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Derweil tätigt Arek ein Telefonat. "Lex? Hier ist Dariusz...Es
geht mir gut, aber ich muss trotzdem etwas mit dir besprechen.
Es ist wichtig...Gut ich komm dann gegen Mittag bei dir ins Büro.
Bis gleich."
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Kurze Zeit später steht Darek in der Kanzlei von Lex. "Du
hast dich am Telefon nicht gut angehört, Dariusz", bemerkt
Lex, nachdem die beiden sich begrüßt haben. "Lass
mich raten, es geht um Arkadiusz." Lex schnaubt verächtlich
und ein Blick in Dareks Gesicht genügt ihm, um zu wissen,
dass er mit seiner Vermutung richtig liegt. "Es ist immer
Arkadiusz, wenn es dir schlecht geht."
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Darek widerspricht ihm nicht. "Ich will die Scheidung, Lex.
ich will, dass du alles dafür vorbereitest. Und diesmal ziehe
ich das auch wirklich durch. Diesmal gibt es kein Zurück
mehr." Lex kann sofort hören, dass es Darek ernst damit
ist. "Darf ich fragen, warum du dich gerade jetzt dafür
entscheidest?", fragt Lex vorsichtig nach. "Was hat
er diesmal gemacht?"
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"Nichts, was er nicht schon früher getan hätte."
Darek setzt sich auf das Sofa und beginnt darüber nachzudenken,
wie er Lex seine Beweggründe darstellen soll. Lex lässt
ihm Zeit und setzt sich schweigend neben ihm. Schließlich
beginnt Darek zu erzählen, wobei sein Blick einfach ins Leer
geht, als ob er ganz weit weg wäre."Arek ist nicht mehr
der Mann, in den ich mich verliebt habe...und er wird es nie wieder
sein, das ist mir jetzt klar geworden. Er wird seien Job niemals
aufgeben, nicht weil er ihn so sehr liebt, sondern weil er seinen
Vater niemals enttäuschen würde. Und das heißt,
dass er nicht aufhören wird zu trinken und das halte ich
nicht mehr aus." Lex sieht Darek überrascht an. Ihm
war mein etwas weniger gesetzmäßiger Job durchaus bekannt,
aber er wusste nicht, dass ich mir öfter einen hinter die
Binde kippe. Zumindest stellt Darek es gerade so dar. "Als
er mich geschlagen hat...das hat mehr kaputt gemacht, als ich
selbst es zuerst glauben wollte. Das war nicht mehr Arek, der
mich geschlagen hat. Das waren der Alkohol und irgendein fremder
Mann, der Areks Platz im Laufe der Jahre eingenommen hat. Arek
hätte mich niemals geschlagen. Er weiß doch, wie ich
im Gefängnis zugerichtet wurde, wie ich gezwungen wurde mit
den Männern zu..." Dareks Stimme bricht plötzlich
und er kann nicht mehr weiter sprechen und seine Augen werden
feucht, bloß bei dem Gedanken an das Geschehene.
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Lex rutscht zu ihm herüber und legt seinen Arm um Darek und
der stützt seinen Kopf an Lex' Schulter ab. "Und genau
davor hat Darek mich immer geschützt", spricht Darek
schließlich langsam weiter. "Er hat dafür gesorgt,
dass keiner dieser Männer mich jemals wieder anfasste. Und
dafür hat er keine Gegenleistung von mir erwartet...und dabei
hätte er sie verdient. Er musste wegen mir einiges einstecken."
Kurz zeigt sich ein trauriges Lächeln auf Dareks Gesicht,
doch es verschwindet augenblicklich wieder. "Und dann wollte
er mich zwingen, mit Gewalt. Er ist zu einem dieser Kerle geworden,
vor denen er mich mal beschützt hat. Und das ist ihm nicht
bewusst. Und deshalb muss ich mich scheiden lassen. Anders geht
es nicht."
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Langsam steht Lex auf und geht zu seinem Schreibtisch. Darek folgt
ihm. "Hier ist der Scheidungsantrag", sagt Lex, als
er Darek ein Dokument reicht. "Es reicht deine Unterschrift,
dann wird das Justizzentrum von SimCity die Gültigkeit des
Antrags prüfen und einen Termin festlegen. Wenn Arkadiusz
keine rechtlichen Schritte einlegt, seid ihr in einem Jahr geschieden."
Darek liest das Dokument mehrmals gründlich durch, auch wenn
er dessen Inhalt schon beim ersten Mal komplett erfasst hat. Schließlich
greift er zu einem Kugelschreiber und unterschreibt mit Dariusz
Brodlowski. Vielleicht das letzte Mal, dass er mit diesem Namen
unterzeichnet.
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Die ganze Angelegenheit hat Darek mehr zugesetzt, als er es selbst
gerne zugeben möchte. Trotzdem muss er heute noch zu einem
Termin in die Studios. In seiner Mittagspause geht er in ein der
Sushi-Bars und bestellt sich eine Portion, die auch direkt vor
seinen Augen frisch zubereitet wird.
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Doch wirklich genießen kann er das Essen nicht, denn der
Typ im blauen Hemd steht plötzlich im Restaurant und beobachtet
ihn beim Essen. Darek geht das ziemlich auf die Nerven und er
schlingt sein Sushi mehr runter, als dass er es wirklich essen
würde. Er will nur schnell weg aus diesem Restaurant und
weg von diesem sogenannten "Fan".
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Also verschwindet er schnell zu einer erneuten Nachsynchronisation
in das Tonstudio. Und es gelingt ihm tatsächlich diesen fanatischen
Fan abzuhängen und wenigstens für einige Minuten seine
Ruhe zu haben.
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Als er das Tonstudio verlässt, gibt es noch immer keine Spur
von diesem fanatischen Fan. Dafür bemerkt Darek bereits,
dass er sich unwohl fühlt. Aber er denkt sich nichts dabei,
sondern geht in die Karaoke-Bar um sich etwas abzulenken. Doch
auf dem Weg dorthin, werden die Schmerzen in seiner Magengegend
immer heftiger und entwickeln sich zu ernsthaften Krämpfen.
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Nachdem er einige Minuten im der Karaoke-Bar gesessen hat, ebben
die Schmerzen wieder ab. Ein Wagen des Studios fährt ihn
zurück nach Hause. Ich schaue mir gerade eine Folge "Wirrungen
der Begierde" an. Eine der ersten Folgen in denen Darek zu
sehen ist. Und er ist gut. Er ist wirklich gut. Als er ins Wohnzimmer
tritt, genügt ein Blick um zu sehen, dass es ihm jetzt nicht
gut geht. Er wirkt blass und erschöpft und das liegt sicherlich
nicht nur an der Arbeit.
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Wieder einmal überrascht es mich selbst, wie besorgt ich
reagiere. "Ist alles in Ordnung?", frage ich sorgenvoll
und gehe dabei auf ihn zu. "Du siehst blass aus." Ich
streichle dabei sanft seine Oberarme. Und ich muss zugeben, dass
es sich toll anfüllt, seine Muskeln unter meinen Händen
zu spüren. Ich habe Darek schon lange nicht mehr berührt.
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Doch Darek weicht einen Schritt zurück. "Es geht mir
gut", antwortet er mürrisch. "Ich glaube, mit meinem
Sushi war etwas nicht in Ordnung. Mir ist einfach etwas unwohl.
Nichts, was mit einem Pfefferminztee nicht kuriert werden könnte."
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Ich weiß auch nicht warum, aber plötzlich überkommt
mich ein Drang, mich bei Darek zu entschuldigen. "Es tut
mir leid, was heute Morgen vorgefallen ist." Irgendwie macht
mich die ganze Situation etwas verlegen. "Ich...ich weiß
auch nicht, warum ich Kai-Uwe mitgebracht habe. Das war nicht
fair dir gegenüber. Es...es tut mir aufrichtig leid."
"Es braucht dir nichts leid zu tun", erwidert Darek.
Das habe ich eigentlich nicht erwartet, aber es ist keine schlechte
Wendung. Ich gehe erneut einen Schritt auf Darek zu, doch er weicht
wieder zurück. Verdutzt schaue ich ihn an.
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"Es braucht dir nichts leid zu tun, weil es mir völlig
egal ist. Verstehst du, Arek. Es ist mir egal ob du mit anderen
schläfst und es ist mir egal, ob du dich betrinkst. Arek,
du kannst mir mit nichts mehr was du tust wehtun. Ich habe heute
die Scheidung eingereicht. In einem Jahr bist du ein freier Mann."
Seine Worte lassen mich erstarren und ich schaue ihm mit geöffneten
Lippen an, unfähig etwas zu erwidern. Darek verlässt
mich. Er verlässt mich tatsächlich.
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Für ihn wäre damit alles gesagt. Er dreht sich um und
verlässt das Haus. Ich nehme an, er will in ein Hotel, aber
sicher bin ich mir nicht. Wie immer, wenn ich in eine beschissene
Situation gerate, greife ich zur Flasche. Wodka pur ist jetzt
das einzige, was mir helfen kann. Scheiße, er verlässt
mich!
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Ein Schluck folgt auf den nächsten und innerhalb weniger
Minuten ist der halbe Inhalt der Wodkaflasche in meinem Rachen
verschwunden. Und endlich bin ich in der Lage, einen klaren Gedanken
zu fassen. Wenn Darek die Scheidung will, dann soll er sie haben.
Aber er soll nicht mir die Schuld daran geben, dass unsere Ehe
gescheitert ist. Er war immer derjenige, der etwas auszusetzen
hatte, an mir, an meiner Art zu leben und zu denken. Er ist schuld,
verdammt!
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Nein, Oxana ist schuld. Dieses verfluchte Miststück! Wütend
zerschmettere ich die nun leere Flasche auf dem Boden. Sie hat
immer gegen mich gewettert und damit hat sie dafür gesorgt,
dass Darek mich verlässt. Ich hätte mich damals nicht
auf Dareks Idee mit den Kindern einlassen sollen, dann wäre
immer noch alles in Ordnung.
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Danach durchstöbere ich die Bar nach einer weiteren Flasche
Schnaps. Doch natürlich ist immer dann nichts da, wenn man
es am dringendsten braucht. Aber das ist auch kein Problem. Ein
Anruf und ein Taxi steht vor meiner Tür, um mich in die nächste
Bar zu fahren.
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