Aufgabe 9

 

Wir drei Kranken stehen nur gelegentlich auf um etwas zu essen. Wobei besonders die Mädchen eher lustlos auf dem Teller herumstochern und gleich wieder ins Bett wollen.
Denn trotz der Medikamente scheint es nicht besser zu werden. Bei einem besonders starken Hustenanfall kann Joanna sogar ihr Blase nicht mehr kontrolieren.
In einem medizinischen Ratgeber lese ich nach, was man bei einer starken Grippe tun kann: "Medikamente sind bei einer Grippe selten wirksam. Sie behandeln lediglich die Symptome, nicht aber die Ursache der Erkrankung. Das beste Heilmittel ist viel Ruhe und Entspannung. Hilfreich können heiße Bäder und der häufige Genuß von Expresso oder Tee sein."
Da die Kinder ohnehin die ganze Zeit schlafen und Darek trotz seiner Erkrankung weiterhin arbeitet, habe ich die Zeit die Ratschläge aus dem Buch zu befolgen. Als erstes nehme ich ein langes, heißes Bad. Und ich muss sagen es tut mir sehr gut.
Nach dem Bad setze ich mich vor den Fernseher und seh mir meine Lieblingssoap "Wirrungen der Begierde" an. Diese Soap ist einfach großartig und ich vergöttere die Hauptdarstellerin Caren Phönix, die schon seit mehr als 11 Jahren mitspielt.
Und ich gönne mir immer und immer wieder einen extra starken Tee.
Doch erschöpft bin ich immer noch, wobei ich spüre, dass es mir nun schon um einiges besser geht.
Ich werde plötzlich wach, als ich die Kinder schreien höre. Sofort renne ich nach draußen, den Schreien folgend, wo ich noch mitbekomme, wie Darek mit schmerzverzertem Gesicht auf dem Bürgersteig zusammenbricht.
Alles was ich machen kann, ist schnell den Notarzt zu rufen. Und es kommt sofort ein Krankenwagen und nimmt Darek mit. Die Kinder und ich stehen noch ein ganze Weile wie angewurzelt an der Straße und schauen dem Blaulicht hinterher.
Als ich schließlich wieder klar denken kann, fahre ich mit den Kindern im Taxi hinterher. Doch wir müssen ein lange Zeit warten. Es ist niemand da, der uns eine Auskunft geben kann. Und die Mädchen werden auch immer blasser, nur weiß ich nicht, ob es an der Angst um Darek oder an der Krankheit liegt.
Und schließlich werde ich in das Büro von Doktor Quinn gerufen. An ihrem Gesicht erkenne ich sofort, dass etwas nicht stimmt."Herr Brodlowski",beginnt sie mit gedämpfter Stimme, "es tut mir sehr Leid, wir konnten für ihren Mann nichts mehr tun. Er ist noch im Krankenwagen verstorben." Ihre Worte dringen wie in einem Traum an mein Ohr. Es kommt mir vor, als ob sie weit weg stehen würde.
Ich beginne zu zittern und kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Darek ist tot. Er ist tot! Alle meine Gedanken kreisen nur noch um ihn. Wie soll ich ohne Darek nur weiterleben. Ich brauche ihn so sehr.
Als ich mich wieder etwas gefasst habe, wende ich mich verzweifelt an Dr. Quinn: "Wie soll ich es den Mädchen erklären, dass ihr Vater tot ist? Wie?". Dr. Quinn sieht mich voller Mitgefühl an: "Ich weiß es nicht", antwortet sie ehrlich, "Aber auch ihre Mädchen sind schwer krank, sie müssen unbedingt im Krankenhaus bleiben."
Als ich aus dem Büro komme, sehe ich, dass Joanna zusammengebrochen auf dem Boden liegt. Oxana scheint es gar nicht zu bemerken. Sie wippt nur apatisch auf ihrem Stuhl hin und her. Oh, mein Gott, es geht ihnen von Minute zu Minute schlechter.
Der Zustand der Mädchen ist sehr ernst. Die Ärzte wissen nicht, was ihnen fehlt und wie sie ihnen helfen können. Ich starre die ganze Zeit aus dem Fenster und meine Gedanken kreisen wieder um Darek. Wie soll ich das ohne ihn überstehen?
Das einzige, was mich zwingt weiterzumachen sind Joanna und Oxana. ich weiche nicht von ihrer Seite. Doch ihr Zustand verschlechtert sich mit jeder Stunde.
Plötzlich werde ich durch das Geräusch eines der Apparate geweckt, an die die Mädchen angeschlossen sind. Mir braucht keiner zu erklären, was es bedeutet, den ich kenne es zu gut aus unzähligen Filmen: Herzstillstand! Ich rufe verzweifelt um Hilfe und schaue mich immer wieder zu Joanna um.
Eilig kommt Dr. Quinn ins Zimmer. "Helfen sie ihr Doktor. Ich kann nicht noch mein Kind verlieren!", flehe ich sie an. "Wir tun, was in unserer Macht steht", beteuert die Ärztin, "Bitte verlassen sie das Zimmer. Sie können uns ohnehin nicht helfen".
Es kommt mir vor, als würde ich schon seit Stunden warten, dabei sind erst wenige Minuten verstrichen. Als Dr. Quinn vorsichtig auf mich zukommt, weiß ich bereits, was passiert ist. "Wir konnten nichts mehr für sie tun. Wir sind einfach machtlos" Meine geröteten Augen füllen sich erneut mit Tränen die ich versuche hastig wegzuwischen. Dr. Quinns Stimme beginnt immer mehr zu zittern: "Gehen sie hinein und seien sie für ihre andere Tochter da, solange sie noch die Gelegenheit haben. Wir können nichts tun. Nicht das Geringst".

 

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