|
Darek ist jetzt wieder bekannt. Vermutlich bekannter als er es
jemals zuvor als Fußballer gewesen ist. Doch ich kriege
davon nicht das Geringste mit. Wir leben im selben Haus, mehr
aber auch nicht. Ich hab seit Tagen nicht mehr mit ihm gesprochen.
Und selbst wenn wir reden, wirklich etwas zu sagen haben wir uns
nicht. Sein Ruhm überrennt mich förmlich, als ich am
Morgen in den Garten hinaus gehe, um die Zeitung zu holen. Ich
hab sie bereits in der Hand, als plötzlich ein Bus hält
und eine Horde fremder Menschen aussteigt und beginnt, Fotos von
mir in Unterwäsche zu machen.
|
|
Sichtlich verwirrt drehe ich mich ohne ein Wort zu sagen um und
gehe auf direktem Weg zurück ins Haus. Was war denn das gerade?
Vorsichtig nähre ich mich dem Fenster im Esszimmer und wage
einen Blick in den Garten. Doch zu meinem Glück steigen die
letzten Leute bereits wieder in den Bus und fahren weg. Erst jetzt
bemerke ich, dass es einer der Tourbuse aus Studiotown ist.
|
|
Das gerade war wirklich mehr als seltsam und auf den Schreck muss
ich erst einmal was trinken. Und mit dem ersten Schluck beginnen
meine Gedanken zu rasen. Warum hält ein Tourbus vor meinem
Haus? Ich meine, ich bin zwar durchaus bekannt, aber in der Unterwelt.
Diese Art von Publicity würde mir gar nicht gut tun.
|
|
"Dad, hast du den Bus gerade gesehen?" Joanna kommt
die Treppe herunter und sieht sichtlich erregt aus. Ich nicke.
Doch bevor ich etwas fragen kann, plappert sie weiter. "Das
ist echt unfassbar! Die erste Folge mit Paps als Dr. Slake Dewory
wird erst übermorgen ausgestrahlt und die Fans kommen jetzt
schon vorbei."
|
|
Darek kommt erst spät am Abend nach Hause und geht gleich
hoch ins Schlafzimmer. Ich folge ihm und finde ihn schließlich
auf dem Balkon. "Warum hast du mir nicht erzählt, dass
du bei "Wirrungen der Begierde" mitspielst. Warum hast
du überhaupt nicht gesagt, dass du wieder arbeitest?",
frage ich ihn gerade heraus.
|
|
Darek lacht einmal kurz auf. "Solltest du dich nicht eher
fragen, warum du nicht einmal mitbekommen hast, dass ich arbeite,
dass ich den halben Tag nicht im Haus bin?" Das bringt
mich ein wenig aus der Fassung, aber ich fange mich schnell
wieder. "Ich arbeite schließlich auch und das meist
nachts. Ich kann nicht alles mitkriegen." "Und wenn
du nicht gerade arbeitest, dann betrinkst du dich. Und dann
kriegst du eh nichts mit. Ja, Arek. Ich hätte wirklich
daran denken sollen, dass du nichts mitkriegst. Zumindest nicht
so, wie du jetzt bist." Darek sieht mich mit einem Blick
an, der irgendwo zwischen Mitleid und Verachtung liegt. Beides
gefällt mir nicht im Geringsten.
|
|
Wütend laufe ich runter und bestelle mir ein Taxi. Was fällt
Darek ein jetzt mir die Schuld daran zu geben, dass er nicht mit
mir redet? Ist das etwa meine Schuld? Das Taxi hält vor meinem
Lieblingsclub in der Stadt und ich bestelle mir gleich einen Wodka-Lemon
an der Bar.
|
|
Und nach den ersten zwei Drinks bessert meine Laune sich auch
schlagartig. Und das liegt auch nicht zuletzt an dem heißen
neuen Gogo-Tänzer, der sich langsam von seinen Kleidungsstücken
trennt. Ich sollte ihn mal ansprechen, wenn er mit seiner Darbietung
fertig ist.
|
|
Doch noch bevor ich den Gogo-Tänzer näher untersuchen
kann, kommt ein anderer Typ auf mich zugetanzt. Und dabei scheut
er nicht den Körperkontakt zu mir. Aber ich kann es ihm nicht
verübeln, schließlich sehe ich einfach heiß aus.
|
|
Und so kommt es, dass ich den Showtänzer vergesse und mich
meinem persönlichen Tänzer widme. Denn es stellt sich
schnell heraus, dass der Typ alles andere als von schlechten Eltern
ist. Jung, sportlich und unheimlich sexy. Genau das, was ich jetzt
brauche.
|
|
Wir tanzen eine ganze Weil zusammen, bis ich ihn plötzlich
in den Po kneife, der übrigens aller erste Sahne ist, und
ihn in eine ruhigere Ecke des Clubs führe, wo wir ungestört
sein können. Weiter muss ich auch nichts tun, denn sofort
spüre ich seine starken Hände, die unter mein Shirt
wandern und seine Zunge in meinem Mund. "Du gehst ja ganz
schon ran", bemerke ich breit grinsend, als er mir mal Gelegenheit
zum atmen lässt. "Willst du nicht mit zu mir kommen?",
frage ich ihn, während ich an seinem Ohrläppchen knabbere.
"Dort können wir es uns viel bequemer machen."
|
|
Das Taxi ist schnell bestellt und nur wenige Minuten später
bin ich wild knutschend auf dem Weg von der Haustür zu meinem
Schlafzimmer. Und schon auf dem Weg dorthin fallen die ersten
Kleidungsstücke.
|
|
Und als wir endlich im Schlafzimmer ankommen, gleiten auch die
letzten Kleidungsstücke an unseren Körpern herunter.
Und mit einem inbrünstigen Lustschrei stoße ich meine
Eroberung auf das Bett und hüpfe hinterher.
|
|
Ich weiß nicht genau wann das Bett endlich zur Ruhe gekommen
ist, aber es muss spät gewesen sein. Und ich hab auch nicht
die geringste Ahnung, wie mein Lover auf den Boden gekommen ist.
Überhaupt liegt alles was letzte Nacht passiert ist, hinter
einem dünnen Schleier verborgen.
|
|
Als ich aufwache, fühle ich mich toll. Ich weiß, dass
ich großartigen Sex hatte. Doch mit wem? Das Bett ist zwar
zerwühlt, aber ich kann niemanden entdecken. Erst als ich
mich aufrichte, sehe ich am Boden neben dem Bett zwei behaarte
Beine. Sofort schießt das Bild von Dareks in meinen Kopf
und voller Vorfreude richte ich mich auf. Doch dort liegt nicht
Darek, sondern irgendein Typ, an dessen Namen ich mich nicht im
Mindesten erinnern kann. Und sofort verschlechtert sich meine
Laune. Ohne Darek ist es einfach...leer.
|
|
Ich schnappe mir meinen Bademantel und wecke den Typen auf dem
Boden. "Du solltest jetzt besser gehen", ist das einzige
was ich zu ihm sage, als er seine Augen öffnet. Und dann
mache ich mich auf den Weg zur Bar. Verdammt! Warum kann Darek
mir alle schönen Momente kaputt machen?! Und während
ich einen Martini in mich hinein kippe kommt meine Eroberung,
immer noch nackt wie Gott ihn schuf, ins Wohnzimmer. "Kann
ich mich wenigstens duschen?", fragt er. "Das Bad ist
gleich um die Ecke". Ich dreh mich in Richtung der Tür
um ihm den Weg zu zeigen, als mein Blick plötzlich auf Darek
fällt, der langsam, Stufe für Stufe, die Treppe herunterkommt.
|
|
Er starrt mich zunächst einige Sekunden wortlos an. Dann
wendet er sich meiner Eroberung zu. "Hallo, Kai-Uwe!".
"Hallo, Mr. B.", antwortet dieser sichtlich verlegen
und versucht seine Männlichkeit so gut es geht zu verbergen.
"Es ist wohl besser, wenn ich doch sofort gehe." Darek
nickt nur zur Bestätigung und Kai-Uwe verschwindet in den
Flur, wo er seine Hose anzieht und schnell unser Haus verlässt.
Als ich meine Sprachlosigkeit überwunden habe und gerade
etwas sagen will, blockt Darek mich ab. "Du brauchst mir
nichts zu erklären Arek. Du kannst treiben was und mit wem
du es willst." Darek bleibt dabei vollkommen ruhig, obwohl
ich eigentlich mit einer riesen Szene gerechnet...auf eine gehofft
habe.
|
|
"Wenn du dich mit jemandem treffen willst", fährt
er fort, "dann mach das. Nur bring ihn nicht mit in mein
Haus. Ich will nicht, dass Orion irgendwelche nackten Kerle und
meinetwegen auch Frauen durchs Haus laufen sieht." Er macht
eine Pause und ich hab gehofft, dass er mit seiner Moralpredigt
fertig ist, doch dann folgt noch eine Bemerkung. "Und ich
will nicht, dass die Presse mitkriegt, dass mein Ehemann fremdgeht.
Also sorg dafür, dass dich niemand dabei beobachtet, wie
du in fremde Betten steigst."
|
|
Er wendet sich von mir ab und geht wieder die Treppe hinauf. Dann
bleibt er aber doch noch einmal stehen und sieht mich an. "Gott,
Arek, Kai-Uwe?!". Dabei sieht er mich mit einer Mischung
aus Verständnislosigkeit und Abscheu an. "Der Junge
ist doch gerade 23 Jahre alt!"
|
|
Darek lässt mich mit einer Mischung aus Wut und Erleichterung
allein im Wohnzimmer stehen. Erleichtert bin ich, weil ich so
glimpflich davon gekommen bin. Ich hab sogar die Erlaubnis von
ihm erhalten, mit jedem in die Kiste zu steigen, der mir über
den Weg läuft. Und genau das macht mich wütend. Er ist
schließlich mein Mann. Es sollte ihm nicht egal sein, wenn
ich fremd gehe. "ARRHHH, verdammt Darek!", schreie ich
aus vollem Halse heraus und schlage mit der Faust gegen die Duschkabine.
Und dann drehe ich den Kaltwasserhahn auf und reagiere so meine
Wut ab.
|
|
|