Aufgabe 17
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Auch wenn das gestrige Treffen von Winfried unterbrochen wurde, weiß Kassandra nun, dass sie eine Großmutter in SimCity hat. Sie kommt nach der Schule wieder zu uns. Und auch Cornelia ist wieder da. Sie hat gehofft, dass Kassandra vorbeikommt. Diesmal verläuft das Essen weniger verkrampft und die beiden kommen sich näher.


Und beim Fernsehen tauen sie endgültig auf. Kassandra versucht ihrer Großmutter so viel wie möglich von ihrem Leben zu erzählen und Cornelia saugt jede Silbe begierig auf. Auf diese Weise erfährt sie auch viel von ihrer Tochter Julia.


Als Cornelia das Haus verlässt, bleibt Kassandra noch bei uns. Sie muss nachdenken. Sie kennt nun zwei Geschichten, einmal die Geschichte ihrer Eltern, die ihre Großeltern immer als böse Menschen dargestellt haben und nun die Geschichte ihrer Großmutter, die alles in ein anderes Licht rückt. Und während sie Cornelias selbst gemachte Pralinen isst, wird ihr klar, dass sie die Wahrheit selbst herausfinden muss.


Sie spielt noch ein wenig mit Fifi und macht sich dann auf den Weg nach Hause. Zu einem Zuhause, dass sie nun mit etwas anderen Augen sieht.

 

 


Jetzt wo ich wieder einen Job habe, versucht Darek es auch noch einmal. In der Zeitung stehen wieder einige Angebote. Es ist zwar nichts dabei, was Darek wirklich interessiert, aber darauf achtet er bei der Jobsuche schon lange nicht mehr.


Er pickt sich einfach eine Stellenanzeige als Kellner raus und ruft an. "Ja, die Stelle ist noch frei", meldet sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. "Dariusz Brodlowski war Ihr Name?...Na gut Herr Brodlowski, sie können dann morgen früh vorbeikommen. Ich kann sie jetzt schon in unserem Team begrüßen." Darek kann es kaum fassen. Es hat tatsächlich funktioniert eine Anstellung zu bekommen.


Erst steht er fassungslos über sein Glück am Telefon, doch dann bricht er in Jubel aus. Ich schwimme gerade im Pool als Darek durch die Terrassentür stürmt, auf den Pool zuläuft und einfach in seinen Kleidern in den Pool hechtet.


Sobald er wieder aufgetaucht ist, schwimmt er auf mich zu und küsst mich überglücklich. "Ich habe jetzt auch wieder einen Job", erklärt er mir freudestrahlend als er meinen leicht verwirrten Gesichtsausdruck sieht. Wir klettern beide aus dem Pool, allerdings ohne nennenswerte Unterbrechung beim Küssen und landen auf den Strandtüchern am Pool, wo wir das fortsetzen, was wir einige Nächte zuvor unterbrochen haben.


Und danach bleiben wir einfach im Garten liegen. Heute ist eine von diesen warmen Spätsommernächten in SimCity. "Ich denke, dass bald wieder die Sonne in unserem Leben scheinen wird. Die letzte Zeit war nicht einfach, aber jetzt geht es bergauf. Wir beide haben ein Job, Kinder die kaum Probleme machen und wir haben uns." Ich streichle sanft Dareks Hand, während er spricht, und nehme ihn dann in den Arm. Und so schlafen wir dann, eingehüllt in eines der Badetücher, engumschlungen im Garten ein.

 

 


Wie früher begrüßt mich Fifiorella nun wieder, wenn ich nachts von der Arbeit komme. Dabei fällt mir auf, dass sie immer noch diesen seltsamen Grünstich aufweist. Ich muss mit ihr demnächst mal wieder zu dieser Madame Gruselinde, auch wenn es mir allein bei dem Gedanken kalt den Rücken herunter läuft.


Gleich am nächsten Morgen fahre ich in die Altstadt. Erleichtert stelle ich fest, dass Madame ihren Laden immer noch betreibt. Ein bekannter Teufel ist besser als ein fremder. Sie erkennt mich sofort wieder. "Herr Brodlowski. Welcher Umstand verleiht mir diesmal die Ehre?" "Es geht wieder um meinen Hund. Er ist grün, wie vor drei Jahren. Können Sie ihr helfen." "Das kann ich", antwortet sie sogleich. Doch dann fragt sie mich ernst: "Aber sind sie nicht der Meinung, dass es Zeit ist, ihren Hund gehen zu lassen. Sie hat ihr Leben gelebt. Verlängern Sie es nicht unnötig weiter." Ich schaue sie nur verwirrt an, doch bevor ich fragen kann, was sie meint, beginnt sie schon mit ihrer unheimlichen Beschwörung.


Von Madams Erfolg kann ich mich gleich überzeugen, als Fifiorella wieder ganz in braun in den Laden läuft. Ich will mit ihr schon den Laden verlassen, als Madame meine Hand greift. "Ich möchte aus ihrer Hand lesen. Doch bedenken Sie, dass zu viel Wissen sehr schädlich sein kann." Ihr Gesicht ist absolut ernst, was mir das Gefühl gibt, dass sie tatsächlich etwas von dem versteht, was sie sagt und ich erlaube ihr, mir die Zukunft vorauszusagen. Eine Weile betrachtet sie meine Handfläche und fährt die einzelnen Linien ab. "Ich sehe Erfolg und Geld in naher Zukunft, großen Erfolg. Und ich sehe...eine Person...eine Frau in ihrem Leben. Mit ihr ist ihre ganze Zukunft verbunden, nein ihr ganzes Leben." Ihre Stimme klingt leicht bedrohlich, als sie von dieser Frau spricht. Und in den folgenden Worten schwingt bedauern mit. "Ihre Lebenslinie endet sehr abrupt. Sie ist nicht vollendet…und kurz. Das kann sehr viel bedeuten...Schlechtes bedeuten. Aber sie hat Verzweigungen. Ihre Familie wird bestehen bleiben, auch wenn ...ich glaube das reicht. Zu viel Wissen ist nicht gut, wie ich schon sagte."


Ich bedanke mich und verlasse Madames Laden. Für einen kurzen Augenblick will ich ihrer Prophezeiung eine Bedeutung beimessen, doch dann wird mir klar, dass das alles nur Unsinn ist. Als ich weg bin starrt Madame noch lange Zeit gedankenvoll vor sich hin. "Genieße dein Leben Arkadiusz", murmelt sie leise, "Genieße es, solange du es noch kannst."

 

 


Cornelia und Kassandra treffen sich nun immer öfter bei uns. Und in der Zwischenzeit haben sie sich recht gut kennengelernt.


Und auch die Mädchen haben Kassandra nun näher kennengelernt. In der Schule war sie immer die Streberin, mit der keiner etwas zu tun haben wollte, doch bei uns zeigt Kassandra auch ihre nette und witzige Seite.

 

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kor. 21.01.2011