Aufgabe 14

 

Ich muss einfach einen Job haben. Es muss nicht einmal etwas großartiges sein. Einfach ein Job, in dem ich beweisen kann, dass ich nicht wertlos bin. Also schlage ich die Stellenangebote in der Zeitung auf. Und es gibt tatsächlich einige. Und es sind auch welche dabei, die für mich möglich wären.
Also rufe ich an und bekomme prompt eine Absage. Beim ersten Anruf, beim zweiten Anruf und beim dritten auch. Eine Anzeige bleibt aber noch. Eigentlich bin ich jetzt schon total frustriert, aber es hilft mir nicht, wenn ich wieder alles hinschmeiße. Also rufe ich bei der SimCity-Gazette an. "Guten Tag, ich rufe wegen der Anzeige in der Bild an...die Stelle ist also noch zu haben...und eine Ausbildung ist nicht notwendig?...wir werden eingearbeitet..." ich kann es selbst nicht fassen, wie gut dieses Gespräch läuft. So dicht an einem Job war ich schon lange nicht mehr.
"Ich kann dann gleich morgen früh anfangen?...Meinen Namen brauchen sie? Arkadiusz Brodlowski." Durch das Telefon höre ich, wie die Frau am anderen Ende sich die ganze Zeit Notizen macht. Doch als ich ihr meinen Nachnamen nenne, hört sie plötzlich auf. Einen Moment ist es still, aber ich höre leises Flüstern, so als ob jemand den Hörer mit der Hand abdecken würde, damit ich nichts höre. Doch dann meldet sie sich wieder: "Herr Brodlowski, es tut mir leid, aber uns ist da ein kleiner Fehler unterlaufen. Die Stelle ist bereits besetzt. Es tut mir leid. Auf Wiedersehen." Und dann legt sie auf, ohne dass ich noch einmal zu Wort kommen kann. Ich kann es einfach nicht fassen.
Wütend stampfe ich ins Wohnzimmer. Am liebsten würde ich etwas kaput machen um mich abzureagieren. Doch dann fällt mein Blick auf das Glas Wodka, was ich gestern auf der Bar abgestellt habe. Ohne zu zögern neme ich es und leere es mit einem Zug. Doch meine Wut ist deswegen nicht im Mindesten verflogen. Wütend drehe ich mich um und werfe das Glas an die Wand und es zerspringt in tausend Scherben. Doch dadurch wird es auch nicht beser und mir wird klar was für eine Sauerei ich gerade angerichtet habe. Außerdem brauch ich jetzt ein neues Glas.
Ich trinke Glas um Glas. Und das Hilft. Wer braucht schon einen Job! Scheiß drauf. Das Leben ist zu kurz um es mit Arbeit zu verschwenden. Ich will jetzt tanzen! Also schmeiße ich die Anlage an, drehe sie voll auf und tanze. "Carmen! Carmen komm her und...und tanz mit deinem Chef," brülle ich lallend. Doch Carmen kommt nicht. Ach was solls, wer braucht die den schon. Hauptsache meine Freundin die Flasche ist da.
Als Darek von der Arbeit kommt rufe ich ihn zu mir. "Komm her und tanz mit mir!" Und ohne ihn zu Fragen schnapp ich seine Hand und wirbele ihn herum. Lachend lässt Darek sich darauf ein, doch dann hält er inne: "Arek, du hast wieder getrunken!"
"Ach, Darek, reg dich nicht auf, es war doch nur ein kleines bischen, was macht das schon." Ich lache ihn an, doch ihm ist überhaupt nicht zum Lachen. "Gestern dachte ich, du hättest endlich etwas eingesehen. Aber da hab ich mich wohl geirrt."Enttäuscht geht er einen Schritt nach hinten. "Du weißt doch gar nicht was passiertist. Ich hatte den Job schon und dann haben die alles zurückgenommen. Weist du wie ich mich gefühlt habe." Ich brülle Darek mitten ins Gesicht. Doch er bleibt vollkommen ruhig. "Alkohol kann aber nicht die Lösung sein." Sein besserwisserisches Getuhe geht mir echt auf den Sack. "Lass mich doch einfach in Ruhe!" Und damit wende ich mich wieder der Anlage zu und tanze weiter.
Und das tut er auch. Er geht in den Wintergarten, setzt sich an den Brunnen und spielt gedankenversunken mit dem Wasser. Joanna ist ihm gefolgt und setzt sich leise auf einen Stuhl. "Ich weiß einfach nicht wie ich eurem Dad noch helfen kann", bricht Darek schließlich die Stille. "Er wird sich ruinieren." "Ich glaube du kannst nicht viel für ihn machen Paps. Er muss selber einen Weg herauß finden. Sei einfach für ihn da. Du bist der einzige Grund für ihn durchzuhalten." Sie steht auf und legt tröstend ihre Hand auf Dareks Schulter und lässt ihn dann allein.
Als Darek am Abend wieder ins Haus kommt schlafe ich bereits laut schnarchend. Bevor er sich zu mir legt, sieht er mich lange Zeit intensiv an. "Warum musst du mir mein Leben nur so schwer machen, Arek?", fragt er leise. "Aber eins sollte dir klar sein, du wirst mich nicht mehr los, egal was passiert." Seine Worte klingen wie eine Drohung. Allerdings ist nicht klar, wer sich bedroht fühlen sollte, ich oder...oder doch eher er.
Das Frühstück am Morgen verläuft dann aber relativ normal. Die ganze Atmosphäre ist zwar gedrückt, aber niemand erwähnt den gestriegen Vorfall. Und dafür bin ich allen, insbesondere Darek, dankbar. Die ganze Sache ist mir irgendwie peinlich und ich möchte nicht mehr davon sprechen. Außerdem brummt mein Schädel, als ob ein LKW drüber gefahren wäre.
Und letzte Nacht hatte ich schon wieder einen sehr seltsamen Traum. Spikes Geist ist aus seinem Grab gestiegen und hat mit einem Waschbären gekämpft, der sich "El Bandito" nennt. Fifiorella ist herbeigeeilt und hat Spike die ganze Zeit zugejubelt, bis dieser es schließlich geschaft hat, den Eindringling zu vertreiben. Und dann bin ich aufgewacht.
Eines Nachmittags betritt unser Hausmädchen ein unscheinbares Gebäude in SimCity. "Carmen, ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen." "Spar dir deine höfliches Getuhe. Ich sollte mich melden, wenn sich etwas tut. Arek ist psychisch am Ende. Die Zeit scheint reif, um mit deinem Plan fortzufahren." In Tobias Augen zeichnet sich ein zufriedenes Leuchten ab. "Danke Carmen. Was würden wir ohne dich bloß machen."
Die nächsten Tage verlaufen eher ruhig. Darek hat das Thema Alkohol nicht mehr angeschnitten, aber das verschlimmert meine Schuldgefühle ihm gegenüber nur. Und deshalb trinke ich nicht....zumindest nicht viel. Aber wenn man so alleine zu hause sitzt.... Die Flasche ist doch eine bessere Geselschaft als ein Buch. Doch ich bemühe mich. Denn irgendwie bin ich in letzter Zeit etwas paranoid. Ich habe das Gefühl, als ob mich jemand beobachtet. Doch wenn ich mich umdrehe, sehe ich nur Carmen, die ihre Arbeit verrichtet.
Meine paranoiden Gedanken werden aber vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Ich gehe also hin und hebe den Hörer ab. "Rosenthal mein Name", meldet sich ein älter klingender Mann, "Spreche ich mit Herrn Arkadiusz Brodlowski?" Ich bejahe seine Frage. "Herr Brodlowski, ich habe ein Angebot, das sie interressieren wird. Doch das sollten wir nicht am Telefon besprechen. Kommen sie bitte in den "Green Man", dann erkläre ich ihnen alles weitere." Und ohne ein weiteres Wort legt er auf.
Verwundert lege ich den Hörer auf. Was war den das gerade? Erwartet dieser Herr Rosenthal tatsächlich, dass ich mich einfach so mit ihm treffe, nur weil er bei mir anruft? Kopfschüttelnd will ich zurück zu meinem Roman....und meinem Wodka, als ich durch das Fenster ein Taxi sehe, dass vor unserem Haus hält. Das macht mich dann doch neugierig und ich gehe hinaus. "Herr Brodlowski?", fragt mich der Fahrer durch das geöfnete Fenster, "Steigen Sie bitte ein. Ich soll Sie zum "Green Man" fahren".
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