|
Ich muss einfach einen Job haben. Es muss
nicht einmal etwas großartiges sein. Einfach ein Job, in
dem ich beweisen kann, dass ich nicht wertlos bin. Also schlage
ich die Stellenangebote in der Zeitung auf. Und es gibt tatsächlich
einige. Und es sind auch welche dabei, die für mich möglich
wären. |
|
Also rufe ich an und bekomme prompt eine Absage.
Beim ersten Anruf, beim zweiten Anruf und beim dritten auch. Eine
Anzeige bleibt aber noch. Eigentlich bin ich jetzt schon total
frustriert, aber es hilft mir nicht, wenn ich wieder alles hinschmeiße.
Also rufe ich bei der SimCity-Gazette an. "Guten Tag, ich
rufe wegen der Anzeige in der Bild an...die Stelle ist also noch
zu haben...und eine Ausbildung ist nicht notwendig?...wir werden
eingearbeitet..." ich kann es selbst nicht fassen, wie gut
dieses Gespräch läuft. So dicht an einem Job war ich
schon lange nicht mehr. |
|
"Ich kann dann gleich morgen früh
anfangen?...Meinen Namen brauchen sie? Arkadiusz Brodlowski."
Durch das Telefon höre ich, wie die Frau am anderen Ende
sich die ganze Zeit Notizen macht. Doch als ich ihr meinen Nachnamen
nenne, hört sie plötzlich auf. Einen Moment ist es still,
aber ich höre leises Flüstern, so als ob jemand den
Hörer mit der Hand abdecken würde, damit ich nichts
höre. Doch dann meldet sie sich wieder: "Herr Brodlowski,
es tut mir leid, aber uns ist da ein kleiner Fehler unterlaufen.
Die Stelle ist bereits besetzt. Es tut mir leid. Auf Wiedersehen."
Und dann legt sie auf, ohne dass ich noch einmal zu Wort kommen
kann. Ich kann es einfach nicht fassen. |
|
Wütend stampfe ich ins Wohnzimmer. Am
liebsten würde ich etwas kaput machen um mich abzureagieren.
Doch dann fällt mein Blick auf das Glas Wodka, was ich gestern
auf der Bar abgestellt habe. Ohne zu zögern neme ich es und
leere es mit einem Zug. Doch meine Wut ist deswegen nicht im Mindesten
verflogen. Wütend drehe ich mich um und werfe das Glas an
die Wand und es zerspringt in tausend Scherben. Doch dadurch wird
es auch nicht beser und mir wird klar was für eine Sauerei
ich gerade angerichtet habe. Außerdem brauch ich jetzt ein
neues Glas. |
|
Ich trinke Glas um Glas. Und das Hilft. Wer
braucht schon einen Job! Scheiß drauf. Das Leben ist zu
kurz um es mit Arbeit zu verschwenden. Ich will jetzt tanzen!
Also schmeiße ich die Anlage an, drehe sie voll auf und
tanze. "Carmen! Carmen komm her und...und tanz mit deinem
Chef," brülle ich lallend. Doch Carmen kommt nicht.
Ach was solls, wer braucht die den schon. Hauptsache meine Freundin
die Flasche ist da. |
|
Als Darek von der Arbeit kommt rufe ich ihn
zu mir. "Komm her und tanz mit mir!" Und ohne ihn zu
Fragen schnapp ich seine Hand und wirbele ihn herum. Lachend lässt
Darek sich darauf ein, doch dann hält er inne: "Arek,
du hast wieder getrunken!" |
|
"Ach, Darek, reg dich nicht auf, es war
doch nur ein kleines bischen, was macht das schon." Ich lache
ihn an, doch ihm ist überhaupt nicht zum Lachen. "Gestern
dachte ich, du hättest endlich etwas eingesehen. Aber da
hab ich mich wohl geirrt."Enttäuscht geht er einen Schritt
nach hinten. "Du weißt doch gar nicht was passiertist.
Ich hatte den Job schon und dann haben die alles zurückgenommen.
Weist du wie ich mich gefühlt habe." Ich brülle
Darek mitten ins Gesicht. Doch er bleibt vollkommen ruhig. "Alkohol
kann aber nicht die Lösung sein." Sein besserwisserisches
Getuhe geht mir echt auf den Sack. "Lass mich doch einfach
in Ruhe!" Und damit wende ich mich wieder der Anlage zu und
tanze weiter. |
|
Und das tut er auch. Er geht in den Wintergarten,
setzt sich an den Brunnen und spielt gedankenversunken mit dem
Wasser. Joanna ist ihm gefolgt und setzt sich leise auf einen
Stuhl. "Ich weiß einfach nicht wie ich eurem Dad noch
helfen kann", bricht Darek schließlich die Stille.
"Er wird sich ruinieren." "Ich glaube du kannst
nicht viel für ihn machen Paps. Er muss selber einen Weg
herauß finden. Sei einfach für ihn da. Du bist der
einzige Grund für ihn durchzuhalten." Sie steht auf
und legt tröstend ihre Hand auf Dareks Schulter und lässt
ihn dann allein. |
|
Als Darek am Abend wieder ins Haus kommt schlafe
ich bereits laut schnarchend. Bevor er sich zu mir legt, sieht
er mich lange Zeit intensiv an. "Warum musst du mir mein
Leben nur so schwer machen, Arek?", fragt er leise. "Aber
eins sollte dir klar sein, du wirst mich nicht mehr los, egal
was passiert." Seine Worte klingen wie eine Drohung. Allerdings
ist nicht klar, wer sich bedroht fühlen sollte, ich oder...oder
doch eher er. |
|
Das Frühstück am Morgen verläuft
dann aber relativ normal. Die ganze Atmosphäre ist zwar gedrückt,
aber niemand erwähnt den gestriegen Vorfall. Und dafür
bin ich allen, insbesondere Darek, dankbar. Die ganze Sache ist
mir irgendwie peinlich und ich möchte nicht mehr davon sprechen.
Außerdem brummt mein Schädel, als ob ein LKW drüber
gefahren wäre. |
|
Und letzte Nacht hatte ich schon wieder einen
sehr seltsamen Traum. Spikes Geist ist aus seinem Grab gestiegen
und hat mit einem Waschbären gekämpft, der sich "El
Bandito" nennt. Fifiorella ist herbeigeeilt und hat Spike
die ganze Zeit zugejubelt, bis dieser es schließlich geschaft
hat, den Eindringling zu vertreiben. Und dann bin ich aufgewacht. |
|
|
Eines Nachmittags betritt unser Hausmädchen
ein unscheinbares Gebäude in SimCity. "Carmen, ich habe
dich schon lange nicht mehr gesehen." "Spar dir deine
höfliches Getuhe. Ich sollte mich melden, wenn sich etwas
tut. Arek ist psychisch am Ende. Die Zeit scheint reif, um mit
deinem Plan fortzufahren." In Tobias Augen zeichnet sich
ein zufriedenes Leuchten ab. "Danke Carmen. Was würden
wir ohne dich bloß machen." |
|
|
Die nächsten Tage verlaufen eher ruhig.
Darek hat das Thema Alkohol nicht mehr angeschnitten, aber das
verschlimmert meine Schuldgefühle ihm gegenüber nur.
Und deshalb trinke ich nicht....zumindest nicht viel. Aber wenn
man so alleine zu hause sitzt.... Die Flasche ist doch eine bessere
Geselschaft als ein Buch. Doch ich bemühe mich. Denn irgendwie
bin ich in letzter Zeit etwas paranoid. Ich habe das Gefühl,
als ob mich jemand beobachtet. Doch wenn ich mich umdrehe, sehe
ich nur Carmen, die ihre Arbeit verrichtet. |
|
Meine paranoiden Gedanken werden aber vom
Klingeln des Telefons unterbrochen. Ich gehe also hin und hebe
den Hörer ab. "Rosenthal mein Name", meldet sich
ein älter klingender Mann, "Spreche ich mit Herrn Arkadiusz
Brodlowski?" Ich bejahe seine Frage. "Herr Brodlowski,
ich habe ein Angebot, das sie interressieren wird. Doch das sollten
wir nicht am Telefon besprechen. Kommen sie bitte in den "Green
Man", dann erkläre ich ihnen alles weitere." Und
ohne ein weiteres Wort legt er auf. |
|
Verwundert lege ich den Hörer auf. Was
war den das gerade? Erwartet dieser Herr Rosenthal tatsächlich,
dass ich mich einfach so mit ihm treffe, nur weil er bei mir anruft?
Kopfschüttelnd will ich zurück zu meinem Roman....und
meinem Wodka, als ich durch das Fenster ein Taxi sehe, dass vor
unserem Haus hält. Das macht mich dann doch neugierig und
ich gehe hinaus. "Herr Brodlowski?", fragt mich der
Fahrer durch das geöfnete Fenster, "Steigen Sie bitte
ein. Ich soll Sie zum "Green Man" fahren". |
|
|
|
|
|
|
|