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Darek hört unsere panischen Schreie und läuft sofort
zum Telefon, um die Feuerwehr zu rufen.
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Und dann rennt er zum Grill, wo Orion und Joanna, und zu meiner
Schande muss ich gestehen auch ich, panisch herumrennen und wild
mit ihren Händen in der Luft fuchteln, als ob davon das Feuer
weniger werden würde. Unterwegs begegnet Darek einer bewegungslos
am Boden liegenden Fifiorella und glaubt schon, dass sie sich
in den Flammen verletzt hätte. Aber Fifi macht nur einen
makabren Scherz und spielt toter Hund, wenn gerade das Haus abbrennt.
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Und zu unserer Rettung kommt auch wenige Minuten später die
Feuerwehr. Und das ist auch nötig, denn auch Darek macht
nichts anderes als zu versuchen, das Feuer mit seinem Geschrei
und durch wilde Armbewegungen zu löschen.
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Aber wenigstens sind die Burger jetzt gut durch und sehen immer
noch sehr bekömmlich aus.
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Und nach diesem Abenteuer schmeckt das Essen sogar, auch wenn
es etwas angebrannt ist. Es ist das erste Mal, dass die ganze
Familie zusammen ist. Und was mich angeht, ist es tatsächlich
die gesamte Familie.
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Im Grunde hat das Feuer keinen Schaden angerichtet. Der Verlust
des Beistelltisches ist nun wirklich nicht der Rede wert. Und
ich glaube, irgendwie sind Darek und ich uns dadurch wieder näher
gekommen. Als ich in der Nacht von der Arbeit komme, gehe ich
nach oben in sein Schlafzimmer, wie ich es so oft in den letzten
Tagen gemacht habe. Doch diesmal liegt nicht Orion schlafend im
Bett, sondern tatsächlich Darek.
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Und darauf habe ich gehofft. Ich möchte mich zu ihm legen
und neben ihm einschlafen. Doch ich kann es nicht. Ich kann es
selbst nicht nachvollziehen. Ich habe meine Kleider ausgezogen
und war schon mit einem Fuß unter der Decke, doch plötzlich
sehe ich Dareks enttäuschtes Gesicht vor meinem inneren Auge,
wenn er am Morgen aufwacht und mich sieht und weiß, dass
ich mich an nichts halte, was ich ihm verspreche. Und deshalb
gehe ich wieder.
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Und mein Weg führt mich an der Bar vorbei und ich kann dem
Anblick der Wodkaflasche, die verlockend im Mondschein glitzert,
nicht wiederstehen. Die Situation mit Darek frustriert mich, aber
es ist beruhigend zu wissen, dass der Alkohol meine Lage immer
wieder aufbessert.
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Als Darek am Morgen aufwacht, spürt er, dass etwas anders
ist. Das ich im Zimmer war ist offensichtlich, denn meine Kleider
liegen immer noch neben dem Bett, aber er spürt eine seit
Tagen verlorenen innere Führung, die plötzlich wieder
auftaucht. Und es ist ein erfrischend schönes Gefühl.
Ich weiß wovon ich spreche, denn dasselbe habe ich bereits
letzten Abend verspürt. Und um dieses Gefühl zu genießen,
bleibt er einfach einige Minuten auf dem Bett liegen immer im
Bewusstsein, dass ihn eigentlich etwas drängt nach unten
zu gehen und alles fürs Frühstück vorzubereiten.
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Doch dann macht er sich doch auf den Weg in die Küche, schneidet
Zwiebeln und brät Speck an und serviert dazu ein leckeres
Rührei. Und das hat zur Folge, dass Orion zum ersten Mal
seit Tagen ein ordentliches Frühstück erhält, bevor
er, pflichtbewusst wie immer, zur Vorschule geht.
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"Oh, nein Dad! Ich hab schon wieder nasse Füße."
Joanna steht in einer großen Wasserpfütze, die sich
durch das aus der Spülmaschine tropfende Wasser immer weiter
vergrößert. Es wird wirklich Zeit sie zu reparieren.
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Und dann mache ich mich auch umgehend an die Arbeit. Jetzt zahlt
sich das Gartenzwerge Schnitzen doppelt aus, denn die mechanischen
Fähigkeiten aus dieser Erfahrung sind im Haushalt ständig
nützlich.
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"Paps, warum hast du eigentlich den neuen Vertrag nicht angenommen?",
fragt Joanna Darek, als sich die beiden eine neue Episode von
"Wirrungen der Begierde" ansehen. Darek starrt erst
sie an und dann den Fernseher und schließlich gibt er eine
eigenartigen Grunzlaut von sich. "Ich habe keine Ahnung,
um ehrlich zu sein", antwortet er schließlich, "denn
eigentlich hat der Job mir wirklich Spaß gemacht."
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"Und was hast du jetzt vor, nach dem Abi? Ich hab gehört,
du willst mit Tobias verreisen?" Auch Joanna schaut nur verwundert
auf den Fernseher vor sich. "Ja, eigentlich hatte ich das
vor", sagt sie schließlich zögerlich, "doch
wirklich Lust zu verreisen habe ich gar nicht. Und vor allem sollte
ich Tobias anrufen. Ich hab ihn jetzt schon zwei Wochen nicht
gesehen und gesprochen. Ich hoffe er ist mir nicht böse.
Und dann muss ich mir ernsthaft überlegen, wie ich mir mein
weiteres Leben vorstelle."
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Und dann gibt es für sie kein Halten mehr und sie eilt zum
Hörer und wählt Tobias Nummer. "Hallo Tobi, ich
hab dich vermisst", haucht sie in den Hörer als sie
seine erfreute Stimme hört. "Komm doch gleich vorbei.
Jetzt wo ich mein Abi in der Tasche habe, kann ich mich wieder
ganz dir widmen."
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Und es dauert wirklich nicht lange, bis Tobias vor unserem Haus
steht und seine Zunge in den Hals meiner Tochter steckt. Ich gönne
Joanna wirklich ihr Glück, aber diesen Typen konnte ich vom
ersten Augenblick an nicht leiden. Ich weiß nicht was er
von Joanna will, aber sicherlich nichts Gutes.
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"Kommst du morgen Abend wieder mit?", fragt er Joanna
als die beiden ungestört im Garten sind. "Ich könnte
deine Hilfe gebrauchen, diesmal ist es aber ein wenig gefährlicher.
Ich will in eine Villa einbrechen. Der reiche Sack, der da lebt,
hat ohnehin genug Geld." Er sieht ihr lange in die Augen
und küsst sie dann zärtlich. "Ich würde mich
wirklich wohler fühlen, wenn du mitkämest Joanna."
Joanna errötet leicht bei seinen Worten, aber ein ehrliches
Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht und sie streichelt Tobias'
Nacken. "Natürlich komme ich mit."
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