek auf den Koridor läuft um sie aufzuhalten, sind sie bereits verschwunden.

 

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