Aufgabe 15

 

Aussteigerleben!


Sorge dafür, daß beide Erwachsenen in Deiner Familie ihren Job verlieren. Die nächsten 25 Tage muß sich die Familie mit "alternativen" Möglichkeiten des Geldverdienens über Wasser halten: Bilder, Marmelade oder Gartenzwerge verkaufen, Glücksspiel, Gemüse- und Tierzucht,... oder im allergrößten Notfall durch Verkaufen einiger Gegestände.

Und der Druck erhöht sich tatsächlich merklich. Doch im Moment habe ich ein anderes Problem, eins, das mich schon seit Wochen verfolgt. Soll ich trinken und mir hinterher das Genörgle von Darek anhören, oder soll ich es lieber lasse?
Ah, was solls. Bis Darek endlich von der Arbeit kommt hab ich das bisschen Wodka schon längst wieder abgebaut. Er wird gar nichts merken. Und gerade als ich es mir mit dem Glas bequem machen will, höre ich wie jemand die Haustür öffnet.
"Arek, ich bin zu Hause!" Oh, nein! Es ist Darek. Ich muss das Glas irgendwo verstecken. Schnell! Aber dafür bleibt gar keine Zeit, denn Darek kommt direkt ins Wohnzimmer. Ich verstecke das Glas einfach hinter meinem Rücken und versuche gelangweilt auszusehen. Aber Darek läst sich so leicht nicht hinters Licht führen. "Arek, was ist los? Du bist so komisch." Ich gucke ihn ganz unschuldig an, doch das funktioniert auch nicht. "Du trinks mal wieder. Und schon so früh am Morgen. Arek kapierst du nicht, dass dich das kaputt macht?"
Ich will gerade beginnen mich zu verteidigen als Darek mich mit seinen nächsten Worten vollkommen überrascht. "Ach was solls. Wenn's dir hilft. Und wenn du schon dabei bist, mach mir auch einen Wodka. Oder gib mir gleich die ganze Flasche." Das lass ich mir nicht zweimal sagen. Zu zweit zu trinken macht ohnehin mehr Spaß. Und hinterher kann Darek mir keinen Vorwurf machen. Diesmal nicht.
Und bei einem Glas bleibt es nicht, wie meistens eben. Ich albere mit Darek herum, erschrecke ihn oder kitzle ihn von oben bis unten durch und dabei können wir uns vor lachen kaum noch einkriegen. "Gut, dass du heute so früh von der Arbeit gekommen bist. Ohne dich hätte ich nur halb so viel Spaß gahabt. Das solltest du ruhig öfter machen, mein Schnuckihasipuh." Ich will Darek wieder durchkitzeln doch diesmal lacht er nicht, sondern stößt mich von sich. Was hab ich den jetzt falsch gemacht? "Weist du warum ich so früh zurück bin? Weil ich gefeuert wurde! 'Herr Brodlowski, unsere Kunden erwarten jugendlichen Charme. Sie sind einfach zu alt. Nehmen sie es nicht persönlich', das hat mein Chef zu mir gesagt und dann durfte ich gehen." Dareks Parodie seines Chefs ist so witzig das ich nicht anders kann als laut loszulachen. Darek schaut mich zuerst verwirrt an, nimmt noch einen Schluck und fängt dann auch an zu lachen.
Doch inerhalb von Sekunden verwandelt sich sein Lachen in ein bitterliches Weinen. "Arek, ich will nicht zu alt sein!", schluchzt er, "ich bin doch gerade erst 35 geworden." Mit so einer Situation konnte ich noch nie umgehen, ganz zu schweigen in meiner jetzigen Situation. Das einzige was ich machen kann ist noch einen tiefen Schluck aus der Flasche und Darek in meine Arme zu nehemen. An meiner Schulter kann er sich ausheulen. Was sonst kann ich denn tun?
Danach ist Darek absolut erledigt. Möglicherweise liegt es auch am Alkohol, aber er legt sich auf das Sofa und schläft ein. In der Zeit habe ich die Möglichkeit wieder halbwegs nüchtern zu werden und nachzudenken. Wenn Darek tatsächlich seinen Job verloren hat, dann stecken wir ganz schön in der Klemme, denn unser Konto ist fast leer.
Als Darek schließlich aufwacht ist es schon dunkel und er legt sich ins Bett. Aber in ruhe schlafen kann er nicht. Jetzt wo der Rausch des Alkohols verflogen ist, wird ihm wieder klar, dass er ohne Job dasteht und die Familie somit ohne Geld. Also geht er mitten in der Nacht in Oxanas Zimmer um im Internat nach einem Job zu suchen. Allerdings scheint er doch nicht ganz nüchtern zu sein und beschädigt den Bildschirm.
Doch davon will er sich nicht abhalten lassen. Die Scheibe des Bildschirms zu ersetzen ist nicht das Problem für ihn, allerdings verläuft die ganze Aktion nicht gerade leise und es ist nicht verwunderlich, dass Oxana wach wird. "Paps, es ist 3 Uhr morgens! Was machst du um diese Zeit in meinem Zimmer?" Ihr Kopf ist knall rot vor Zorn, denn Oxana beim Schlafen zu stören ist das Schlimmste, was man machen kann. Doch Darek ignoriert ihre üble Laune einfach. "Es ist wichtig, Oxana, sonst wäre ich nicht hier."
Da Darek sich jede weitere Erklärung spart, schnappt Oxana sich einfach ihr Kissen und legt sich aufs Sofa wo noch wenige Stunden zuvor Darek geschlafen hat.
Darek werkelt derweil weiter am Bildschirm herum und bekommt ihn wieder zum laufen. Und dann schaut er sich die Stellenangebote im Netz an und notiert alles, was für ihn in Frage kommen könnte.
Als ich am Morgen in die Küche komme um das Frühstück vorzubereiten, sitzt Darek betrübt auf der Arbeitsfläche. Neben ihm liegt die heutige Bild in der einige Anzeigen rot markiert sind. Allerdings fällt mir auf, dass alle auch schon durchgestrichen sind. "Warst du auf Jobsuche?" frage ich vorsichtig. Darek nickt nur resigniert mit dem Kopf. "Es scheint wohl nicht so gut gelaufen zu sein, was?"
"Nein, überhaupt nicht." Darek klingt richtig enttäuscht. Deshalb gehe ich auf ihn zu und neme ihn tröstend in den Arm. Als er mit mir spricht schaut er mir niedergeschlagen in die Augen. "Es ist wie verhext. Sobald ich meinen Namen nenne, scheint es keinen einzigen Job mehr zu geben." "Das kommt mir irgendwie bekannt vor." Ich streichle Darek sanft die Wange und er lächelt leicht und küsst mich. "Wir beide werden es halt immer und immer wieder versuchen müssen. Irgendwann muss es ja klappen."
Und wir beide versuchen es. Doch schnell muss Darek die Erfahrung machen, dass es für einen Brodlowski in SimCity unmöglich zu sein scheint eine Anstellung zu erhalten. Doch wir brauchen Geld. Der Blick in den Briefkasten macht es sehr deutlich.
Als Darek mit dem Brief ins Esszimmer kommt, weiß ich sofort, das es nur eine Rechnung sein kann. "Wir haben einfach kein Geld um sie zu bezahlen," stellt Darek fest, als er den Umschlag geöffnet hat. "Und das ist erst die Erste. In den nächsten Tagen kommen noch mehr." Das Essen bleibt mir regelrecht im Hals stecken. Jetzt wird mir so richtig bewußt, dass wir pleite sind.
Darek starrt die Rechnung die ganze Zeit an, als ob sie sich dadurch bezahlen würde und ich stochere nur lustlos in meinem Essen herum. Rosario wird die ganze Situation etwas unangenehm und sie beginnt damit den Tisch abzuräumen um sich in die Küche verdrücken zu können.
Als sie weg ist kann Darek mit mir reden. "Wo sollen wir den das Geld für die Rechnungen nehmen? Wir haben kaum noch Geld um unser Essen zu bezahlen. Arek, wir müssen etwas tun." Darek sieht wirklich verzweifelt aus. Doch wie kann ich ihm helfen? "Wir können ja einige unsere Sachen verkaufen. Aber das ist auch keine Lösung auf Dauer." Darek säufzt schwer.
Die Aussicht unsere Sachen zu verkaufen macht Darek nicht gerade glücklicher. "Und da gibt es noch etwas," fahre ich zögernd fort, "Ich habe mich mit jemandem getroffen, der mir einen Job angeboten hat." Darek schaut mich überrascht an und sein Gesicht hellt sich auf, allerdings nicht für lange. "Ich konnte ihn aber nicht annehmen. Ich habe dem Typ gesagt, dass ich diese Art von "Geschäften" nicht mehr mache." Darek versteht sofort, auf was ich hinaus will. "Aber wenn es nötig ist, dann würde ich...Darek, ich glaube ich muss es machen."

 

1 2 3 4