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Ich schrieb gerade in mein Tagebuch, als
meine Großmutter das Wohnzimmer betrat. "Opa und ich
gehen schon mal vor zur Kirche, Liebes. Du weißt ja, wir
zwei brauchen etwas länger für den Weg als du junges
Ding", sagte sie schmunzelnd. "Ok, ich komme dann gleich
nach", antwortete ich ihr. "Und haltet mir einen Platz
frei". Meine Oma gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und
verließ dann mit meinem Opa die Wohnung.
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Ich hielt noch den letzten Gedanken in meinem
Tagebuch fest und wollte mich dann ebenfalls auf den Weg machen.
Ich war schon fast bei der Tür, als das Telefon klingelte.
Es war dieser Anruf, der meine Leben verändern sollte.
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Es war meine Zwillingsschwester Joanna, die anrief. Ich weiß
nicht, warum ich nicht auf die Nummernanzeige des Telefons geachtet
hatte. Hätte ich gewusst, dass sie es ist, ich hätte
nicht abgehoben. Doch jetzt war es zu spät und meine Schwester
fing sofort an zu erzählen: "Xana, ich werde heiraten
und ich möchte, dass du auch dabei bist. Du musst meine Trauzeugin
sein"
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Ich schwieg. In meinem Hals begann sich ein dicker Klos zu bilden.
Natürlich freute ich mich für meine Schwester. Aber
wie konnte sie erwarten, dass ich zu ihrer Hochzeit kam? "Er
wird auch da sein, hab ich recht?", fragte ich sie schließlich.
Joanna wusste sofort, wen ich meinte. "Natürlich wird
Dad dabei sein. Er ist doch unser Vater", antwortete sie
mir.
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"Dann wirst du verstehen, dass ich nicht kommen kann",
erklärte ich ihr. Doch so leicht wollte meine Schwester nicht
aufgeben: "Xana, du musst kommen. Kannst du Dad nicht endlich
verzeihen?". "Nein!". Darüber brauchte ich
nicht nachzudenken. Da gab es nichts zu verzeihen. Er hat mich
aus dem Haus geworfen. Wenn sich jemand entschuldigen müsste,
dann war er das. Ich hatte es nicht mehr ertragen können,
wie er meinen Paps, seinen Ehemann, immer und immer wieder betrog,
wie er meine Geschwister und mich ein ums andere Mal im Stich
ließ. Und als er Paps dann im Suff zusammengeschlagen hatte,
da konnte ich nicht anders. Ich musste die Polizei rufen. Dieses
Schwein hat es nicht anders verdient. Ich verstand einfach nicht,
wieso Joanna immer noch zu ihm hielt. "Xana, bitte!",
flehte sie mich an. "Und wenn nicht mir zuliebe, dann tu
es für Paps. Du solltest wirklich so schnell wie möglich
kommen, denn....". Ich wollte ihr nicht mehr länger
zuhören. Ich konnte es einfach nicht ertragen. Für Paps
habe ich mich gegen Dad aufgelehnt. Ich konnte einfach nicht länger
mitansehen, wie er von ihm behandelt wurde. Das schlimmste war
aber, dass er nichts unternommen hatte, als Dad mich aus dem Haus
geschmissen hat. Anstatt ihm die Meinung zu sagen, ist er zurück
in seine Arme gelaufen und ich war der Preis, der dafür geopfert
werden musste. Nein, auch ihn wollte ich nicht wieder sehen und
mir war egal, was für eine dringende Angelegenheit es geben
sollte. Paps werde ich vielleicht einmal verzeihen können,
aber zu diesem Zeitpunkt konnte ich es mit Sicherheit nicht.
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Ich legte auf. Das Telefon klingelte noch
einige Male und ich wusste, dass es Joanna war. Aber ich hatte
ihr bereits alles gesagt. Und da wurde mir bewusst, dass ich endlich
einen Schlussstrich ziehen musste. Ich wollte nichts mehr mit
meinen Eltern zu tun haben. und dafür war es notwendig, dass
ich mich auch von dem Rest meiner Familie löste. Wenn Joanna,
mein Bruder oder auch meine Großeltern wüssten, wo
ich war, dann würde ich immer wieder zurück auf meine
Eltern kommen. Und das wollte ich nicht mehr. Deshalb gab es nur
einen Weg für mich. Ich musste weg und ein neues Leben beginnen.
Ich schrieb meinen Großeltern einen Abschiedsbrief. Es tat
mir so weh, diese beiden lieben Menschen einfach so ohne ein Wort
zu verlassen. Sie haben mich bei sich aufgenommen, als ich nicht
wusste, wo ich hin sollte. Und sie waren es, die mir geholfen
haben, den Schmerz zu ertragen. Aber ich musste einfach gehen.
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Ich packte meine Sachen zusammen und stieg in das nächste
Taxi. Doch wo sollte ich hin? In Warschau konnte ich nicht mehr
bleiben. Sollte ich mir also eine neue Existenz in einer anderen
polnischen Stadt aufbauen? Oder doch zurück in die SimNation?
Nach SimCity konnte ich auf keinen Fall, aber das Land war groß.
SantRegina, SimVille, Simtropolis? Oder doch ein völlig fremdes
Land? Ich wusste es nicht.
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Trotzdem fuhr ich zum Flughafen. Und ich
weiß nicht, ob es Zufall war oder doch göttliche Fügung
als mir genau dort eine Zeitschrift in die Hände viel. "Neue
Ölfunde in der SimNation! Regierung startet großes
Besiedlungsprogramm in der Siera Simlone." Und da war für
mich klar, wo ich hin musste. Zurück in die SimNation um
ein neues Leben zu beginnen.
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